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19.01.08 / Öko-Energie in Gefahr? / Obwohl die Bundesregierung auf Erneuerbare Energien setzt, läuft der Ausbau schleppend

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-08 vom 19. Januar 2008

Öko-Energie in Gefahr?
Obwohl die Bundesregierung auf Erneuerbare Energien setzt, läuft der Ausbau schleppend
von Rebecca Bellano

Trübe Aussichten für Öko-Energie“ titelte die „Welt“ und versetzte die Freunde Erneuerbarer Energien in Verwirrung. War nicht gerade verkündet worden, daß der Anteil der Öko-Energie am Gesamtenergieverbrauch im Jahr 2007 auf 9,1 Prozent gestiegen war?

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hat diese Negativmeldung selbst in Umlauf gebracht, um dafür zu sorgen, daß der Staat mehr Förderanreize bietet als bisher. Dabei sind Erneuerbare Energien schon jetzt für den Endverbraucher nur vergleichbar teuer wie Gas, Atomkraft und Öl, weil der Staat auf CO2-freie Stromerzeugung setzt und diese finanziell unterstützt.

Spätestens nach derartigen Manövern der Lobbyisten verliert der normale Stromkonsument den Überblick über den Strommarkt. Konventioneller Strom wird scheinbar willkürlich immer teurer, und viele wechseln auch einem guten Gewissen zuliebe zu den Erzeugern von Windenergie, Wasserkraft, Solarenergie oder Biogas. Doch wenn der eigene Verband vom „Einbruch der Zuwachszahlen“ redet, klingt das für den Laien bedrohlich. Bedeutet das, daß bald kein Ökostrom mehr für alle Kunden da ist?

Derzeit werden beispielsweise rund 45 Prozent des Öko-Stroms aus Windenergie geschöpft. 2007 ist ihr Anteil am Strommarkt nur gestiegen, weil es ein windiges Jahr war. Neue Windparks wurden hingegen kaum erschlossen. Dies hat gleich mehrere Gründe. So sind die besten Grundstücke, auf denen man Wind „ernten“ kann, bereits von Windrädern bebaut. Bei den sogenannten „Offshore“-Windparks, sprich ins Meer gesetzte Windräder, ist es in Deutschland verboten, zu dicht an die Küste zu gehen. Während in Großbritannien die Windparks einen Kilometer dicht ans Land gebaut werden, wird ein Gemeinschaftsprojekt von Vattenfall, E.on und EWE derzeit 40 Kilometer westlich von der Küste Borkums geplant. Dies stellt Anforderungen an die Verkabelung und Wartung. Außerdem ist das Meer dort tiefer, so daß die Verankerung auf dem Meeresgrund teurer wird. Während ein Windrad mit einer Leistung von zwei Megawatt (Kernkraftwerk Biblis A hat 1400 Megawatt) an Land rund eine Million Euro kostet, soll jedes der 30 „Offshore“-Modelle drei Millionen kosten. 

Zudem hat die steigende Nachfrage nach Erneuerbaren Energien von Ländern wie Indien, China und den USA bei den wenigen Produzenten von Windrädern den Preis in die Höhe getrieben und Lieferengpässe mit sich gebracht. Zudem beklagen die Produzenten Erneuerbarer Energien den Genehmigungsstau bei den Ländern und Kommunen. Denn auch wenn Umweltminister Sigmar Gabriel immer wieder auf den Ausbau der Öko-Energie drängt, so obliegen die Genehmigungsverfahren bürokratischen Abläufen, die unter anderem auch noch immer wieder von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen unterbrochen werden. Während die Klimaschützer auf Erneuerbare Energien setzen, laufen Umweltfreunde gegen Windräder Sturm. Aus ihrer Sicht würden die „langen Spargel“ die natürliche Landschaft verschandeln und Vögel würden von den Flügeln erschlagen werden.

Wie ein helles Licht im trüben Nebel erscheint da ein neues Projekt von E.on. Gezeitenkraftwerk heißt das Zauberwort, das das Unternehmen in Fernsehspots ansprechend präsentiert. Die Idee der „Unterwasser-Windkraftanlage“, die die natürliche Meeresströmung nutzt, scheint fast zu einfach. Seit 1967 nutzt in Frankreich ein Gezeitenkraftwerk die sporadischen Strömungen von Ebbe und Flut. Allerdings arbeitet die Anlage nicht wirtschaftlich. Muschelbesatz, Seetang und Korrosion aufgrund des Salzwassers setzen den Turbinen zu. Das soll bei dem E.on-Projekt vor der Küste von Wales nicht mehr der Fall sein. Spezielle Legierungen schützten die Turbinen, bei nur 21 Umdrehungen pro Minute blieben Flora und Fauna unberührt und auch die Stromübertragung laufe moderner, so jedenfalls ein E.on-Sprecher, der bestreitet, daß E.on die zwölf Turbinen nur für ein gutes Öko-Image plane. Wie hoch die Kosten für das Gezeitenkraftwerk, das nur eine Jahresleistung von acht Megawatt hat, werden, darüber kann E.on jedoch keine Auskunft geben. „Wenn es uns ums Image ginge, würden wir nur Photovoltaik machen“, so E.on. Das jedoch sei irrational, da der Wirkungsgrad hier mit zwei bis fünf Prozent noch geringer sei.


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