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05.01.08 / Gefährliche Schönheit / Bei künstlichen Nägeln rufen Acrylate oft Allergien hervor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

Gefährliche Schönheit
Bei künstlichen Nägeln rufen Acrylate oft Allergien hervor
von Rosemarie Kappler

Warum müssen Frauen eher schön als intelligent sein? Weil Männer besser sehen als denken! Was im Reich der Kalauer und Frotzeleien für Amüsement sorgt, hat im alltäglichen Leben oft unangenehme Folgen. So sind künstliche Nägel zweifelsfrei Blickfang und wohlfeiles Attribut beim Buhlen um Vertreter des „starken Geschlechtes“, sie lenken ab von den verräterischen Streßknabbereien und sie stärken gewißlich auch das Selbstbewußtsein. Doch nicht jede Frau verträgt den aufgeklebten Fingerspitzenschmuck.

Schätzungen zufolge läßt sich inzwischen jede zweite bis dritte Frau zwischen 15 und 50 Jahren mit natürlich gestalteten oder phantasievoll verzierten Fingernägeln verschönern. Doch für manche führt der Weg unmittelbar vom Kosmetikstudio zum Arzt.

„Die zur Befestigung künstlicher Nägel häufig verwendeten Methacrylate können eine unangenehme Kontaktallergie auslösen“, warnt der Göttinger Hautarzt Prof. Thomas Fuchs vom Ärzteverband Deutscher Allergologen. „Die Betroffenen leiden unter Bläschenbildung und Juckreiz.“

Wichtigste Maßnahme in der Behandlung von Kontaktallergien sei das Meiden des Allergieauslösers. „Auf die schönen neuen Nägel müssen Betroffene aber nicht unbedingt verzichten“, so Fuchs. „Acrylatfreie Gels zur Befestigung der Nägel können bereits zu einer weitgehenden Beschwerdefreiheit führen.“

Acrylate finden Anwendung als Bindemittel für Farben und Lacke, Spritzgußformmassen, Klebstoffe sowie als Werkstoff im Dentalbereich und Zusatz in Knochenzementen zur Befestigung von Prothesen.

Nach Auffassung des Arbeits- und Umweltmediziners Prof. Axel Buchter vom Universitätsklinikum Homburg haben folgende Berufsgruppen ein erhöhtes Risiko einer Kontaktallergie durch Acrylate: Menschen in der Textilherstellung und -verarbeitung, Zahntechniker, Reinigungskräfte, Maler, Lackierer, Fußbodenleger, Löter, Elektriker, Arbeiter in der Kunststoffproduktion sowie Holzarbeiter. Auch unter Zahnärzten, Orthopäden und Krankenschwestern finden sich immer wieder Betroffene, die an einem Handekzem leiden.

Zahnärzte sehen hin und wieder, daß die Schleimhaut von Patienten nach Behandlung mit acrylathaltigen Substanzen allergisch reagiert, Orthopäden machen die gleiche Beobachtung nach der Versorgung von Patienten mit einem künstlichen Gelenk. Ursache sind hierbei Acrylate im Knochenzement.

Um zum Anfangsproblem zurückzukehren: Häufig betroffen sind auch die Mitarbeiter in Nagelstudios. Auch Sabine Möck, staatlich geprüfte Nageldesignerin (HWK) und Schulungsleiterin für Nagelkosmetik aus Langenbrettach, leidet an einer Acrylat-Allergie. „Etwa zwei bis drei Stunden nach dem Befestigen künstlicher Nägel und deren Aushärtung bildeten sich an meinen Händen kleine rote Pickel, die heftig juckten. Da half nur noch Kortison“, berichtet sie. Aufgrund eigener Erfahrungen schätzt sie, daß gut ein Prozent der Frauen mit künstlichen Nägeln allergisch auf Acrylate reagieren. Beim Befestigen der Nägel wird häufig Methacrylsäure als Haftkomponente eingesetzt, um die Nagelplatte aufzurauen, damit die Modellageprodukte besser haften. Beim Aushärten werden acrylhaltige Dämpfe freigesetzt. „Allergische Reaktionen auf diese Gase können Ekzeme an den Händen, im Gesicht und am Hals sein“, hatte bereits vor sechs Jahren Dr. Stephan Michael Erdmann an der Universitäts-Hautklinik Aachen herausgefunden.

Frauen, die beruflich mit Acrylaten zu tun haben, sind also doppelt gefährdet, wenn sie ihre Nägel verschönern wollen. Treten nach dem Aufkleben künstlicher Nägel allergische Reaktionen auf, sollte umgehend ein Facharzt aufgesucht werden.


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