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05.01.08 / »Mehr geduldet als geliebt« / Vor 50 Jahren wurde das Ostpreußische Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens gegründet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

»Mehr geduldet als geliebt«
Vor 50 Jahren wurde das Ostpreußische Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens gegründet

Als sich am 23. Dezember 1957 in Lüneburg in die Zukunft schauende Ostpreußen auf Initiative von Forstmeister Hans Ludwig Loeffke zur Gründungsversammlung des Ostpreußischen Jagdmuseums – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens e.V. mit dem Ziel der Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde Ostpreußens in einem Ostpreußenmuseum zusammenfanden, ahnten sie nicht, welch dornenvoller Weg vor ihnen lag und wieviel Aufopferungsbereitschaft und unermüdlicher Einsatz notwendig sein würde, um ihre Vorstellungen zu verwirklichen.

In der Gründungsversammlung wurden Dr. Erich Wallat zum Vorsitzenden, der Lüneburger Oberstadtdirektor Dr. Walter Bötcher zum Stellvertretenden Vorsitzenden und Forstmeister z. Wv. Hans Ludwig Loeffke zum Geschäftsführenden Vorsitzenden gewählt. Und dieser Verein wurde zum Träger der musealen Darstellung Ostpreußens in Lüneburg bis heute.

Dank der großen Aufgeschlossenheit von Dr. Bötcher für die Belange der Vertriebenen stellte die Stadt Lüneburg die obere Etage im Alten Kaufhaus am Kran für das geplante Museum zur Verfügung.

Nach einem Jahr harter Arbeit konnte das Ostpreußische Jagdmuseum am 7. Dezember 1958 unter großer Beteiligung der Ostpreußen sowie namhafter Persönlichkeiten der „Grünen Farbe“ und der Politik eröffnet werden.

Die Idee, mit Jagdtrophäen die Erinnerung an Ostpreußen wachzuhalten, konnte Loeffke als Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen zum ersten Mal 1953 auf dem Bundestreffen der Landsmannschaft in Bochum in die Tat umsetzen, wo er eine Ostpreußische Jagdausstellung aufbaute – mit Trophäen, die mit auf die Flucht genommen worden waren. Diese Ausstellung fand weite Beachtung und auch die ungeteilte Zustimmung von Oberst Jägermeister a. D. Ulrich Scherping, dem damaligen Hauptgeschäftsführer des Deutschen Jagdschutzverbandes. Er beauftragte Loeffke, auf der Internationalen Jagdausstellung 1954 in Düsseldorf die Gedenkschau „Deutscher Osten“ verantwortlich aufzubauen. Und hier faßte Hans Ludwig Loeffke den Entschluß, ostpreußische Trophäen und für eine Dauerausstellung geeignetes Material über das, was für Ostpreußen charakteristisch war, zunächst schwerpunktmäßig für die Bereiche Wild, Wald und Pferde, zusammenzutragen und in einem Museum, in einem „Ostpreußischen Jagdmuseum“, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Wie sehr sich übrigens der Deutsche Jagdschutzverband mit Ostpreußen und seinem Schicksal identifizierte, veranschaulicht eine damals von ihm herausgegebene Plakette mit der Inschrift: Ostpreußische Jagdausstellung – Der Heimat fern doch treu!  Bochum 9. und 10. Mai 1953 – DJV-Landsmannschaft Ostpreußen. Auch das heute noch von vielen ostpreußischen Jägern getragene Elchhutabzeichen, einstmals entworfen für die ostpreußische Jägerschaft, wurde auf Anregung von Loeffke mit der Inschrift Landsmannschaft Ostpreußen versehen.

Wie mühevoll der Weg vom 23. Dezember 1957 bis zur Eröffnung des Ostpreußischen Jagdmuseums am 7. Dezember 1958 im Alten Kaufhaus war, vermag man sich heute kaum noch vorzustellen, denn es waren ja noch die Aufbaujahre der Bundesrepublik Deutschland. Die Ideen und der Einsatz für die Heimat wurden belohnt. Die Patenschaft für die Eröffnungsveranstaltung übernahmen Bundespräsident Lübke, Bundestagspräsident Dr. Gerstenmaier und Bundesvertriebenenminister Professor Dr. Oberländer. Anerkennung für das Geleistete kam nicht nur von den Landsleuten und der Jägerschaft, sondern auch von politischer Seite.

