19.04.2024

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08.03.08 / Gustloff

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-08 vom 08. März 2008

Klaus D. Voss:
Gustloff

Der Film über den Untergang der „Gustloff“ läßt vieles offen, aber diesem Thema geht er ganz aus dem Weg: War die Versenkung des Flüchtlingsschiffes ein Verbrechen an den Menschen im Krieg? Man ist es allen schuldig, die durch Flucht und Vertreibung gelitten haben, die Frage nach der gerechten Einordnung ihres Schicksals zu stellen. Natürlich auch angesichts der 9000 Toten der „Gustloff“.

Bei der „Gustloff“ könnte man das eine oder andere zur Begründung  heranziehen, was das Schiff zu einem Kriegsziel machte – die Soldaten an Bord, ein Geschütz an Deck, die Tarnfarbe. Aber damit ist so gut wie nichts gerechtfertigt.

Die Alliierten, auch die Sowjets, konnten im Januar 1945 sich ihres Sieges sicher sein. Das setzt der Kriegsgewalt, die erlaubt wäre, enge Grenzen. Niemand durfte so kurz vor dem Ende Jagd auf Menschen machen. Nicht auf der „Gustloff“, auf der „Goya“ mit 7000 Opfern oder der „Steuben“, auf der 4000 Menschen starben.

Inzwischen erleichtert der historische Abstand vielen Menschen das Urteil über das, was wirklich geschehen ist. Die Versenkung der „Gustloff“ war ein Verbrechen im Krieg.

Und dennoch: 60 Jahre danach geht es den Überlebenden von Flucht und Vertreibung nicht darum, Schuld oder Sühne zu verhandeln. Es gibt einen anderen Anspruch auf Gerechtigkeit. Viel zu lange haben die Flüchtlinge hinnehmen müssen, daß ihr Schicksal stets im Reflex mit der ganzen Verantwortung für diesen Krieg gemindert wird. Oder ihre Leiden wurden, wie in der DDR, verschwiegen. Eine Anteilnahme, ganz ohne Voreingenommenheit, wäre für viele ein Stück gerechter Trost.


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