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02.02.08 / Probleme mit selbstbewußter Minderheit / Rumänien kämpft mit ungarischer Volksgruppe, die die Sprache ihres Gastlandes verweigert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 02. Februar 2008

Probleme mit selbstbewußter Minderheit
Rumänien kämpft mit ungarischer Volksgruppe, die die Sprache ihres Gastlandes verweigert
von Ernst Kulcsar

Der Vorsitzende der rumänischen Konservativen Partei, Dan Voiculescu, ist Mitte Januar vor den Nationalen Rat zur Bekämpfung der Diskriminierung zitiert worden, weil er dem rumänischen Parlament einen Gesetzesentwurf vorgelegt hat, in welchem verlangt wird, daß alle rumänischen Bürger die rumänische Sprache zu beherrschen hätten. Die Landessprache sei erste Voraussetzung für die Vermeidung von Parallelgesellschaften. „Man kann nicht Bürger eines Staates sein, ohne dessen Sprache sprechen zu können“, erklärte Voiculescu.

Sein Vorschlag trifft vor allem die in Rumänien lebenden Ungarn. Bereits im Juni 2007, führte Voiculescu an, habe seine Partei einen Gesetzesentwurf eingebracht, gemäß dessen Bestimmungen die in Rumänien lebenden Ungarn zwei Monate zum Erlernen der rumänischen Sprache zur Verfügung hätten, andernfalls würden sie die rumänische Staatsbürgerschaft verlieren.

Der Vorsitzende der Ungarnpartei in Rumänien, Marko Bela, bezeichnete den Gesetzesvorschlag als „Blödsinn“. Auch war er der Ansicht, daß in diesem Fall „viele Rumänen die rumänische Staatsbürgerschaft verlieren“ würden. Es gibt in Rumänien 18 anerkannte nationale Minderheiten, und obwohl die Roma die zahlenmäßig stärkste ist, stellen die Ungarn, die ganze Enklaven bewohnen, in denen seit Jahrhunderten die Bewohner kein Wort Rumänisch sprechen, das größte Problem dar. Selbst wenn man dort in einen Brotladen geht, wird man nicht bedient, wenn die Bestellung in rumänischer Sprache erfolgt. Dabei sind sie nicht gegen Assimilierung, nur sollte sie eben in die andere Richtung erfolgen. Voiculescus Forderung ist zwar, um ein deutsches Unwort aufzugreifen, populistisch, aber sie legt den Finger in eine offene Wunde. Als den Ungarn 1867 Siebenbürgen zufiel, gebärdeten sie sich nicht gerade wie Chorknaben. Die relative Häufigkeit ungarischer Namen bei den Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ist vor allem auf Zwangsmagyarisierung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zurück-zuführen. Nicht umsonst wählten 1919 sowohl die Banater Schwaben als auch die Siebenbürger Sachsen den Anschluß an Rumänien und nicht an Ungarn.

Der Chef der rumänischen Konservativen hat darauf hingewiesen, daß die „ungarischen Politiker ein doppeltes Spiel“ spielten. Auf der einen Seite würden sie behaupten, „die Ungarn möchten Rumänisch lernen“, auf der anderen Seite fordern sie „ethnische Autonomie“ ein. Es gebe in Siebenbürgen Parallelgesellschaften – und das seit Jahrhunderten.

Eine Erklärung für die Spaltung der Ungarn in Rumänien ist die unmittelbare Nähe zum Mutterland. Da eine ungarische Volksabstimmung über die doppelte Staatsbürgerschaft aller im Ausland lebenden Ungarn gescheitert ist (Dezember 2004), kommt es nach den rumänischen Europa-Parlamentswahlen zu einer verstärkten Wahl-Hilfe des ungarischen Fidesz-Chefs Viktor Orban für Laszlo Tökös, eine Symbolfigur der rumänischen Revolution von 1989.

Parallelen zur Situation in einigen Staaten im Westen Europas ergeben sich zwangsläufig, weil immer wieder die Multikulti-Ritter der Ansicht sind, die Minderheiten erhielten zu wenig, während die Mehrheitsbevölkerung aber meint, ihre Politiker machten zu viele Konzessionen und verrieten die Interessen ihrer eigenen Wähler.


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