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26.01.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-08 vom 26. Januar 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es freut mich und es ehrt uns – hier spreche ich im Namen aller Helferinnen und Helfer – sehr, daß es immer wieder heißt: nur die Ostpreußische Familie kann noch helfen. Das mußte auch Frau Silvia Mantey aus Großschwabhausen erfahren, die seit Jahren im Internet und anderen Medien nach der Verwandtschaft ihres aus Ostpreußen stammenden Vaters suchte. Alle, die ihr schrieben, gaben ihr den Hinweis: Wenden Sie sich vertrauensvoll an die Ostpreußische Familie! Was sie nun tat, mit der Hoffnung, daß ihr endlich geholfen werden kann. Und damit vor allem ihrem Vater Erwin Mantey. Der heute 83jährige kommt aus Lablacken, Kreis Labiau. Dort besaßen die Eltern Christoph Mantey und Natalie geborene Gulde einen Bauernhof. Erwin hatte noch mehrere Geschwister: Gerhard, Alfred, Hildegard, Herbert, Irmgard und Ursula. Zur Verwandtschaft gehörte auch die Familie Fröschke aus Königsberg, die in der Nähe des Schlachthofes wohnte, vermutlich in der Tharauer Straße. Die Eltern Philipp und Gertrude Fröschke hatten außer der 1927 geborenen Tochter Lydia noch zwei ältere Söhne, Harry und Julius, die schon bei der Wehrmacht waren. Die Verbindung zwischen den beiden Familie bestand noch trotz der Kriegswirren bis zum 22. Januar 1945, dann riß sie vollständig ab. Vor einigen Jahren begab sich Erwin Manteys Tochter Silvia auf Bitten ihres Vaters auf die Suche nach den Verwandten. Immerhin erfuhr sie, daß Lydia Fröschke nach der Flucht bis etwa Anfang der 50er Jahre im nordfriesischen Bredstedt gewohnt hat, dann unbekannt verzogen ist, wahrscheinlich in das Ruhrgebiet. Ihr Name wird aber in keiner Kartei geführt. Vielleicht hat Lydia Fröschke geheiratet und nahm damit einen anderen Namen an. In den 50er Jahren soll sie an einem Ostpreußentreffen teilgenommen haben, jedenfalls ist sie dort gesehen worden, also muß sie Verbindung zu Landsleuten gehabt haben. Deshalb hofft Frau Mantey auf Hinweise aus unserem Leserkreis. Sie schreibt: „Wenn ich eine positive Antwort auf meinen Brief bekommen würde, könnte ich damit meinem Vater, dem alten Ostpreußen, aber auch seiner bald 80jährigen Schwester Hildegard, die oft als Kind in der Heimat mit Lydia zusammen war, eine Riesenfreude machen!“ Und wir freuen uns dann mit! (Sylvia Mantey, Dorfstraße. 24 in 99441 Großschwabhausen, Telefon: 03 64 54 / 5 98 90, Fax: 03 64 54 / 59 91 53, E-Mail: env.mantey@web.de.)

Auf unseren Heimattreffen offenbaren sich im Gespräch von Mensch zu Mensch oft Schicksale, die bisher nicht zu Papier gebracht wurden – aus Unwissenheit oder Unvermögen, sich schriftlich zu äußern, die Hemmschwelle ist da manchmal sehr hoch. Vor allem bei denen, die in der Heimat unter fremder Herrschaft verblieben sind. Da ist es gut, daß sich dann Landsleute als Mittler anbieten wie Frau Gertrud Schummek aus Alfeld. Sie stammt aus Lyck, und auf einem der letzten Treffen der Lycker in der Patenstadt Hagen hatte sie eine Begegnung, die sie tief berührt hat. Ich lasse sie selbst erzählen:

