25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.03.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-08 vom 08. März 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

irren ist bekanntlich menschlich. Da ich auch zu der Sorte homo sapiens gehöre, ist es also naturgegeben, daß mir auch mal ein Fehler passiert. So dürften die meisten unserer Leserinnen und Leser, die wissen, welch eine Fülle von Namen und Daten ich wöchentlich – und das seit Jahrzehnten ohne Unterbrechung – in meiner Kolumne behandeln muß, dafür Verständnis haben. Jedenfalls muß ich um dieses bei der aufmerksamen Leserin bitten, die mir per E-Mail mitteilte, daß mir ein gravierender Fehler unterlaufen sei und daß so etwas in unserer Zeitung nicht passieren dürfte! Was war geschehen? Ich hatte in Folge Nr. 7 eine Frage gebracht, die sich auf das alte Lasdehnen bezieht, wo die Großmutter der in Amerika lebenden Suchenden geboren wurde. In Klammern hatte ich auch den seit der 1938 erfolgten Umbenennung gültigen Namen genannt, und hier ist mir der gravierende Fehler passiert: Statt „Haselberg“ hatte ich „Haseldorf“ geschrieben. Das ärgert mich besonders, weil ich das alte Lasdehnen mit seiner berühmten Töpferei gut gekannt und auch das umbenannte „Haselberg“ besuchte hatte, zumal diese Gegend auch die Heimat meiner Mutter ist. Ich kann mich also nicht auf Unwissenheit oder schlechte Recherche berufen, was ich auch gar nicht will. Da es sich aber bei dem Suchwunsch um eine 1904 in Lasdehnen und nicht in Haselberg geborene Frau handelt, dürfte der Fehler doch nicht so schlimm sein, denn es werden sich ja in erster Linie unsere dort geborenen Landsleute damit beschäftigen, die auf den ersten Blick erkennen, daß da eine – halbe – Fehlbenennung erfolgte. Übrigens ist von dieser Seite noch kein Monitum zu verzeichnen! So danke ich Ihnen, sehr geehrte Leserin aus Goch, für die Richtigstellung und freue mich, daß Sie als „Nicht-Ostpreußin“ so genau unsere Heimat kennen und ebenso interessiert unsere Zeitung lesen!

Wie ich mich manchmal durch einen Wust von Namen durchwühlen muß, dafür mag das folgende Beispiel stehen. Wir bekamen aus dem heute unter polnischer Souveränität stehenden Wronki ein – mit Beilagen zehnseitiges – Schreiben, von dem ich hier nur den ersten Absatz wörtlich wiedergeben will:

„Ich Mariusz Woelk (phonetisch Mariusch), geboren am 15. April 1973 in Szamotuly (phonetisch Schamotuy und in Samster Land Preußen – Provinz Posen bis 1945), jetzt wohnhaft: Stare Miasto 21, 64-510 Wronki – Polen (Wronke – Pr. Posen 1943–1945), Sohn meines Vaters Marian Woelk, geboren am 14. August 1951 und meiner Mutter Halina Woelk, geborene Debowska (phonetisch Dembowska) geboren am 15. August 1956, und Enkel meines Großvaters Franciszek Woelk (phonetisch Frantschischek – auf deutsch Franz) geboren am 29. Januar 1909, und gestorben am 13. Juli 1987 erkläre, daß ich Urururenkel von Ururgroßvater Michal Woelk (phonetisch Michau, auf deutsch Michel oder Michael von Ururgroßmutter Katarzyna Woelk (phonetisch Kataschyna – auf deutsch Katharina), geborene Demska bin. Ich weiß nur, daß mein Ururgroßvater Michal Woelk – in Nikolaiken, Kreis Sensburg – Ostpreußen, entweder in der Nähe, das heißt einige Kilometer von Nikolaiken Kreis Sensburg, Ostpreußen, oder in Niclosdorf, Niclusdorff, Nicolayn, Niklaskirchen (ab 16. Juli 1938), Kreis Stuhm Westpreußen, vielleicht auch in der Nähe, das heißt einige Kilometer von Niclosdorf, Niclusdorff, Nicolayn, Niklaskirchen (ab 16. Juli 1938), Kreis Stuhm Westpreußen, sein Gut wahrscheinlich im Palast und das Gestüt gehabt hat mit 200 Pferden oder mehr.“

Soweit der erste Abschnitt des Briefes. Hierzu möchte ich bemerken: Für Irrtümer bin ich – diesmal – nicht zuständig. Ich habe fünfmal Korrektur gelesen! (Das eine „ur“ zuviel in der Selbstbezeichnung des Schreibers habe ich mit Absicht stehen gelassen!)

