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05.01.08 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

Wir waren’s! / Wie die Deutschen mit jugendlichen U-Bahn-Fahrern umgehen, und warum wir jetzt alle in ein Erziehungslager gehören
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Dieses Jahr beginnt schwarz, trauerschwarz. In mehreren großen deutschen Städten trugen Datenschutz-Aktivisten die Privatsphäre in einem Sarg symbolisch zu Grabe. Diese Sphäre gibt es also nicht mehr, gemordet wurde sie von der Datenspeicherung bei Telefon- und Internetverbindungen. Daß dort zwar weiterhin nicht etwa die Inhalte von Gesprächen oder besuchten Internetseiten überwacht, sondern bloß die „Bewegungsdaten“ sechs Monate aufbewahrt werden sollen, macht die Sache in den Augen der Demonstranten nicht weniger apokalyptisch.

Vor Jahren schon richtete sich ihr Protest gegen die um sich greifende Videoüberwachung an Bahnhöfen und belebten öffentlichen Plätzen.

Und? War ihre Sorge übertrieben? Alles Panikmache? Von wegen: Der Zufall gab den Überwachungsgegnern kurz vor Weihnachten schon unverhofft recht. Zwei junge Münchener mit Wurzeln in Griechenland und der Türkei wurden Opfer des Überwachungsstaates.

Dabei waren sie es, die von einem deutschen Pensionär provoziert wurden, als er ihnen das Rauchen in der U-Bahn vergällen wollte. Der 17jährige Grieche erinnert sich an seine Gefühle während der ihm widerfahrenen Kränkung: „Was labert der mich an? Der muß doch gesehen haben, daß wir besoffen sind! Da sind doch alle aggressiv!“ Sein 20jähriger türkischer Kumpan äußerte sich ähnlich.

Also betitelten sie den 76jährigen als „Sch … Deutschen“, als „deutsche Sau“ etc., verfolgten ihn auf den Bahnsteig und machten ihn krankenhausfertig.

Dann schlug der Überwachungsstaat zu: Mit der Videokamera wurde die Behandlung des „Sch … Deutschen“ aufgezeichnet. Als die beiden sich nach getaner Beinahetötung in ihre grundgesetzlich geschützte Privatsphäre zurückziehen wollten, wurden die jungen Männer dann anhand ihrer Mobiltelefone geortet – und festgenommen.

Die Aufregung im Lande ist groß. Nachdem sich der Hessen-Koch für Warnarrest und Erziehungslager für wiederholt straffällige Minderjährige ausgesprochen hat, sorgt sich Bundesjustizministerin Zypries um die Menschenwürde der beiden U-Bahn-Schläger.

Erziehungslager, in denen jugendlichen Delinquenten die Unterschiede von Recht und Unrecht beigebracht werden,  seien „mit der Menschenwürde unvereinbar“, ließ ihr Sprecher wissen. Auch Arrest zur Abschreckung sei „nicht zielführend“. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, hat Roland Koch gar der „geistigen Brandstiftung“ überführt wegen dessen Vorschlägen.

Ein deutsches Nachrichtenmagazin hat inzwischen die abgefeimte Strategie des hessischen CDU-Ministerpräsidenten aufgedeckt: Koch wolle seine Wahlchancen verbessern mit dem Vorstoß für Erziehungslager! Unglaublich, welch düstere Absichten christdemokratische Politiker antreiben: Wahlchancen verbessern! Und das ausgerechnet, wo Herausforderin Andrea Ypsilanti gerade mit einer Unterschriftensammlung für den gesetzlichen Mindestlohn ordentlich punkten wollte. Jetzt fährt ihr der Koch mit dem Sicherheits- und Ausländerthema in die Parade. Abstoßend. Nachher gewinnt der noch am   27. Januar! Immerhin werden wir einem Sieger Koch vorhalten können, er habe seinen Triumph einer „umstrittenen Kampagne“ zu verdanken, in welcher er die anderen als Weicheier oder Gutmenschen abgekanzelt hat.

Juso-Chefin Franziska Drohsel will nicht als Weichei dastehen und hat sich wild entschlossen auf die Suche nach den wahren Schuldigen an der Gewaltwelle gemacht, die von der Vorweihnachtszeit bis zur Silversternacht über das Land schwappte. Denen, die ausländische Serientäter  möglichst abschieben wollen, schleudert die Nachwuchssozialistin entgegen: „Es ist eine Unart zu meinen, die von unserer Gesellschaft verursachten Probleme ließen sich dadurch lösen, daß man sie (die Serientäter) des Landes verweist.“

„Unsere Gesellschaft“: Damit sind natürlich die Deutschen gemeint, die sich jetzt mal ordentlich schämen sollten über das, was sie da wieder angerichtet haben. Im Grunde sind nämlich wir schuld!