Wenn wir heute auf 50 Jahre Ostpreußisches Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens /  Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum zurückblicken, so müssen wir feststellen: Es waren von harter Arbeit und unendlichen Kämpfen um die kulturelle Darstellung Ostpreußens geprägte Jahre, und der Erfolg war nur dem unermüdlichen Einsatz der ehrenamtlich tätigen Ostpreußen zu danken, die trotz vieler Fehlschläge nicht verzagten. Denn kaum von den Strapazen der Eröffnung erholt, traf ein schwerer Schicksalsschlag das Ostpreußische Jagdmuseum: In der Nacht vom 22. zum 23. Dezember 1959 wurde es durch Brandstiftung vernichtet. Außer vier anderen Geweihen konnte nur noch der „U-Boot-Hirsch“, der noch 1945 aus der eingeschlossenen Festung Danzig – am Kommandoturm eines Unterseebootes befestigt – gerettet wurde,  gerettet werden. Doch schon in der Brandnacht wurde der Neuanfang beschlossen. Und wieder war es die Stadt Lüneburg, und ihr Oberstadtdirektor Dr. Bötger, die eine neue Heimstatt, ein Lüneburger Patrizierhaus in der Salzstraße, für das Ostpreußische Jagdmuseum zur Verfügung stellte. Tatkräftige Unterstützung gab es später auch durch den Bundestagsabgeordneten Dr. Lambert Huys. So konnte fünf Jahre nach dem Brand am 17. / 18. 0ktober 1964 das Museum erneut der Öffentlichkeit übergeben werden. Fünf Jahre danach, im Sommer 1969, wurde das räumlich und thematisch erweiterte Museum eingeweiht, und nach abermals fünf Jahren, im November 1974, fünf Wochen vor dem Tod von Hans Ludwig Loeffke, wurde der letzte, mit großem Geschick konzipierte Erweiterungsbau in der Salzstraße mit vielen kostbaren Exponaten der Öffentlichkeit übergeben. Zu dieser Zeit war das Museum längst über ein Ostpreußisches Jagdmuseum hinausgewachsen. Damals wie heute gehört das Ostpreußenmuseum für die Touristen zu den größten Anziehungspunkten der Stadt Lüneburg.

Die vom Bundesministerium des Innern Anfang der 80er Jahre erstellte „Grundsatzkonzeption zur Weiterführung der ostdeutschen Kulturarbeit“ führte zu einem Neuanfang, zur Errichtung des Museumsgebäudes in der Ritterstraße und zu der bereits im Ostpreußischen Jagdmuseum eingeleiteten umfassenden Gesamtdarstellung Ostpreußens. 1987 konnte das in Ostpreußisches Landesmuseum umbenannte Ostpreußenmuseum eingeweiht werden. Der Charakter des Ostpreußenmuseums war ein anderer geworden: Das Ehrenamt wurde durch hauptamtlich tätige Wissenschaftler ersetzt. Distanziertheit und nüchterne Sachlichkeit bestimmen heute das Erscheinungsbild. Es ist übrigens inzwischen das kleinste der ostdeutschen Museen.

Über alle Stürme hinweg blieb der Verein Ostpreußisches Jagdmuseum, später Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum, bis 1994 alleinverantwortlich für die Fortentwicklung des Museums, an dessen Spitze nach dem Tod von Dr. Erich Wallat Otto von Fircks stand. 1987 übernahm Hubertus Hilgendorff den Vorsitz. Zum Geschäftsführenden Vorsitzenden war nach dem Tod von Hans Ludwig Loeffke Horst Albinus gewählt worden.

Neben den Gründungsverein trat dann 1994 unter Einbeziehung des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen die ostpreußische Kulturstiftung unter Wilhelm v. Gottberg als Stiftungsratsvorsitzendem zusammen, die aber die in sie gesetzten Hoffnungen hinsichtlich der dringend erforderlichen Erweiterung des Museums bisher nicht erfüllt hat.

Immer wieder wurde spürbar, daß die Identifikation mit den Belangen der Vertriebenen kaum oder gar nicht vorhanden war. Und dieser Kampf um die Darstellung ostpreußischer Kultur und Leistung hält bis zum heutigen Tage an.

Seit Jahren ist die bauliche Erweiterung des Ostpreußischen Landesmuseums zugesagt, aber immer wieder hinausgeschoben worden. Selbsthilfe war ebenso wie in der Vergangenheit angesagt. So hat der Verein Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum unter Hubertus Hilgendorff mutig die Sanierung durch den Kauf des Museumsgrundstücks und durch den Erwerb zunächst eines benachbarten Grundstücks für einen Erweiterungsbau und darüber hinaus des an das Museumsgelände angrenzenden Areals der früheren Lüneburger Kronenbrauerei mit dem Brauereimuseum vorangetrieben. Schwere Aufgaben kommen auf die verantwortlichen Träger des Ostpreußischen Landesmuseums zu. Trotz unendlicher Hemmnisse, die sich wie ein roter Faden durch die ganze Museumsgeschichte ziehen und die gerade in den letzten Jahren besonders deutlich spürbar wurden, da die öffentliche Hand die Erweiterung des Ostpreußischen Landesmuseums mit der Ergänzung um eine deutsch-baltische Abteilung hinauszögert, keinerlei Mittel mehr für die Anschaffung ostpreußischer Kulturgüter zur Verfügung stellt und die Neubesetzung der DirektorensteIle auf die lange Bank geschoben hat, schaut man voller Hoffnung in das sechste Jahrzehnt des Vereins Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum und damit auch des Ostpreußischen Landesmuseums. Es wird alles darangesetzt werden, daß die aufgrund der Fülle neuen Ausstellungs- und Archivmaterials dringend erforderliche, seit Jahren zugesagte Erweiterung endlich realisiert wird.

Im Bund und im Land sprudeln dank glänzender Konjunktur die Steuereinnahmen. Daran sollte man auch die Ostpreußen, die mit zum Aufbau der Bundesrepublik und des Landes Niedersachsen vorbildlich beigetragen haben, teilhaben lassen. Müßte das Land Niedersachsen nicht stolz auf dieses Museum sein und darum alles in seiner Kraft Stehende tun, um den Heimatlosen das Gefühl der Zuneigung und des Verständnisses für ihre Lage zu geben? So jedenfalls fühlen diese sich immer noch mehr geduldet als geliebt.                EB

Foto: Sein Name ist und bleibt untrennbar mit dem Museum verbunden: Hans Ludwig Loeffke


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