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05.01.08 / Wie die Wurzeln eines Baumes / Auch in diesem Jahr warten wieder viele Gedenktage auf kulturell Interessierte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

Wie die Wurzeln eines Baumes
Auch in diesem Jahr warten wieder viele Gedenktage auf kulturell Interessierte
von Silke Osman

So manche Zeitgenossen sind einfach nicht zu beeindrukken. Da kann man von kulturell so wichtigen Ereignissen berichten wie etwa dem 175. Todestag des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe, der im vergangenen Jahr begangen wurde. Eichendorff ließ sie ebenso kalt wie Sudermann. „Wir leben im Heute“, tönen sie selbstherrlich, „was interessiert uns, was gestern gewesen ist?“ Na klar, im 21. Jahrhundert ist es an der Tagesordnung, sich nur mit der Gegenwart zu beschäftigen. Allenfalls wagt man einen Blick in die Zukunft.

Doch die Leistungen der vor uns Lebenden, seien sie auch noch so gering, sind nicht aus dieser Welt wegzudenken. Sie sind wie bunte Mosaiksteinchen, die das Ganze erst ausmachen.

Und hinter diesen Leistungen verbergen sich Menschen mit all ihren Licht- und Schattenseiten, Menschen, die in ihrer Zeit Großes vollbrachten, ohne das unser Leben hier und heute ganz gewiß anders wäre.

Auch in diesem noch so jungen Jahr steht nun wieder eine Reihe von Gedenktagen an, an denen man die kulturellen Leistungen des deutschen Volkes festmachen kann. Eine Auswahl mag dies deutlich machen.

Nach Wilhelm Busch (siehe Artikel oben auf dieser Seite) ist ein zweiter großer Zeichner und Beobachter zu ehren: Vor  150 Jahren wurde Heinrich Zille im sächsischen Radeburg geboren (10. Januar). 200 Jahre sind vergangen, da Carl Spitzweg, der Meister des Biedermeier, in Unterpfaffenhofen das Licht der Welt erblickte (5. Februar).

Musikfreunde werden ihr Augenmerk auf den 13. Februar richten: Vor 125 Jahren starb der Komponist Richard Wagner in Venedig.

Seine Tiergeschichten machten ihn berühmt: Der Baltendeutsche Manfred Kyber starb vor 75 Jahren (10. März) in Löwenstein bei Heilbronn. 100 Jahre wäre Herbert von Karajan geworden, der Meister des Taktstocks (5. April) aus Salzburg.

Einer ganz anderen Welt war der Theologe und Vater der Diakonie Johann Hinrich Wichern verbunden, der vor 200 Jahren in Hamburg geboren wurde

(21. April). Der einst in seiner Vaterstadt Hamburg so schnöde mißachtete Johannes Brahms wird dort in diesem Jahr gewiß gefeiert werden, gedenkt man doch am 7. Mai der 175. Wiederkehr seiner Geburt. 125 Jahre sind hingegen vergangen, da in Berlin der spätere Architekt und Gründer des Weimarer Bauhauses, Walther Gropius, das Licht der Welt erblickte (18. Mai). Im selben Jahr wurde  der Dichter Franz Kafka in Prag geboren (3. Juli), während bereits 150 Jahre vergangen sind, da der Maler Lovis Corinth im ostpreußischen Tapiau auf die Welt kam (21. Juli). Ein halbes Jahrhundert ging bereits vorüber, da der Königsberger Geologe und Forschungsreisende Siegfried Passarge die Augen für immer schloß (26. Juli).

Erich Heckel, Maler und Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke“, wurde vor 125 Jahren  im sächsischen Döbeln geboren (31. Juli). Im selben Jahr erblickte auch Hans Bötticher das Licht der Welt (7. August). Der Schriftsteller, Kabarettist und Maler aus dem sächsischen Wurzen dürfte allerdings unter dem Namen Joachim Ringelnatz besser bekannt sein.

Sieben Jahrzehnte sind vergangen, da der Bildhauer, Schriftsteller und Zeichner Ernst Barlach in Rostock für immer seine Augen schloß (24. Oktober).

Die evangelischen Christen werden in diesem Jahr ganz besonders des Reformators Martin Luther gedenken, wurde er doch vor 525 Jahren in Eisleben geboren (10. November).

Der Sänger der Befreiungskriege, Max v. Schenkendorf, wurde vor 225 Jahren in Tilsit geboren (11. Dezember), während am gleichen Tag, jedoch 25 Jahre zuvor in Berlin Friedrich Zelter, dem Musikfreunde die Bearbeitung so vieler heute noch beliebter Volkslieder verdanken, das Licht der Welt erblickte.

Sieben Jahrzehnte sind vorüber, da der Königsberger Architekt Bruno Taut am Heiligabend im fernen Istanbul die Augen für immer schloß. Bei der Eröffnung seiner letzten großen Ausstellung 1938 in Istanbul hatte Taut den Gründer der modernen Türkei, Kemal Atatürk, zitiert: „Ein großer Baum muß tiefe Wurzeln haben.“ Ein Wort, das auch heute noch seine Gültigkeit haben dürfte. Und so sind die Leistungen der vor uns Lebenden nicht wegzudenken aus unserem Leben, geben sie doch den notwendigen Halt wie die Wurzeln eines Baumes.


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