Deshalb werden die Beschimpfungen wie „deutsche Sau“ und ähnliches auch von keinem als „rassistisch“ bezeichnet oder sogar entsprechend verfolgt. Schließlich ist es die mehrheitlich deutsche „Gesellschaft“, die das alles zu verantworten hat.

Die gehört eigentlich in ein Erziehungslager, geleitet von ausländischen Mehrfachdelinquenten, die uns dort mit unserer Schuld an ihrer Gewalttätigkeit konfrontieren.

So kommt es, daß die mutmaßlichen „Ausländer raus!“-Schreier von Mügeln noch wegen Volksverhetzung vor Gericht stehen, während Sätze wie „Jetzt zeige ich dir, wie ich einen Deutschen umbringe!“ unter die Freiheit der Meinung oder der Kunst oder von was auch immer fallen. Niemand soll behaupten können, hierzulande würde „undifferenziert“ geurteilt.

Geurteilt wird auf jeden Fall, selbst wenn es den einen oder anderen Scharfrichter später reut: Johannes B. Kerner bedauert, Eva Herman aus seiner Sendung geworfen zu haben, behauptet der Moderator.

Jetzt räumt er ein: „Ich habe damals falsch entschieden. Als Eva Herman gehen wollte, hätte ich sagen können: Nein, nein, bleib hier. Hier fliegt keiner raus. Da hinten ist Platz genug. Wir hatten so eine Reaktion von ihr nicht auf dem Zettel.“

Das kommt zwar spät, aber dennoch sind wir ergriffen. So spricht einer, dem Toleranz und Meinungsfreiheit heilig sind. Statt Frau Herman, wie geschehen, vor die Tür seiner Talkshow zu setzen, würde Kerner heute lieber sagen: „Du, Eva, hier vorn bei uns seriösen Leuten ist jetzt natürlich kein Raum mehr für dich, aber da ganz weit hinten auf der Hühnerbank, da wäre noch ein Sünderplätzchen übrig, sogar für eine wie dich!“ Kerner weiß, was Bescheidenheit und der Respekt anderen gegenüber gebieten.

Ach, was soll’s: Die Sendung war Anfang Oktober, ist eigentlich verjährt. Außerdem haben beide, Kerner wie Herman, prächtig von dem kameragerechten Eklat profitiert. Von Hermans Buch erfuhren die meisten erst durch den spektakulären Rauswurf, und Kerners Sendung hatte danach traumhafte Einschaltquoten. Vielleicht hat auch das ihn dazu bewogen, die Sache noch einmal aufzuwärmen. Die Leute vergessen ja so schnell, erst den Vorfall, dann Kerners Sendung und am Ende den ganzen Kerner selbst!

Um dem zu entgehen, schuftet der Moderator neben seiner Talkshow in Kochsendungen. Was er da zusammenmanscht? „Trübe Brühe“? Deutsch-türkische „Antifalafel-Bällchen“? Wer weiß das schon. Schaut auch kaum einer hin.

Dafür war die Bundeskanzlerin mit ihrer Neujahrsansprache ein echter Hingucker. Merkel hat ihr Talent voll ausgespielt und blieb die ganze Ansprache über konsequent im Ungefähren. Das ist ja auch eine Kunst, sich so rein gar nicht auf irgend etwas festzulegen.

Die Deutschen werden es der Kanzlerin danken. Wir lieben diese Reden, die von den Wörtern überquellen, die uns alle schon so gut vertraut sind: „Zukunft“ und „meistern“ und, klar, „gemeinsam“. Mehr braucht es für eine Merkelrede nicht, der Rest ist Füllmasse drumherum.

Wenn es einmal hart kommt und „gemeinsam“ und so allein nicht mehr ausreichen, hat Angela Merkel anderes in petto: Dann räumt sie ein, daß „diskutiert“ und „gegebenenfalls geprüft“ oder „überlegt“ werden müsse. Für die CDU-Chefin ist das schon Härte zehn. Näher wagt sie sich fast nie an eine politische Position heran. Meinungslosigkeit als Regierungsstil – das gab es in solcher Reinform noch nie.


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