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23.02.08 / »… barhäuptig, in der Tracht seiner Zeit …« / Preußische monarchische Denkmäler im postsowjetischen Königsberger Gebiet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

»… barhäuptig, in der Tracht seiner Zeit …«
Preußische monarchische Denkmäler im postsowjetischen Königsberger Gebiet
von Wolfgang Stribrny

In Königsberg steht seit 2004 Herzog Albrecht von Preußen neben der Domkirche an der Stelle, wo der Ursprungsbau der von ihm 1544 gegründeten Albertus Universität bis 1945 stand. Es handelt sich um die Replik des 1891 enthüllten Denkmals von Reusch, das früher an der Nordostecke des Schlosses stand. „Der Fürst, barhäuptig, in der Tracht seiner Zeit, hält in der Rechten die neue Kirchenagende von 1525 (Hinweis darauf, daß Ostpreußen durch ihn das erste evangelische Land der Welt wurde) und die Stiftungsurkunde der Universität von 1544, die Linke stützt sich auf das Schwert. Am Boden stehende und liegende Bücher deuten auf seine Liebe zur Wissenschaft hin.“ Die Stadtgemeinschaft Königsberg hat hier der Heimatstadt ein in seinem historisch-politischen Wert dem neu-alten Kant-Denkmal von Rauch vor der Universität entsprechendes „denk mal“ geschenkt.

Die Königsberger Denkmäler waren bis etwa 1948 ebenso wie die meisten Bauten zwar beschädigt, aber durchaus erhalten, wie Fotografien der russischen Neu-Ankömmlinge beweisen.

Das Grabmal Herzog Albrechts im Dom blieb in Umrissen erhalten, wie ich schon im August 1990 zu meiner großen Freude feststellte. Die damals kümmerliche Ruine ist inzwischen authentisch als Dom wieder erstanden; zur Zeit arbeitet man an Herzog Albrechts Grabmal von 1590, das, in Marmor ausgeführt, die ganze Ostwand des Doms einnimmt. Der bedeutende Hohenzoller wird jedem aufmerksamen Besucher der Stadt begegnen.

1843 bis 1864 wurde die letzte Befestigung der Stadt angelegt. Hier interessieren nicht die 1945 umkämpften Außenforts, sondern die eher repräsentativen Stadttore am Rand der Innenstadt. Ihr bildnerischer Schmuck blieb erhalten, wenn auch oft mutwillig beschädigt. Das Königstor wurde 2005 anläßlich der 750-Jahrfeier der Stadt endlich restauriert. Die geköpften Monarchen waren bisher ein Symbol von Stalins Konzept für Ostpreußen: Ohne Gott und ohne Geschichte sollte hier der kommunistische Idealstaat konstruiert werden. König Ottokar II. Przemysl von Böhmen, nach dem die Stadt 1255 genannt wurde, Herzog Albrecht und König Friedrich I. grüßen wieder vom vertrauten Platz. Das Friedländer Tor – nicht gar zu weit vom Hauptbahnhof – wird zur Zeit restauriert. An der Stadtseite des Tores findet sich die Statue des Grafen Friedrich von Zollern, Großkomtur des Deutschen Ordens (Vertreter des Hochmeisters), der zu Anfang des 15. Jahrhunderts auf der Marienburg lebte, ein Vetter des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg (1415–1440). Auf der Feldseite des Tores grüßt uns bald wieder Siegfried von Feuchtwangen, der erste Hochmeister, der ab 1309 auf der Marienburg residierte. An drei übrigen Toren sind Medaillonporträts preußischer Generale erhalten: am Roßgärtner Tor Scharnhorst und Gneisenau, am Sack­heimer Tor Bülow von Dennewitz und Yorck von Wartenburg sowie am Brandenburger Tor Herrmann v. Boyen und Ernst Ludwig v. Aster.