Die weiteren Seiten habe ich genauso intensiv durchforstet, um überhaupt festzustellen, was der Schreiber eigentlich will. Ich möchte mich vorerst – nach Weglassung einiger Nebenlinien, belegt durch diverse Urkunden – auf den Ururgroßvater Michael Woelk konzentrieren. Sein Bild – das, wie der kostbare Rahmen beweist, geachtet und gehütet wurde – zeigt einen stattlichen Mann mit dunklem Haar und Bart im Habitus eines wohlhabenden Besitzers. Es wurde in Marienburg im Atelier des Photographen Paul Saurin aufgenommen. Auf der Rückseite ist zwar die Lage des Ateliers – Hohe Lauben 16, vis-à-vis dem Rathaus – aber leider nicht das Datum angegeben. Die Platte existiert noch heute, Kopien können angefertigt werden, was vielleicht die Nachkommen des Fotografen oder ehemalige Marienburger interessiert. Das erwähnte Gestüt muß im Kreis Stuhm gelegen haben, es müßte schon ein größerer Besitz gewesen sein, wohl kein „Palast“, aber wahrscheinlich ein großes Gutshaus. Vielleicht hat Michael Woelk auch bereits in seiner masurischen Heimat einen ähnlichen Besitz gehabt. In der Sterbeurkunde seines Sohnes Piotr, * 1858, Urgroßvater von Mariusz Woelk, wird als Geburtsort Nikolaiken angegeben. Er verstarb 1925 in Ostrorog (wahrscheinlich zur preußischen Zeit Scharfenort, Kreis Samter, Provinz Posen). Demnach muß also Ururgroßvater Michael Woelk in der Nähe von Nikolaiken gewohnt haben. Sein Ururenkel möchte nun gerne über diese ostpreußische Herkunft seiner väterlichen Linie mehr wissen und bittet somit unsere Leserinnen und Leser um eventuelle Hinweise. Vielleicht gibt es ja auch noch – wenn auch sehr weit entfernte – Verwandte. Belegt ist ein Cousin des Urgroßvaters, Frank Woelk, der Major in der deutschen Wehrmacht war. Zwar erscheint mir der Altersunterschied zu diesem Vetter, * 1909, † 1987, sehr groß, aber ich kann mich nur auf die übersandten Angaben stützen. Ururgroßmutter Katharina Woelk, eine geborene Dembska, müßte auch aus Masuren stammen. Vielleicht gibt es auch zu dieser Familie Hinweise. Wann Michael Woelk mit seiner Familie nach Westpreußen zog, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich. Es wäre wünschenswert, wenn sich irgend etwas in dieser Hinsicht bewegen würde, denn der Schreiber hat sich ja große Mühe gegeben, die von eben solcher Hoffnung zeugt. Und ich hoffe, daß ich dieses Suchproblem, das zu den schwierigsten der letzten Jahre zählt, einigermaßen in den Griff bekommen habe. (Mariusz Woelk, Stare Miasto 21 in 64-510 Wronki, Polen.)

So, nun geht es weiter, etwas kürzer und einfacher. Da ist eine Suchfrage, die uns Frau Erika Freitag aus Extertal für ihre 90jährige Cousine Frieda Dörper aus Essen übermittelt

Frau Dörper ist eine geborene Strupeit, der Name weist nach Ostpreußen hin, und das stimmt, denn Frau Dörpers Mutter Anna Amanda Strupeit, geborene Kassigkeit, stammte aus dem Kreis Tilsit. Die am 28. Juni 1890 in Neu Kawohlen geborene Frau verstarb aber bereits im Alter von 28 Jahren, ihre Tochter Frieda aus der Ehe mit David Strupeit war damals knapp 1½ Jahre alt. So ist es erklärlich, daß das Kind nach der erneuten Heirat des Vaters so gut wie nichts über die mütterliche Verwandtschaft erfuhr, Frau Dörper kann sich überhaupt nicht an die Großeltern Kassigkeit erinnern. Nun aber hat man herausgefunden, daß diese, Michael Kassigkeit und Frau Elske geborene Szeimies in Essen gewohnt haben. Die Enkeltochter hat ihre Großeltern immer in der Memelgegend vermutet. Ein jetzt entdecktes altes Foto zeigt die Großeltern mit Tochter Anna und der kleinen Frieda, die Mutter muß wohl bald darauf verstorben sein. Neben diesen Personen ist auf dem Foto noch ein Ehepaar mit zwei Mädchen zu sehen, das ältere etwa vierjährig, das jüngere auf dem Schoß der Mutter wohl ein Jahr alt. Vielleicht handelt es sich um nahe Verwandte, es könnten Schwester oder Bruder von Frau Strupeit sein. Die Aufnahme ist leider so dunkel, daß eine Veröffentlichung kaum helfen könnte. Bleibt also die Frage: Wer ist mit den Familien Kassigkeit und Szeimies verwandt, hatten Michael und Elske noch Geschwister oder weitere Kinder? Frau Freitag hofft mit ihrer 90jährigen Cousine, daß diese endlich Verwandte aus der mütterlichen Linie findet. (Erika Freitag, Südhang 58 in 32699 Extertal.)

Eure Ruth Geede

Foto: Michael Woelk: Wer etwas über diesen Mann weiß, wende sich an Mariusz Woelk, Stare Miasto 21 in 64-510 Wronki, Polen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren