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23.02.08 / Ein Preuße in der Schweiz / Das Frankfurter Museum für Moderne Kunst würdigt den Bildhauer Hans Josephson

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

Ein Preuße in der Schweiz
Das Frankfurter Museum für Moderne Kunst würdigt den Bildhauer Hans Josephson
von Silke Osman

Experten sagen von ihm augenzwinkernd, er sei in der Kunstszene bei weitem kein Unbekannter, gleichwohl gelte es, den Künstler Hans Josephson noch zu entdecken. Sein Werk stehe wie ein Monolith in der Kunstentwicklung seiner Zeit. Niemals habe er an den atemlosen und sich überstürzenden Moden teilgenommen, ängstliches Schielen nach dem Marktgeschehen sei ihm so fremd wie eine theoretische Überhöhung seiner Arbeit. Mit Gelassenheit und Beharrlichkeit habe er konsequent ein Oeuvre geschaffen, das in der Kunstgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nichts Vergleichbares habe.

Einen Überblick über das Werk des in Zürich lebenden Hans Josephson kann man sich derzeit im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) verschaffen. Der Mensch, der Mensch und nochmals der Mensch steht im Mittelpunkt seines reichen Schaffens – als stehende, liegende und kauernde Figur, als Porträt oder als Relief. Fühlt man sich zu Beginn seines Schaffens noch an archaisch reduzierte Stelen erinnert, sind an den späteren Figuren kaum noch Gesichtszüge auszumachen. Josephson bevorzugt Gips als Arbeitsmaterial: „Es ist so ein Mittelding zwischen Modellieren und Steinbearbeiten. Ich habe wahrscheinlich nicht das Temperament, um eine halbe Stunde vor dem Stein zu sitzen und zu sehen, ob man noch ein bißchen wegschlagen soll. Das ist nicht mein Temperament. Mit Gips kann ich drauflos machen und es wegschlagen. Und wenn es dann kaputt ist, geh’ ich am nächsten Tag wieder hin und setze etwas hinzu.“ Die meisten seiner Arbeiten läßt Josephson in Bronze gießen, dennoch bleibt der Eindruck der Gipsoberfläche erhalten.

In seiner Monographie beschreibt Gerhard Mack eindrucksvoll das bewegte Leben und das unermüdliche Schaffen des heute 87jährigen, der 1920 in Königsberg geboren wurde. Seiner jüdischen Abstammung wegen mußte Josephson Deutschland verlassen, ging nach Italien und anschließend in die Schweiz, wo er Schüler des Bildhauers Otto Müller wurde. 1943 bezog er sein erstes eigenes Atelier in Zürich.

Die Ausstellung im Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 7 / 3,50 Euro, bis 6. April.

Die Monographie von Gerhard Mack (mit Fotografien von Georg Gisel) ist im Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich, erschienen (296 Seiten, 92 sw und 136 farbige Abb., Leinen mit Schutzumschlag, 65 Euro).

Foto: Ein kritischer Blick: Hans Josephson inmitten seiner Werke im Kesselhaus St. Gallen


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