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01.03.08 / Mit GPS im OP / Computer-Navigation hilft Unfallchirurgen bei der Arbeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-08 vom 01. März 2008

Mit GPS im OP
Computer-Navigation hilft Unfallchirurgen bei der Arbeit
von Rosemarie Kappler

In weiten Teilen der Chirurgie gehören große Schnitte, die erst die Sicht auf das „Operationsziel“ ermöglichen, inzwischen der Vergangenheit an. Blutverlustreiche Operationstechniken mit all ihren Folgekomplikationen werden damit immer häufiger Geschichte. Ermöglicht wurde dieser Trend durch den Einsatz von sogenannten computerassistierten Navigationssystemen (CAS), die in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben, vor allem in der Orthopädie und im unfallchirurgischen Bereich, und deren Entwicklung längst nicht beendet ist.

Warum die Bedeutung solcher Verfahren in den genannten Bereichen so enorm ist, erklärt Ulf Culemann, Oberarzt an der Universitätsklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum des Saarlandes so: „Die klassischen Verfahren zur operativen Stabilisierung eines Knochenbruches hatten zum Ziel, den verletzten Knochen anatomisch korrekt wieder herzustellen. Mit dieser Methode konnten zwar gute funktionelle Ergebnisse erreicht werden, doch die notwendige ausgiebige Freilegung des verletzten Knochens beeinträchtigte oft die Durchblutung des Knochens. Aus diesem Grund wurden schonende, sogenannte minimal invasive Verfahren, entwickelt.“ Dabei werde der verletzte Knochen in geringerem Umfang freigelegt und seine Blutversorgung nur äußerst gering beeinträchtigt.

Bis vor wenigen Jahren gelangen solche schonenden Operationstechniken nur unter Zuhilfenahme von während der Operation angefertigten Röntgenbildern. Dem Vorteil eines chirurgisch schonenden Umganges mit den Körpergeweben und einer möglichst nicht beeinträchtigten Blutversorgung stand also der Nachteil einer erhöhten Röntgenstrahlungsbelastung gegenüber. „Computerassistierte Operationstechniken stellen nun eine Weiterentwicklung der bereits etablierten minimal invasiven Operationstechniken dar“, so Culemann. 

Musa Citak von der Medizinischen Hochschule Hannover leitet das Labor für computerassistierte Chirurgie und Robotik. „Solche CAS-Verfahren bringen die vor der Operation gewonnenen Bilddaten mit der realen Operationssituation in Übereinstimmung“, erklärt er. Eine Schlüsselrolle übernimmt bei diesem komplizierten (letztlich) mathematischen Verfahren ein sogenannter Navigator. Das ist in aller Regel eine Infrarotkamera, die sowohl die chirurgischen Instrumente wie auch das Operationsgebiet sowie die vor der Operation gefertigten Röntgenbilder mittels eines leistungsfähigen Computersystemes auf einen Monitor bringt. Darauf verfolgt der Chirurg nun die korrekte Führung seiner Instrumente im Körper des Patienten.

„Mit diesen gesteuerten Operationsverfahren bleibt der Chirurg weiterhin der Operateur, aber seine durchgeführten Operationsschritte kann er zusätzlich am Bildschirm besser kontrollieren. Damit ist ein präziseres Operationsergebnis zu erreichen“, sagt Culemann. Patienten nimmt er mit folgendem Bild die Angst vor der neuen Technik: „Wie beim Autofahren durch das GPS das Ziel leichter zu finden ist, so bleibt es doch erforderlich, das Auto selbst zu fahren.“

Im orthopädischen Bereich ist die navigierte Operationstechnik beim Einsetzen von künstlichen Gelenken bereits ein etabliertes Verfahren, im unfallchirurgischen Bereich ist diese Methode jedoch schwieriger anzuwenden, da Frakturen nicht planbar und nicht vorhersehbar sind, ebenso ist der Frakturverlauf in gleicher Region immer wieder unterschiedlich.


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