Unweit der erhaltenen Königin-Luise-Gedächtniskirche von 1904 – heute ein Marionetten-Theater – befindet sich im Park von Luisenwahl das Denkmal der Königin Luise in der Form einer Halbrotunde. Es blieb erhalten, wenn auch Rauchs Marmorbüste längst verschwand. Die frühere Inschrift lautete: „Dem Genius Preußens – Der unvergeßlichen Königin Luise – Die Königsberger Bürger 1874“.

Die gleiche Büste hat der mecklenburgische Kreis Bad Doberan Mitte 2007 dem Ostseebad Cranz bei Königsberg geschenkt. Am Strand von Cranz haben die Russen in 240 Meter Tiefe ein wohlschmeckendes Heilwasser ent­deckt, das sie „Luisenbrunnen“ genannt haben, obwohl die preußische Königin Cranz nur „gestreift“ hat. Das Wasser kann in einem hübschen nagelneuen Brunnentempelchen am Strand genossen werden. Die Luisenbüste soll im Luisenbrunnen aufgestellt werden. Die heutigen Cranzer haben überhaupt für Luise viel übrig. Ein Bauzaun um ein halbfertiges Strandhotel ist mit einer Kopie des hinreißend charmanten Porträts der Königin von Grassi sowie Darstellungen der Königsberger Luisenkirche und des verschwundenen Luisendenkmals von Tilsit geschmückt.

In Insterburg steht seit 2007 auf dem Hauptplatz eine hellglänzende Reiterstatue Lenin gegenüber . Dort reitet Generalfeldmarschall Fürst Michael Andreas Barclay de Tolly (1761–1818). Der russische Feldherr aus deutschbaltischem Hause mit schottischen Vorfahren entwarf als Kriegsminister den Plan, Napoleons Grande Armée 1812 in die russischen Weiten zu locken, um sie dort untergehen zu lassen. In den Befreiungskriegen übernahm er nach Kutusows Soldatentod am 17. April 1813 im schlesischen Bunzlau den Oberbefehl über die russischen Truppen. Was hatte nun dieser Edelmann, der nach Aussage eines Nachfahren kein Wort Russisch konnte und in Rußland mit Französisch und Deutsch den höchstmöglichen Platz erreichte, mit Insterburg zu tun? Streng genommen gar nichts.

Auf einer Erholungsreise starb der 56jährige Held nördlich von Insterburg auf der Straße von Tilsit über Skaisgirren nach Süden. Bei dem Gut Schieleitschen ereilte ihn sein Schick­sal. Dort unmittelbar westlich der Straße führt eine kleine Lindenallee zu einem wunderschönen Denkstein für Barclay de Tolly. Obwohl nur drei Kilometer nordöstlich von Insterburg ist dieses von den Stalinisten verschonte stattliche Denkmal selbst bei Kennern Osrpreußens kaum bekannt. Auf drei Bronzetafeln steht in deutsch, russisch und französisch zu lesen: „Dem edlen Feldherrn, der den Weg der Ehre durch Mut und Tapferkeit in vielen Schlachten sich bahnte, und der im Krieg zur Befreiung der Völker in den Jahren 1813 bis 1815 als Anführer verbündeter Heere in glorreichen Kämpfen siegte“. König Friedrich Wilhelm III., der zu Unrecht oft Verkannte, hat 1821 das Denkmal gestiftet. Ein ähnliches für Kutusow steht jetzt, von den Polen aus der Stadt verbannt, schließlich war er ein Russe, vor den Toren von Bunzlau. Übrigens sind auf der einen Seite des Gedenksteins sämftliche Orden Kutusows vom Andreas-Orden, dem Schwarzen Adlerorden und dem Goldenen Vließ bis zum schwedischen Schwertorden dargestellt und beschriftet. Das würdige und geschmackvolle Denkmal für den Mit-Sieger in der Völkerschlacht von Leipzig – die Russen brachten dort am 18. Oktober 1813 die größten Opfer – ehrt auch seinen Stifter König Friedrich Wilhelm III. Preußische Adler schmücken unverdrossen und unbeirrt den sehenswerten Stein.

Foto: Denkmal für Herzog Albrecht: Geschenk der Stadtgemeinschaft Königsberg


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