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23.02.08 / Begegnungen im Land der Mitte / Reisen nach China: Eintauchen in einen ungewohnten Kulturkreis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

Begegnungen im Land der Mitte
Reisen nach China: Eintauchen in einen ungewohnten Kulturkreis

China wird als Reiseziel immer beliebter. 2008 rückt es noch weiter in den Mittelpunkt des touristischen Interesses: Im Sommer ist das Land Ausrichter der Olympischen Spiele, die unzählige Besucher aus der ganzen Welt anziehen werden. Doch wer nach China reist, taucht in eine Kultur ein, die so ganz anders ist als die westeuropäische. Und das macht die Verständigung untereinander nicht so einfach, auch wenn viele der jüngeren Chinesen Englisch sprechen.

Wie in den meisten anderen Ländern Asiens, spielt auch im Reich der Mitte der höfliche Umgang untereinander eine sehr große Rolle. Das ist im Prinzip eine gute Sache, kann jedoch zwischen Chinesen und Europäern zu Mißverständnissen führen. „In der chinesischen Gesellschaft ist es wichtig, sein Gesicht zu wahren und offene Unstimmigkeiten oder Unbehagen zu vermeiden“, weiß Klaus Betz vom Studienkreis für Tourismus. Das Wort Nein werde aus diesem Grund möglichst vermieden, da die Atmosphäre damit nicht getrübt werden soll. Das kann für Besucher aus unserem Kulturkreis schwierig werden, die eher direkte Antworten gewohnt sind. Vor allem, wenn es darum geht, eine konkrete Auskunft zu erhalten. „Über die wichtigsten Dinge sollte man sich am besten im Hotel erkundigen“, rät der Reiseexperte. Denn dort sei man auf die etwas anderen Bedürfnisse der Gäste aus Europa eingestellt.

Egal, ob es sich um Fragen oder Antworten handelt: Rüde Direktheit ist in China verpönt. Man nähert sich langsam und unter Austausch von Höflichkeiten an das Thema an, statt ohne Umwege darauf zuzusteuern. Dabei sollte man stets ruhig bleiben, leise sprechen, viel lächeln und nicht mit den Armen herumfuchteln. Das gelte umso mehr, wenn es mal irgendwelche Probleme gibt, mahnt Betz: „Mit offen zur Schau getragener Verärgerung bringt man sein Gegenüber in Verlegenheit.“ Denn ein Chinese wisse überhaupt nicht, wie er damit umgehen soll. Wer seine Stimme erhebe, lasse außerdem seinen Gesprächspartner, aber auch sich selbst das Gesicht verlieren. Kritik sollte deshalb immer ruhig und freundlich formuliert und nicht vor Dritten ausgesprochen werden.

In China ist darüber hinaus das Hierarchiedenken fest verankert. Wenn einige Reisende gemeinsam unterwegs sind, sollte man ausmachen, wer für die gesamte Gruppe spricht. Hat man es mit mehreren chinesischen Gesprächspartnern zu tun, ist es wichtig herauszufinden, wie die Hierarchieverteilung aussieht – damit man seine Aufmerksamkeit nicht unwissentlich auf die falsche Person richtet. „Das gelingt am besten durch eine ausführliche Begrüßung und genaues Beobachten. Die Gastgeber lassen es einen schon wissen, wer das Sagen hat“, ist die Erfahrung des Vielreisenden Betz.

In Gesprächen sollte man nicht zu persönlich werden und die  Intimsphäre wahren. Schwierige Themen wie Tibet, Taiwan oder die Menschenrechte sind nicht grundsätzlich ein Tabu. Man sollte sie jedoch vermeiden, wenn man sich in einem offiziellen Rahmen bewegt.

Aber auch auf privater Ebene sollte man damit vorsichtig umgehen, ruhig und sachlich bleiben sowie keine emotionale Kritik äußern.

„Voraussetzung für derartig sensible Gespräche ist, daß alle ausreichend Englisch sprechen. Man sollte sie nicht mit Hilfe eines Dolmetschers führen“, mahnt Betz. Die Gefahr von Mißverständnissen sei einfach zu groß.       ddp


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