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23.02.08 / Eine Reise der Begegnungen / Pastor Fryderyk Tegler und seine Gruppe trafen auf ihrer Masurenfahrt viele interessante Leute

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

Eine Reise der Begegnungen
Pastor Fryderyk Tegler und seine Gruppe trafen auf ihrer Masurenfahrt viele interessante Leute

Alle Jahre wieder bieten Pastor Fryderyk Tegler aus Scharnebeck und Brigitte Jaschik aus Adendorf eine Studienreise in das geschichtsträchtige und abwechslungsreiche Masuren an. Die jüngste Fahrt mit 44 Personen aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland und sogar aus England und Amerika stand unter dem Motto: „Das Alte sehen, Neues entdecken und Brücken bauen“.

Die Fahrt hatte viele und ganz verschiedene Höhepunkte. Außer den Besuchen und Besichtigungen in verschiedenen Städten und Orten waren die persönlichen Kontakte und die menschlichen Begegnungen das Wichtigste bei dieser Fahrt.

Begonnen hat alles schon beim ersten Abend in Gnesen, der ersten polnischen Hauptstadt, zu dem die Freunde der Scharnebecker Partnergemeinde Markstadt, im Kreis Eichenbrück, eingeladen wurden. Als Ehrengäste waren auch Henryk Muszynski, Erzbischof von Gnesen, mit seinem Kanzler, Andrzej Bialczyk, erschienen. Nach einem schmack­haften Abendessen begrüßte der Erzbischof im schönsten Deutsch die Gäste sehr herzlich in der Bischofsstadt und wünschte ihnen einen schönen Aufenthalt in Polen. Den Abend verbrachten sie in fröhlicher Runde bei Tanz, Musik, Gesang und freundschaftlichen Gesprächen. Dabei wurden schon die nächsten Begegnungen geplant.

Am nächsten Tag führte sie der Dompfarrer Jan Kasprowicz durch die Kathedrale. Mittags erwartete die Gruppe in Thorn Pastor Jan Molin, den Gemeindepfarrer der dortigen evangelischen Gemeinde. Seine Tochter Alexandra führte sie durch die wunderschöne Universitäts- und Geburtsstadt von Nicolaus Copernicus.

In Sensburg angekommen, übergaben sie Julian Osiecki, dem Leiter des dortigen Sozialamtes, hochwertige Kleider, Lebensmittel und Süßigkeiten für sozial schwache und kinderreiche Familien.

Eine weitere Begegnung fand mit Tschernobylkindern aus Weißrußland statt, die jedes Jahr zur Erholung in Masuren weilen, und mit denen die Reisegruppe eine wunderschöne Morgenandacht in der alten Kirche zu Sorquitten gefeiert hat. Die Gruppe konnte diese Kinder mit Süßigkeiten, Kleidern sowie Schreib- und Spielsachen, die ihnen Lüneburger und Adendorfer Firmen gesponsert haben, beschenken. Dazu kam eine großzügige Kollekte der Teilnehmer.

Eine andere Begegnung war der Besuch nach dem Gottesdienst in Nikolaiken im dortigen evangelischen Alten- und Pflegeheim „Die Arche“, wo die Heimbewohner ebenfalls beschenkt wurden. Die Leitung erhielt von der Gruppe eine Spende für Medikamente.

Ein fruchtbares Gespräch wurde auch mit dem Vorsitzenden des Dachverbandes der deutschen Gesellschaften in Ostpreußen, Heryk Hoch, und dem Vorsitzenden der masurischen Gesellschaft Tadeusz, Siegfried Willan, geführt.

Einen ganz anderen Charakter hatten die Besuche an den Gräbern von Meta und Edgar Wiechert und des Soldatenfriedhofs Jägerhöhe am Schwenzaitsee bei Angerburg. Dort wurden Andachten gehalten, und Brigitte Jaschik legte Blumen nieder. Der Sonntagsbesuch auf dem großen Friedhof in Bartoschen bei Lyck, auf dem seit 2003 fast 25000 deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges ruhen, wurde zur stillen Andacht und zur „Auseinandersetzung“ mit der Vergangenheit genutzt.

Noch einen anderen Akzent hatten die vielen Begegnungen mit kranken und sozial schwachen Familien in Masuren, denen seit Jahren geholfen wird. Es sind immer wieder Zeichen der Hoffnung und kleine Lichter in der Dunkelheit dieser Zeit!

Besonders wichtig sind die menschlichen Begegnungen mit der deutschen Volksgruppe, die in Sensburg, Lötzen, Osterode und auch an anderen Orten stattgefunden haben. Dazu kommen die Begegnungen mit den evangelischen Pastoren in Rhein, Nikolaiken, Sorquitten und Sensburg, die eine wahre Bereicherung für die Gruppe darstellten.

Für die Organisatoren kam es zu Gesprächen und Verhandlungen mit den Lokalpolitikern, den Kirchengemeinden bei der Konfessionen, der Presse, den deutschen Vereinen und der Volksgruppe, aber auch mit der preußischen Genossenschaft des Johanniterordens aus der Bundesrepublik Deutschland mit Bernd Kahnert, Rainer Laskowski, Christian Meyl und anderen über das Thema „Zukunft der Sozialstationen der Johanniter“ in Masuren.

Es war eine anstrengende, aber auch erbauliche und eine lehrreiche Fahrt, die noch in diesem Jahr und dann wieder 2009 wiederholt werden soll. Falls möglich soll es dann auch in das nördliche Ostpreußen, nach Königsberg und dem Memelland gehen.

Aber auch Ruhe und Erholung kamen nicht zu kurz. Denn Masuren ist ein Land ohne Eile. Ein Land, das gerne die Zeit verschläft – so formuliert es der 1934 in Ostpreußen geborene und heute in Hamburg lebende Schriftsteller Arno Surminski in seinem Erzählungsband „Die Reise nach Nikolaiken“.

Zuvor heißt es: „Als der Herr noch auf Erden wandelte, kam er am späten Nachmittag, als er noch müde war, ins Masurische und erschuf, bevor er einschlief, mit sanfter Hand und ohne viel nachzudenken, die masurische Wildnis.“ Dabei ist ihm zweifellos ein wahres Meisterwerk geglückt.

Bis heute scheint im südlichen Ostpreußen vielerorts die Zeit stehengeblieben zu sein, trotz großer politischer Veränderungen und wachsendem Tourismus. Der konzentriert sich auf einige Landstriche und Ortschaften wie zum Beispiel Nikolaiken, Kruttinnen, Allenstein, Johannisburger Heide, Heiligelinde oder Flüsse und Seen.

Alles kann man nicht sehen und schon gar nicht schreiben. Man muß wieder und immer wieder nach Masuren fahren, weil Masuren auch immer anders ist.             F. T.

Für den 1. bis 11. Juni ist die nächste Masurenfahrt geplant. Interessenten können sich noch bis zum 5. März anmelden sowie informieren bei Pastor Fryderyk Tegler, Telefon (0 41 36) 91 05 73.


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