25.04.2024

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05.01.08 / La deutsche Vita

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

La deutsche Vita
von Harald Fourier

Im November lief im ZDF diese Serie über die „Wohngemeinschaft Deutschland“. Es war eine verkitschte und verniedlichende Aneinanderreihung von Dokumentationen und Berichten über das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern. Unter anderem gab es eine Sendung, in der ausländische Gastronomen porträtiert wurden: eine Pizzeria hier, ein Inder dort und natürlich ein Chinese.

Das richtige Thema also, um alle gängigen Klischees mal wieder aufzuwärmen. Seit 20 Jahren versuchen Volkspädagogen, die multikulturelle Gesellschaft buchstäblich   schmackhaft zu machen, indem sie so tun, als bedeute ungehinderter Zuzug von Ausländern vor allem ein „Mehr“ an gastronomischer Vielfalt. Wer denkt schon an Konflikte und Probleme wie in Kreuzberg und Neukölln, wenn er zum Portugiesen um die Ecke geht?

So erfreulich die vielen ausländischen Gasthäuser auch sind – es gibt auch einen anderen Trend, auf den ich seit Jahren gehofft habe: die Rückkehr der Königsberger Klopse!

Früher gab es in Berlin ziemlich genau ein Lokal, in dem meine Lieblingsspeise serviert wurde, das ostpreußische Spezialitätenrestaurant „Marjellchen“ in Charlottenburg (Mommsenstraße 9).

Zur Zeit aber schießen neue Lokale mit  Königsberger Klopsen auf der Karte wie Pilze aus dem Boden. In der Residenzstraße und in den Schönhauser-Allee-Arkaden gibt es sie schon seit einigen Jahren in zwei Imbissen regelmäßig. Dann kamen alleine im Prenzlauer Berg das „Courage“ (Kollwitzstraße / Saarbrücker Straße) und das Bangin (Kollwitzstraße / Knaackstraße) dazu. Letzteres nennt sich modern „Cross-over-    Restaurant“ (zu Deutsch in etwa: „Quer-Beet-Restaurant“), was immer das auch heißen mag. Auf jeden Fall sind jetzt öfter auch Klopse auf der Wochenkarte.

Und dann machte neulich ein neuer Laden („Meierei“) in der Kollwitzstraße 43 auf, der extra Flugblätter verteilen ließ: Königsberger Klopse 9,80 Euro, stand da ganz oben. Leider war es nur ein Eröffnungsangebot. Nebenan, in der Belforter Straße 22, hat das „Café  Fröhlich“ gerade neben Hirschgulasch und Berliner Leber auch die ostpreußischen Fleischbällchen für nur 7,50 Euro auf die  Karte genommen.

Das sind vier Lokale in unmittelbarer Nähe, und alle entdecken gerade die ostpreußische Küche neu. Wer hätte das gedacht? Vor 20 Jahren wurde dieses Gericht hier, in Ost-Berlin, wenn überhaupt, dann getarnt als „Kochklopse“, angeboten – oder schlimmer noch als „Kaliningrader Klopse“. Auf so einen Schwachsinn würde heute kein Mensch mehr kommen. Gut so!


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