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19.01.08 / Kehraus in Neapel / Die teuren Irrungen der Umweltschützer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-08 vom 19. Januar 2008

Kehraus in Neapel
Die teuren Irrungen der Umweltschützer

Was geht uns Neapel an? – eine ganze Menge: Das Müllchaos in Süditalien ist ein Lehrstück für fehlgeleitete Umweltpolitik. Es muß schief laufen, wenn Ideologen die Oberhand bekommen und das Verlangen der Menschen nach einer sauberen Umwelt ausnutzen. Die Müllverbrennungsanlage in Acerra dicht bei Neapel könnte längst in Betrieb sein, wenn eine sonderbare Allianz von Umweltschützern die Blockade endlich aufgeben würde.

Statt dessen rotten etliche tausend Tonnen Müll auf den Straßen Neapels, werden unkontrolliert abgebrannt oder illegal deponiert. Die Notlösung ist der Abtransport  nach Sardinien, Sizilien oder noch weiter: Welchen Sinn eine Langstrecken-Entsorgung über 1550 Kilometer von neapolitanischen Küchenabfällen im fernen Leipzig machen sollte, bleibt offen. Umweltschützer ab einem gewissen Fanatisierungsgrad drücken sich um ehrliche Antworten.

Unterstützt werden die italienischen Müllstreiter übrigens von links-grünen Umweltaktivisten aus Deutschland; der rege Austausch hat schon familiäre Züge angenommen, wie man in den einschlägigen Veröffentlichungen (zum Beispiel „Rote Fahne“) lesen kann. Die deutschen Müll-Aktivisten gelten als Veteranen; sie hatten sich schon vor mehr als zwei Jahrzehnten auf die Blockade von Müllverbrennungsanlagen verlegt, gleichzeitig aber auch die Ausdehnung von Deponien verhindern wollen. Ihr Konzept von damals ist allerdings in Luft aufgegangen: Kein Haushalt schafft auch bei striktester Trennung aller Abfallarten die damals propagierte „Müllquote Null“, Gewerbebetriebe oder Industrieunternehmen erst recht nicht.

Zum Glück hat sich die Politik in Deutschland an anderen Vorgaben orientiert und ist nicht den Weg à la Neapel gegangen. Die Müllbeseitigung in modernen Anlagen (Verbrennung oder biologisch-mechanische Aufbereitung) ist längst Standard mit ausreichenden Kapazitäten, die Einlagerung von Hausmüll auf Deponien ist praktisch ausgeschlossen. Umgesetzt hatten die neue „Technische Anleitung Siedlungsabfall“ übrigens grüne Bundesumweltminister – ohne größere Störungen aus den grünen Gemeinschaften. Die Umweltaktivisten haben sich längst neue Themen gesucht, die Müllquote ist vergessen, Klimaschutz heißt der neue Hit.

Geblieben sind als „Erinnerung“ an die grüne Abfall-Politik eine ausufernde Umwelt-Bürokratie, die vor allem Handel und Unternehmen zu schaffen macht. Daneben ein florierender Markt für Abfallstoffe aller Art – dort haben inzwischen Unternehmen das Sagen, die sich weitgehend einer kommunal bezogenen Aufsicht entziehen können. Die Verbraucher spüren vor allem eine Konsequenz: Die Müllabfuhr hat sich regional unterschiedlich verteuert. Als Faustregel kann gelten: Je stärker der Widerstand der Umweltaktivisten war, desto höher sind heute die Kosten. (Siehe auch Seite 7).             Vs


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