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19.01.08 / Export nach Übersee / Der Berliner Regisseur Ernst Lubitsch machte in Hollywood Karriere

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-08 vom 19. Januar 2008

Export nach Übersee
Der Berliner Regisseur Ernst Lubitsch machte in Hollywood Karriere

Er gilt als Wegbereiter der sogenannten „Screwball“-Komödie. Seine Werke zeichnen sich durch ihre eindeutige Zweideutigkeit aus. Ernst Lubitsch inszenierte seine Gesellschaftskomödien frech, frivol und witzig. Doch wie kam der Berliner Regisseur zu diesem Ruhm? Ganz einfach, alles begann mit einer stillen Fahrt nach Amerika. Es war der amerikanische Stummfilmstar Mary Pickford, der den Deutschen an einem kalten Wintertag im Dezember 1922 nach Hollywood lockte.

In seiner Heimat war er bereits ein Star, nun sollte auch Hollywood Ernst Lubitschs Künste kennenlernen. Damals ahnte noch niemand, daß der Regisseur zumindest arbeitstechnisch Deutschland den Rücken kehren würde, und das, obwohl die erste Zusammenarbeit mit Pickford alles andere als zufriedenstellend verlief. Nachdem er sich mit monumentalen Kostümfilmen einen Namen gemacht hatte, wollte Madame Pickford nun einen Regisseur für ihren neuen Film „Rosita“. Lubitsch sollte es sein, der als Sohn eines jüdischen Damenschneiders in Berlin der Jahrhundertwende aufgewachsen war. Später pflegte er zu sagen, schon mit sechs Jahren gewußt zu haben, daß es nur einen Beruf für ihn gäbe. Bereits in frühen Schulaufführungen war sein Talent sichtbar geworden. Viel später sollte es ihn dann zum Film verschlagen.

Nach der Lehre in einem Stoffgeschäft arbeitete Lubitsch zunächst als Buchhalter und wurde schließlich im Geschäft seines Vaters tätig. Diese Ausbildung kam ihm bei späteren opulenten Kostüm- und Ausstattungsdramen wie „Carmen“ und „Madame Dubarry“ zugute. Doch zuvor sollte er noch Max Reinhardt kennenlernen. Der Intendant des Deutschen Schauspielhauses setzte den talentierten Schauspielschüler als Statist und Kleindarsteller in zahlreichen Kabaretts, Shows und Theaterstücken ein. Lubitsch fand sein komisches Rollenrepertoire alles andere als befriedigend. So beschloß er, sich seine Rollen selbst zu schreiben und Regie zu führen. Erstmals wurden die Innovationen und die Kunst in Lubitschs Regiekunst deutlich. Mit den international erfolgreichen Kostümdramen etablierte er sich endgültig als wichtigster Regisseur der Ufa. In Amerika schien die Zusammenarbeit zwischen Lubitsch und Pickford vorbei zu sein, ehe sie begonnen hatte. Nach nur einem Film trennte sich der Regisseur von der Schauspielerin und heuerte bei Warner Bros. an.

Nach Ablauf des Vierjahresvertrages wechselte er zu Paramount. Schnell eroberte sich Lubitsch einen Platz in den Herzen der amerikanischen Fans. Diese nannten seine Filmchen leger „sex comedies“. Im sittenstrengen Amerika ließ der Regisseur der Phantasie des Publikums freien Lauf. Er beschränkte sich lediglich auf die Darstellung des Notwendigsten, um der allzu strengen Zensur zu entgehen. Auf diese Weise fügte er Doppeldeutigkeiten und Frivolitäten ein, ohne ins Vulgäre abzugleiten. Diese neue Art der Darstellungsform hielt als „Lubitsch-Touch“ Einzug in die Filmgeschichte.

… und dann kam der Tonfilm. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen schaffte der Berliner Regisseur den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm problemlos. Furchtlos experimentierte er mit den neuen Techniken wie der Einbeziehung von Musik, Geräuschen und Dialogen. So entstand, drei Jahre bevor ihm das NS-Regime seine deutsche Staatsbürgerschaft entzog, mit „Trouble in Paradise“ im Jahr 1932 ein Klassiker der Filmkomödie. Kurze Ausflüge ins ernste Fach und auch Kriegsdramen waren wenig erfolgreich, weshalb sich der etablierte Regisseur vollkommen aufs komödiantische Fach konzentrierte.

Zwei weitere Lubitsch-Werke sollten Filmgeschichte schreiben. Zum einen die Polit-Satire „Ninotchka“ mit Greta Garbo in der Hauptrolle. Umstrittener und heiß diskutiert wird bis heute „Sein oder Nichtsein“. Als Parodie auf die Nationalsozialisten gedacht, wird das Werk wegen seiner angeblich verharmlosenden Darstellung der SS kritisiert.

25 Jahre nach seiner Ankunft in den USA erlitt Ernst Lubitsch einen Herzinfarkt. Er starb am

30. November 1947 in seiner neuen Heimat Los Angeles. Zwei seiner Werke mußten von Otto Preminger vollendet werden. Heute erinnern nicht nur seine Filme an ihn. Neben dem Ernst-Lubitsch-Preis zeugt auch ein Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood von dem großen Werk, das der deutsche Regie-Export in Amerika geschaffen hat.         A. Niederfrinigerger


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