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23.02.08 / Eine Enttäuschung / Langatmige Beschreibungen der Vergangenheit statt Mördersuche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

Eine Enttäuschung
Langatmige Beschreibungen der Vergangenheit statt Mördersuche

Beginnen wir diese Rezension mit einem Geständnis, schließlich handelt es sich bei dem zu bewertenden Titel „Mord auf dem Wilhelmstein“ um einen historischen Kriminalroman: Die Rezensentin hat das Buch nicht zu Ende gelesen. Sonst eigentlich immer diszipliniert und von dem Anspruch getrieben, das ganze Werk zu kennen, um ein richtiges Urteil sprechen zu können, war die Enttäuschung hier größer als der Drang zur Disziplin. Grund: Ein Besuch am Steinhuder Meer hat derartig positive Eindrücke hinterlassen, daß voller Erwartung nach dem Buch gegriffen wurde, welches die Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer zum Ort eines Krimis macht, der sich übrigens eng an historische Vorgaben halten soll.

„Wir schreiben das Jahr 1787. Der Landgraf von Hessen-Kassel hat das Schaumburger Land überfallen und unterworfen. Nur noch der alte und erfahrene Festungskommandant Major Rottmann bietet dem Landgrafen die Stirn und verteidigt mit seiner kleinen Besatzung eisern den Wilhelmstein. Bis die Angreifer aufgeben müssen. Fast drei Jahre, nachdem sich die Hessen zurückgezogen, wird die Leiche des tapferen Rottmann aus dem Steinhuder Meer gezogen. War es Mord?“ Der Klappentext des Verlages verspricht Spannung, auch der Ort, eine kleine Festung auf beengtem Raum einer künstlich geschaffenen Insel, läßt Atmosphäre erhoffen.

Auch kommt der Autor Bodo Dringenberg schnell zur Sache. Gleich auf der dritten Seite heißt es: „Der Major drehte sich halb und sackt und sackt mit einem rasselnden Grunzen auf den Brückenbrettern zusammen … Der erfolgreiche Totschläger ist von Frohlocken fast geschüttelt und zugleich fühlt er noch einen Hauch von Entsetzen in sich.“ All dies geschieht in einer windig verregneten Januarnacht im Jahr 1790.

Von da an werden aber sehr umständlich die verschiedenen auf der Festung zur Tatzeit befindlichen Personen vorgestellt – samt ihrer Vergangenheit. Mühselig folgt der Leser den Sprüngen des Autors in unterschiedliche Phasen der Vergangenheit … und nach zwei Dritteln des Buches ist der Rezensentin hier die Lust vergangen.

Selbst die Möglichkeit, am Ende der Lesearbeit zu erfahren, wer der Mörder ist, lockte nicht ausreichend genug, um sich weiter der Plage der Lektüre zu unterwerfen. Rebecca Bellano

Bodo Dringenberg: „Mord auf dem Wilhelmstein – Ein historischer Kriminalroman“, zu Klampen, Springe 2007, geb., 174 Seiten, 12,80 Euro


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