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08.03.08 / Kosovo als Inspiration / Das Szeklerland will mehr Freiheiten von Rumänien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-08 vom 08. März 2008

Kosovo als Inspiration
Das Szeklerland will mehr Freiheiten von Rumänien
von Ernst Kulcsar

Die jüngst ausgerufene Unabhängigkeit des Kosovo war ein Stich in ein Wespennest. Und so mancher brave Bürger, der mit Blick auf die Serben und Russen dachte, laßt doch die armen Teufel sich ihrer Unabhängigkeit erfreuen, reibt sich nun verwundert die Augen. Ereignisse, Aktionen und Deklarationen der letzten Zeit lassen befürchten, daß baskische Verhältnisse schon bald nicht nur am Westrand der EU, sondern auch in ihrer Mitte entstehen könnten. Noch wird nicht scharf geschossen, aber das kann sich jeden Augenblick ändern, wenn die EU-Politiker nicht prophylaktisch, kompromißbereit und vor allem intelligent agieren.

Im letzten Februardrittel veröffentlichte der Nationalrat der Szekler in rumänischen Publikationen die Ergebnisse einer Umfrage, bei der sich die überwiegend ungarische Bevölkerung der drei Kreise Covasna, Harghita und Mures zu einer Autonomie des Szeklerlandes bekannte, dessen Kern eben die genannten Kreise bilden. Die Umfrage war nicht offiziell und zog sich über ein Jahr hin. Die Ergebnisse fielen zwar wie erwartet aus, dennoch aber überraschend in ihrer Deutlichkeit: 99 Prozent der Befragten wollten die Autonomie, wobei laut rumänischen Aussagen die Befragten eigentlich keinen Unterschied zwischen Autonomie und Unabhängigkeit machten, viele schielten mit beiden Augen nach dem Mutterland Ungarn. Die ganze Aktion erscheint angesichts der Autonomie-Forderungen der Ungarn-Partei in Rumänien und im Zusammenhang mit der Unabhängigkeit Kosovos in einem besonderen Licht.

Nun sind ja die Szekler nicht zahlreich, von den 1,4 Millionen Ungarn in Rumänien stellt diese ungarische Splittergruppe mit  670000 Angehörigen nicht einmal die Hälfte, aber die drei Kreise sind fast so groß wie Rheinland-Pfalz. Auch handelt es sich um Kreise, die, was den Wohlstand betrifft, dem oberen Drittel der 41 Rumäniens angehören.

Die rumänische Presse spielt die Ergebnisse des Referendums herunter. Sie stellte die Frage, was die Szekler damit verfolgten, und kam zu einem merkwürdigen Ergebnis: Hauptursache des Wunsches nach Autonomie sei die Sehnsucht nach ihrer einstigen Größe, als sie als freie Grenzbauern die Grenzen des Ungarnreiches unter Stephan dem Heiligen beschützten. Andere wollten die Autonomie nur in dem Maße, in welchem diese zur Mehrung ihres Wohlstands beitrug. Auch der Vorsitzende des Nationalrats der Ungarn Siebenbürgens, Laszlo Tökö erklärte beschwichtigend, die Autonomie des Szeklerlandes bedeute nicht unbedingt die Loslösung von Rumänien.

Anders als die Medien gehen Politiker die Sache härter an: Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Mircea Geoana, bezeichnete die Errichtung eines beim Eintritt in den Kreis Covansa angebrachten Schildes mit der Aufschrift „Szeklerland“ als „schwere Beleidigung der Verfassung“. Das Schild beweise, daß die „radikalen Ungarn auf ihre Autonomiebestrebungen und weiteren radikalen Forderungen nicht verzichten“. Geoana nutzte zugleich die Gelegenheit eines Seitenhiebs gegen Präsident Basescu, der das Szeklerland eine Woche lang bereiste und laut rumänischen Zeitungen Höflichkeitsbesuche absolvierte und Nettigkeiten verteilte.


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