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12.01.08 / Visionen wurden schließlich Realität / In Rheinsberg gibt es jetzt die Siegfried-Matthus-Arena

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-08 vom 12. Januar 2008

Visionen wurden schließlich Realität
In Rheinsberg gibt es jetzt die Siegfried-Matthus-Arena
von Ute Schindler

Dem Komponisten Siegfried Matthus wurde eine große Ehre zuteil. In Würdigung seiner Verdienste um die märkische Stadt Rheinsberg, einstiger Musenhof der Preußenprinzen Friedrich (später Friedrich II.) und Heinrich, erhielt eine große Veranstaltungsarena im neu entstandenen Hafendorf Rheinsberg seinen Namen. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck war zur Eröffnung gekommen. „Rheinsberg ist dank seiner Kammeroper weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus ein Inbegriff für Niveau und Qualität in Sachen Oper und Klassik und ein Anziehungspunkt für Kulturbegeisterte“, lobte er. Siegfried Matthus habe als künstlerischer Leiter der Kammeroper mit dem alljährlichen Festival für Nachwuchssänger etwas Einmaliges geschaffen. Rheinsberg sei durch dieses Engagement zur Festivalstadt und zum Gastgeber für die Weltelite einer jungen Sängergeneration geworden. Dieser Glanz strahle über die Stadt und die Region hinaus. Das zeige sich nicht zuletzt an der steigenden touristischen Bedeutung Rheinsbergs als Kulturhauptstadt im Norden Brandenburgs.

Für Siegfried Matthus war dies ein lang ersehnter Tag, der ihn sehr glücklich machte. Die Kammeroper kann künftig während der Festivalzeit bei unsicherer Witterung ihre Open-Air-Aufführungen vom Schloßhof oder Heckentheater in die Arena verlegen. Denn seit der Festivalgründung 1990 gab es bei den Open-Air-Aufführungen ein Problem: Wohin, wenn es regnet? Ein Provisorium wechselte das andere ab. Das ist nun vorbei. Die Kammeroper hat neben dem Schloßhof, dem Hecken- und dem Schloßtheater nun eine weitere Spielstätte. Sie faßt 1000 Besucher. Auch der Architekt der Hafendorfanlage und der Arena, Herbert Harm, sprach vom schönsten Tag in seinem 40jährigen Berufsleben, fand doch die 17jährige Arbeit an diesem Projekt nun ihre Vollendung. Harm, auf den die Idee der Namensverleihung zurückgeht, betonte, daß es für ihn wichtig sei, Siegfried Matthus zu Lebzeiten zu danken und zu ehren für das, was er für Rheinsberg geschaffen hat.

Komponist und Architekt haben vieles gemeinsam, und sie sind Visionäre. Siegfried Matthus reist seit den frühen 70er Jahren zu den Aufführungen seiner Musik durch ganz Europa, nach Amerika, nach Japan. Aber all die Jahre macht der ganzen Welt ein Ort Konkurrenz: Rheinsberg. Durch den Krieg waren der ostpreußische Junge und seine Familie ins märkische Land gekommen. In Rheinsberg besuchte Siegfried Matthus die Oberschule, leitete den Schulchor und hier beschloß er auch, Komponist zu werden. Er studierte in Berlin und warb überall und immer für seine Vision, die einstige Prinzen-Residenz in einen modernen Musenhof zu verwandeln. 1990 war die Zeit reif dafür. Siegfried Matthus gründete die Kammeroper Schloß Rheinsberg, führte das Festival zu internationalem Renommee und leitet es bis heute.

Der Architekt Herbert Harm ist Operfan. Er baute am Rheinsberger See eine Ferienanlage, das Hafendorf. Zusammen entwickelten sie nun die Idee: Das Hafendorf könne doch mit einer Hotelanlage und einer Theater-Arena ergänzt werden. Der Markenname „Kammeroper Schloß Rheinsberg“ war dabei das berühmte Pfund, mit dem es zu wuchern galt. Herbert Harm tat es, führte unzählige Gespräche mit Investoren, Banken, dem Land, den kreislichen Behörden, bis das Projekt langsam Form annahm.

„Es war ein langer Atem notwendig, und manchem ist sicher auch der Glaube verlorengegangen, daß meine Pläne noch Wirklichkeit werden“, sagt Herbert Harm heute. Und das Ereignis wurde mit einem Festkonzert und 800 Gästen gefeiert. Prominente aus Politik und Kunst waren gekommen und sogar Freunde von Siegried Matthus aus Kindertagen in Ostpreußen, wie Christel Glindemann und Marianne Busch.

Beim Konzert begeisterten junge Sänger der Kammeroper – Dorothea Kaeppel, Ji Young Michel, Marco Jentzsch und Sung Kon Kim sowie die Brandenburger Symphoniker unter Leitung von Generalmusikdirektor Michael Helmrath. Es erklangen Bravour-arien aus Opern unter anderem von Rossini – phantastisch Ji Young Michel als Cenerentola. Marco Jentzsch brillierte in der Arie des Faust (Gounod) mit makellosen, klangschönen hohen c. 

Dem Anlaß gemäß stand auch Musik von Siegfried Matthus auf dem Programm – unter anderem aus seiner Oper „Judith“. Sung Kon Kim beeindruckte dabei mit der dramatischen Arie des Holofernes.

Der orgiastische Tanz des Dionysos aus Matthus’ „Ariadne“ ließ die Arena zum Schluß quasi erbeben. Effektvoll der Einsatz des Schlagwerks, dessen Glockenschläge dann das Konzert beendeten. Die Siegfried-Matthus-Arena wird fortan das Kulturangebot Rheinsbergs bereichern.

Foto: Geehrt: Siegfried Matthus vor seiner Büste in der nach ihm benannten Arena


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