„Ich lernte einen Herrn kennen, der mit der deutschen Minderheit aus Lyck angereist war. Sein Name: Helmut Steinke, * 10. Juli 1934 in Freudenthal, Kreis Pr. Eylau. Als kleines Kind kam er in ein Königsberger Kinderheim, das später nach Treuburg verlegt wurde. Vor der Abfahrt bekam der damals Sechsjährige Besuch von zwei Frauen, die ihm ein Amulett schenkten. Erst lange Zeit danach erfuhr er, daß es seine Mutter und Großmutter gewesen waren. In den letzten Kriegsmonaten hat man die Kinder nach Böhmen und Mähren transportiert, wo sie in einem Kloster untergebracht wurden. Nach Kriegsende wurden sie von den Tschechen ausgewiesen, sie sollten nach Treuburg zurück. Es muß eine unbeschreibliche Kinder-Odyssee gewesen sein, ein Zug von rund 100 frierenden und hungernden Kindern, um die sich ihre Begleiterin, ein Fräulein Riek, nach bestem Bemühen kümmerte, aber helfen konnte sie ihnen auch nicht. In Treuburg angekommen, hat man ihnen polnische Namen gegeben, aus Helmut Steinke wurde Stanislaw Stankiewicz.“ Der Junge blieb in Treuburg, wie sein weiteres Leben verlief, hat Frau Schummek nicht geschildert. Jedenfalls wurde sein richtiger Name nicht getilgt, er blieb für Herrn Steinke immer präsent, und so konnte er sich, als sich die Möglichkeit ergab, auf der Suche nach seinen leiblichen Eltern an das Deutsche Rote Kreuz wenden. Leider viel zu spät: Ihm wurde mitgeteilt, daß sein Vater Heinrich Steinke, * 1. März 1900 in Cranz / Ostpreußen, nach dem Krieg in Pfuhl, Ober-Westerwald, lebte und am 31. Dezember 1969 in Montabaur verstarb. Der von Helmuts Mutter geschiedene Vater hatte immer versucht, seine Kinder zu finden. So erfuhr Helmut, daß er noch Geschwister hat. Und diese sucht er nun durch Frau Schummeks Vermittlung. Es sind Erika Steinke, * 17. August 1930, Friedrich-Wilhelm Steinke, * 10. Juli 1931 und Karl-Otto Steinke, * 25. April 1933. Der frühere und letzte Wohnort der Mutter ist Herrn Steinke nicht bekannt, auch nicht ihr Name. Aber vielleicht kannten eingesessene Freudenthaler die Familie Steinke und können Hinweise geben, ob, wo und wann Mutter und Geschwister lebten. Jede Zuschrift wird dankbar angenommen, denn dies ist wieder ein Vertriebenenschicksal, das unter die Haut geht. Da suchten Vater und Sohn sich gegenseitig und fanden in diesem zerrissenen Land nicht zu einander. Es wäre ein später Trost für Helmut Steinke, wenn sich noch eines der Geschwister finden würde. (Zuschriften an Frau Gertrud Schummek, Im Wambeck 19 in 31061 Alfeld, Telefon: 0 51 81 / 65 81.)

„Ich kann niemanden mehr befragen!“ Dieser Satz aus einer-E-Mail steht für viele Zuschriften vor allem von jüngeren Lesern, zumeist Nachfahren von Vertriebenen. Er stammt aus der E-Mail von Herrn Dietmar Weiß, der bisher von seinen väterlichen Vorfahren so gut wie nichts gewußt hat. Seine Eltern haben ihn immer im unklaren gelassen, was aus der Familie, aus der sein Vater stammt, geworden ist. Es hieß immer, daß alle Dokumente nicht mehr aufzufinden seien oder bei der Flucht verloren, abhanden gekommen sind. Als Dietmar noch klein war, hat sein Vater ihm einmal erzählt, daß er aus Ostpreußen stamme und einen Bruder in den USA habe. Zwischen den Brüdern hat es aber wahrscheinlich keine Verbindung gegeben. Nun fand Herr Weiß zu seiner Überraschung im Nachlaß seines Vaters eine Todesanzeige aus dem Ostpreußenblatt, die das Ableben eines Fritz Weiß in den USA bekanntgibt. Der Text lautet:

„Fritz Weiss, geboren 22. Januar 1912, gest. am 9. September 1997. Geliebter Heimatort: Klein Keylau, Kreis Wehlau, Ostpreußen, Neue Heimat: South Lyon / Mich. USA. Er ist nach langer Krankheit sanft eingeschlafen. Wir trauern um ihn. Dorothea Weiss geborene. Brosell, seine Kinder und Enkel, seine Schwestern mit Familie …“

Da der Vater von Dietmar Weiß auch aus Klein Keylau stammt, dürfte es sich bei dem Verstorbenen um jenen Bruder des Vaters handeln, von dem der Vater gesprochen hat. Dieser hatte also – zumindest aus der Todesanzeige – von dem Wohnort seines Bruders Kenntnis.

