© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 09. Februar 2008

Aufgeben gibt es nicht

Wie oft kommt man im Leben zu dem Augenblick, in dem man sagt: Es geht nicht mehr, ich kann nicht mehr? Man möchte dann alles hinschmeißen, manchmal sogar allem ein Ende bereiten. Doch man wird nicht gefragt, man muß sein Leben, so wie es einem aufgegeben ist, zu Ende führen. Alles steht festgeschrieben im Buch des Lebens. „Das Ende ist da, wo man sich aufgibt“ – das ist der Titel eines Buches (aperçu Verlag, Berlin, 168 Seiten, brosch., 13 Euro), das betroffen macht und zugleich ein Ausspruch von Marianne Buggenhagen, der mehrfachen Paralympics-Goldmedaillen-Gewinnerin.

Die Autorin und Journalistin Christel-Ursel Rafael hat sechs authentische Schicksale von Frauen im Alter zwischen 26 und 60 Jahren aufgegriffen, die aus der Ich-Perspektive von Alkohol und täglicher Demütigung, vom Leben auf der Straße und im Rollstuhl erzählen. All diese Frauen hatten und haben nur eine Chance, ihr Problem zu lösen: ihr Schicksal zu akzeptieren und aktiv das Leben zu meistern. Und so unterschiedlich die Schicksale auch sein mögen – die Protagonistinnen haben sich in der Krise für das Leben entschieden.

Bei Marianne war es eine unachtsame Bewegung, die ihr Leben veränderte. Ein Bandscheibenvorfall machte ihr Leben zu einer Hölle voller Schmerzen. Immer wieder mußte sie sich operieren lassen, immer wieder neue Hoffnung und dann die niederschmetternde Erkenntnis: Endstation Rollstuhl. Sie mußte schließlich lernen, „daß die Werte Mut, Energie und Ausdauer einen hohen Stellenwert besitzen, damit ich im Weiterleben auch einen Sinn sehen konnte“. Ob Anita, Marie-Belle, Jekaterina, Betty oder Marianne, sie haben nicht aufgegeben, sich selbst nicht und nicht den Kampf für ein sinnerfülltes Leben. – Ein lesenswertes Buch, das durchaus Mut macht.             SiS