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01.03.08 / Straßen fehlen / Fußball-EM 2012: Polen braucht noch 3000 Kilometer Autobahn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-08 vom 01. März 2008

Straßen fehlen
Fußball-EM 2012: Polen braucht noch 3000 Kilometer Autobahn
von Klaus D. Voss

Mit einem mehr als nur ehrgeizigen Programm für den Ausbau von Stadien und vor allem der Verkehrswege will Polen die Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2012 noch retten. Vier Stadien sollen umgestaltet werden, um die strengen Uefa-Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, berichten die polnischen Zeitungen. Und zugleich muß ein Wunder geschehen. Bis zum Anpfiff der ersten Partie am 9. Juni 2012 in Warschau sollen mehr als 3000 Kilometer neue Autobahnen und Schnellstraßen gebaut sein.

Uefa-Präsident Michel Platini hatte auf der jüngsten Sitzung des Exekutivkomitees des Europäischen Fußballverbandes in Zagreb Klartext gesprochen, denn gerade er hatte sich 2005 dafür stark gemacht, die EM 2012 an Polen und die Ukraine zu vergeben. Jetzt muß er sich den Realitäten stellen. Vor allem der Zustand der Infrastruktur in beiden Ländern sei ka-tastrophal. Es gebe marode Stadien, zu wenig Hotels, unzureichende Flughäfen und Bahnverbindungen und vor allem halte das Straßennetz den Ansturm der Fans nicht aus. Er habe das Gefühl, in den nächsten vier bis sechs Monaten müßten „Entscheidungen getroffen werden“. Das könnte durchaus auch eine Notvergabe der EM an Deutschland sein, hieß es in Uefa-Kreisen.

Seither werden die polnischen Medien mit neuen Ausbauplänen gefüttert. Ministerpräsident und Freizeit-Fußballer Donald Tusk hat die EM 2012 zur Chefsache gemacht, während Sportminister Miroslaw Drzewiecki die Nachhutgefechte führt: Die Vorgänger-Regierung Kaczynski sei an dem Debakel schuld; sie habe nichts getan. Unter Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski waren Staatsgelder nach politischer Gefälligkeit vergeben worden. Selbst die Mittel für die 20 Kilometer lange Warschauer Autobahn-Tangente waren gestrichen worden, als mit Hanna Gronkiewicz-Waltz eine mißliebige Politikerin an die Spitze der Hauptstadt gewählt worden war.

Die polnischen Zeitungen rätseln nun, wie die neue Regierung es schaffen will. „Dziennik“ schrieb, auf dem Papier seien die Vorbereitungen imponierend, aber man müsse doch einmal Fortschritte in der realen Welt sehen.

Das sind die Realitäten: Polen hat derzeit 699 Kilometer Autobahn und 317 Kilometer Schnellstraßen. Bis 2012 soll das Autobahnnetz auf 1600 Kilometer anwachsen, die Schnellstraßen um 2100 Kilometer ergänzt werden, damit man „unbehindert von Danzig oder Krakau nach Warschau reisen kann“.

Die polnischen Zeitungen rechnen nach: Umgerechnet 30 Milliarden Euro sollen für den Straßenbau bereitgestellt sein, versichert Verkehrsminister Caesar Grabarczyk. Aber das reicht nur für den Anfang. Woher die Arbeitskräfte kommen sollen, fragen sich die Kommentatoren erst recht, da die meisten Fachleute in die westlichen EU-Länder abgewandert seien. Die Wirtschaft in Polen klagt, daß ihr die Fachkräfte ausgehen.

370 Millionen Euro sollen nach den neuen Plänen in die Stadien von Warschau, Danzig, Breslau und Posen investiert werden, ein Drittel will der Staat tragen.

Die Uefa will aber, daß die beiden EM-Veranstalter endlich aufhören, nur vollmundig Pläne zu schmieden. Nach dem Regierungswechsel in der Ukraine sind dort jetzt wenigstens umgerechnet 150 Millionen Euro im Gespräch. Aber da bleibt noch das Problem mit dem Stadion in Kiew. Zwar hat man mit der Modernisierung begonnen, aber zugleich ein riesiges Einkaufszentrum direkt vor den Haupteingang gebaut, das die Rettungswege versperrt. Bei den Sicherheitsregeln verstehen aber Uefa wie der Weltfußballverband Fifa absolut keinen Spaß.


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