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22.12.07 / Musik machen bringt Spaß / Kinder an die Welt der Klänge heranführen – Ob Blockflöte, Geige oder Akkordeon, das Kind sollte entscheiden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Musik machen bringt Spaß
Kinder an die Welt der Klänge heranführen – Ob Blockflöte, Geige oder Akkordeon, das Kind sollte entscheiden
von Anja Schäfers

Die meisten Kinder erleben Musik schon als Baby. Sie beruhigen sich bei einer gesummten Melodie oder einem Lied wie „Schlaf, Kindchen, schlaf“. „Leider hören viele Eltern damit auf, wenn ihr Kind älter wird“, sagt Maxi Heinicke, Musikpädagogin und Mitarbeiterin des „Klingenden Museums“ in Berlin. „Ich kann nicht singen“ sei wohl das häufigste Argument dafür. Dabei wäre Kindern das egal. Sie hätten auch an schief gesungenen Liedern ihre Freude.

Das Singen der Eltern macht Kleinkindern Spaß und fördert ihre Sprachentwicklung und ihr Rhythmusgefühl. Grundsätzlich seien dafür alle Lieder geeignet. Auch durch einen laut mitgesungenen Popsong aus dem Radio lasse sich die Begeisterung für Musik vermitteln. „Am besten begreifen Kinder allerdings Kinderlieder“, berichtet Heinicke. Wer sich nur an „Hänschen klein“ oder „Backe, backe Kuchen“ erinnere, könne sich ein Liederbuch oder eine CD besorgen.

So wie Eltern anfangs oft mit dem Säugling auf dem Arm durch die Wohnung tanzen, gehöre auch später die Bewegung zur Musik dazu. „Das begleitende Hören hilft Kindern, die Musik besser zu verstehen“, sagt Heinicke. Zuerst würden diese andere Menschen nachahmen. Sie drehen sich zum Beispiel im Kreis und strecken die Arme wie die Mutter oder spielen Luftgitarre wie der Vater. Bald finden sie auch eigene Ausdrucksformen.

Kinder sind neugierig auf jede Art von Geräuschen, Tönen oder Rhythmen. „Sie müssen Dinge wie laut und leise, die uns selbstverständlich erscheinen, erst noch entdecken“, erläutert die Musikpädagogin. Gemeinsam mit dem Nachwuchs könne man zum Beispiel tropfendem Wasser lauschen, auf Kochtöpfe hauen und Krach machen oder eine Rassel aus Reis und einer Pappschachtel bauen.

Die professionelle musikalische Früherziehung beginnt meist im Alter von vier Jahren. „Hier können Kinder spielerisch ihre musischen Fähigkeiten entfalten“, sagt Claudia Wanner vom Verband deutscher Musikschulen. In kleinen Gruppen singen, tanzen und improvisieren die Jüngsten. Sie beschäftigen sich mit Musik und Naturgeräuschen oder lernen Noten und Musikinstrumente kennen.

Bei vielen Kindern entsteht dadurch der Wunsch, in einem Chor zu singen oder ein Instrument zu erlernen. Etliche Musikschulen bieten daher ab dem Vorschulalter ein Schnupperjahr oder das sogenannte Instrumentenkarussell an. „Hier probieren die Kinder verschiedene Musikinstrumente aus“, erläutert Wanner. In der Gruppe spielen sie zum Beispiel jeweils einige Wochen Gitarre, Violine, Flöte, Cello oder Trompete.

Die Zeiten, in denen sich jeder Anfänger mit der Blockflöte abquälen mußte, sind vorbei. „Es ist wichtig, daß ein Kind sich sein Instrument selbst aussuchen kann“, sagt Maxi Heinicke. Als Mutter oder Vater sollte man aber darauf gefaßt sein, daß es nach ein bis zwei Jahren wechseln möchte. Daher sollte man anfangs große Anschaffungen vermeiden. Teure Instrumente wie Violine oder Klavier könne man immer auch ausleihen.

Eltern sollten möglichst keinen Leistungsdruck aufbauen. Zuerst gehe es darum, daß Kinder selbst Musik machen und diese intensiv erleben. „Anfängern fällt es zum Beispiel schwer, einem Instrument wie der Geige schnell saubere Melodien zu entlocken“, berichtet die Musikpädagogin. Es sei eher kontraproduktiv, wenn Eltern von ihrem Kind erwarten, daß es rasch ein Stück erlerne und dies zu Weihnachten vortrage.

Gerade jüngere Kinder würden es aber mögen, wenn sich Vater oder Mutter beim Üben zu ihnen setze. „Dann kann man zum Beispiel zusammen mit den Teddys und Puppen Publikum spielen“, schlägt Heinicke vor. Dabei gehe es nicht darum, das Kind zu kontrollieren, sondern seine Leistung anzuerkennen und es zu motivieren.

Für das Üben können Eltern auch eine positive Routine fördern. „Das muß nicht viel Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Claudia Wanner. Anfangs würden dafür vielleicht 20 Minuten täglich zum Beispiel vor oder nach den Hausaufgaben reichen. Dadurch würden Kinder weiterkommen und Erfolgserlebnisse haben.

Auch das Musizieren in der Gruppe kann hilfreich sein. Ob Flötenkreis oder Rockband, hier treffen Kinder auf Gleichgesinnte, und oft entstehen dabei Freundschaften. Und nicht nur das gemeinsame Proben mache Spaß, meist trete man auch zusammen auf.

Als Eltern sollte man sich immer für die gesamte Situation interessieren. Hat mein Kind Spaß am Spielen dieses Instruments? Übt es gerne und mag es den Unterricht? „Auch das Gespräch mit der Lehrkraft ist wichtig“, sagt Wanner. Denn mitunter sind Veränderungen ratsam. Für manche Kinder ist das ursprüngliche Instrument nicht das richtige oder sie kommen mit einem bestimmten Lehrer nicht klar. Andere können mit Klassik nichts anfangen, blühen aber bei einer anderen Musikrichtung auf.


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