Dietmar Weiß möchte nun gerne zu den Verwandten Kontakt aufnehmen, da er ja überhaupt keine Unterlagen besitzt. Wie gesagt, er kann hier keinen mehr befragen, bittet aber nun diejenigen, die vor zehn Jahren diese Anzeige aufgaben, sich zu melden. Das heißt, wir bitten darum, denn Herr Weiß wollte von uns die Anschrift der Inserenten haben, die damals die Todesanzeige aufgaben. Diesen Wunsch können wir leider nicht erfüllen, aber immerhin haben wir ja die Möglichkeit, die Frage über unsere Ostpreußische Familie weiterzugeben. Da in der Anzeige auch noch Schwestern des Verstorbenen erwähnt werden, die ja dann Tanten von Dietmar Weiß wären, könnten diese sich melden wie auch die Familie des Verstorbenen aus den USA – falls sie unsere Zeitung bezieht oder von diesem Aufruf durch in Deutschland lebende Verwandte oder Landsleute erfährt. Es genügt, wenn diese sich bei uns melden und ihre Adresse mitteilen und damit bekunden, daß auch sie gerne mit Dietmar Weiß in Verbindung treten würden. Selbst wenn es sich bei der Anzeige nicht um den Bruder von Dietmars Vater handeln sollte – was unwahrscheinlich ist, denn Familien- und Ortsnamen stimmen – wären wir dankbar für eine Information. Mit Herrn Weiß hoffen wir, daß er endlich etwas über seine väterliche Linie erfährt, woran ihm wohl sehr gelegen ist.

Lieber Hartmut Neumann, und damit auch Ihre Tante Traute, deren Wunsch Sie übermitteln. Sie möchte so gerne Kontakt zu Landsleuten aus Kuckerneese bekommen, vor allem zu ehemaligen Mitschülern, Mitkonfirmanden oder Nachbarn. Traute Hennings wurde als Waltraut Wiesenberg am 3. April 1917 im damaligen Kaukehmen geboren und wuchs in der Tilsiter Straße 9 a auf. Dort wohnten auch ihr Bruder Hans Wiesenberg sowie die Brüder Willi und Fritz Scheer. Getauft und konfirmiert wurde sie von Pfarrer Buske in Tilsit. Sehr genau kann sich die 90jährige noch an ihre Schulzeit erinnern. In der Grundschule, die sie von 1923 bis 1927 besuchte, war Frau Ennulat ihre Lehrerin. Auf der Höheren Knaben- und Mädchenschule wurde sie von Dr. Sinnen und Herrn Hochbaum sowie von den Lehrerinnen Fräulein Rohde und Fräulein Maleika unterrichtet – damals wurden die Unverheirateten so tituliert. Von Mädchen und Jungen, die mit ihr die Schulbank drückten, weiß Frau Hennings noch einige Namen: Grete Jonischkeit, Hanna Plaut, Ursula Sperber, Ilse Kalkschmitt, Hans Sturies. Josef Dossenbach und Eitel Kirschning. Um 1933 wechselte Waltraut auf die Hauswirtschaftschule in Königsberg, anschließend wurde sie an der Uni-Hautklinik zur Diätassistentin ausgebildet. Im August 1939 heiratete sie Paul Hennings und lebte mit ihm auf Gut Deimehöh / Dewaden, Kreis Labiau, bis sie im Februar 1945 auf die Flucht ging. Heute wohnt Traute Hennings in Hamburg (Eilenau 122 in 22089 Hamburg, Telefon 0 40 / 2 00 49 23).

Auch ihr Neffe hat eine Frage, allerdings kann ich sie beim besten Willen so, wie sie gestellt ist, nicht beantworten. Denn Hartmut Neumann, dessen Großeltern in Königsberg geboren wurden, möchte gerne wissen, „wie der Name Neumann nach Ostpreußen gekommen ist“. Sicher auf vielen Wegen, lieber Herr Neumann, durch die großen Siedlerströme ebenso wie durch Zuwanderung einzelner Personen und Familien. Schließlich ist Neumann ein nicht gerade ungewöhnlicher deutscher Name. Immerhin wäre es für ihn interessant, wenn sich Namensvettern (jetzt stimmt’s), die ihre Wurzeln in Ostpreußen haben und ihre Ahnen weit zurückverfolgen können, bei ihm melden würden. (Hartmut Neumann, Stadtweg 51 in 90453 Nürnberg, Telefon an Wochenende 09 11 / 6 32 35 00, E-Mail: M.Hahm@  t-online.de.)

So, das wären heute vornehmlich Suchfragen. In der nächsten Woche wird es in unserer Kolumne ganz schön bunt zugehen, denn unsere Leserinnen und Leser haben zu den verschiedensten Problemen Stellung genommen oder sich nach langer Zeit wieder gemeldet, Und ein paar kleine Wunschkes kommen hinzu. In Abwandlung unserer ostpreußischen Weisheit „Warscht läwe, warscht sehne“, was heißt: Wenn du lebst, wirst du sehen, was geschieht, sage ich: Warscht lese, warscht sehne …

Eure Ruth Geede


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