25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.01.08 / Wasser predigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-08 vom 19. Januar 2008

Wasser predigen
von Harald Fourier

Seit Jahresbeginn gibt es in Berlin eine Umweltzone. („Abkassierzone“ sagen Spötter.) In die Berliner Innenstadt, also in den Bereich innerhalb des S-Bahn-Rings, darf nur noch fahren, wer über eine entsprechende Plakette an seinem Wagen  verfügt. Es gibt sie in Rot, Gelb und Grün. Solche Umweltzonen haben auch andere deutsche Städte bereits eingeführt. Weitere werden dazukommen.

Angeblich geht es darum, die Feinstaubkonzentration zu verringern. Kritiker halten dagegen, daß die Regierenden nur eine neue Steuer eingeführt hätten, und eine neue  Schikane gegen die Autofahrer.

Noch drücken die Behörden ein Auge zu, wenn jemand ohne Plakette in die Innenstadt fährt. Aber bald ist Schluß mit lustig. Dann muß Strafe zahlen, wer sich über die neue Vorschrift hinwegsetzt.

Mein Vater, der außerhalb des S-Bahn-Rings wohnt, will erst noch warten (es laufen mehrere Klagen). Ich dagegen mußte schon eine Plakette anschaffen. Den trotzigen Vorschlag meines Vaters („Dann fahre ich eben nicht mehr in die Innenstadt“) kann ich nämlich beim besten Willen nicht befolgen, weil ich dort wohne. Abgesehen davon, daß sich dieser Ratschlag sowieso nicht durchhalten läßt.

Der Berliner Senat selbst verhält sich in solchen Umwelt-Angelegenheiten übrigens selten vorbildlich: Er predigt Wasser und trinkt selbst Wein. Die Staatskarossen der Senatoren verbrauchen 224 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer, während ein Neuwagen nur 160 Gramm hinaus bläst.

Dabei werden die Fahrzeuge immer nur für ein Jahr geleast, könnten also schnell umgestellt werden. Wurden sie aber nicht. Und eine Direktive der Umweltsenatorin, die als einzige einen Toyota fährt, wird von den unteren Behörden einfach ignoriert. Tolle Umweltschützer sind das, die vom Klima reden, aber auf einen Audi als Dienstwagen nicht verzichten wollen.

Um so schwerer machen sie dafür ihren Bürgern das Leben. Neben dem zusätzlichen Aufwand und den vergleichsweise geringen Kosten (Plakette kostet nur fünf Euro) bringt die Umweltzone ein anderes Ärgernis mit sich. In zwei Jahren läuft die Frist für meinen Wagen ab. Wenn ich ihn bis dahin nicht umrüste, was ökonomischer Unfug wäre bei einem bereits 14 Jahre alten Fahrzeug, dann darf ich mit ihm nicht mehr in die Umweltzone fahren, kann ihn also nicht mehr nutzen.

Ich habe nämlich leider nur eine rote Plakette erhalten. Das heißt, daß ich mit meinem Wagen (VW Golf) nur noch bis Ende nächsten Jahres nach Berlin hineinfahren darf. Danach muß ich das zuverlässige Fahrzeug verschenken oder verschrotten oder nach Weißrußland verkaufen. Da gibt es keine Umweltzonen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren