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08.03.08 / Karibischer Traum im Mittelmeer / Menorca: Prachtvolle Natur soweit die Augen und die Wanderstiefel reichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-08 vom 08. März 2008

Karibischer Traum im Mittelmeer
Menorca: Prachtvolle Natur soweit die Augen und die Wanderstiefel reichen
von Thomas Winzker

Entspannt steigen wir aus der Maschine, der Flug ist kurz, die Abendluft auch jetzt mild: Der verheißungsvolle Beginn einer Woche Entspannung pur. Am besten nimmt man sich gleich hier eines der preiswerten Mietautos, um die Insel erkunden zu können. Quartier nehmen wir in der Bucht Cala Santa Galdana an der Südküste. Reifliche Überlegungen sind dieser Wahl vorangegangen, denn man kann auch ganz verkehrt wohnen auf dieser Insel, die zwei grundverschiedene Seiten hat: Der Süden ist lieblich, mit zahllosen Buchten und Pinienwäldern, die zum Bad oder Wandern einladen, der Norden hingegen rauh und unwirtlich und nur im Frühling und Herbst aufgelockert durch Blütenteppiche.

Die Cala Santa Galdana zieht vor allem englische, spanische und deutsche Individualreisende an, hier ihren Traumurlaub zu verbringen. Die kreisrunde Bucht – eine piniengrüne Oase mit goldgelbem Sand und eingefaßt von dunkelgrauen Küstenfelsen – hat durch Hotelbauten zwar etwas an ihrer ursprünglichen Schönheit verloren. Dennoch ist sie idealer Ausgangspunkt für herrliche Wanderungen entlang der Küste, deren abgelegene Strände vielerorts noch unberührt sind. Richtung Osten geht man auf Küstenpfaden, bergauf, bergab durch Pinienwälder hin zur Cala Mitjaneta und zur Cala Mitjana und dann weiter zur Cala Trebaluger, deren jadegrünes Meer von den Hügeln aus atemberaubende Blicke bieten.

Gen Westen erreicht man weitere Traumbuchten: Die Cala Macarella und gleich dahinter über einen teils steilen Hügel erreichbar die Krönung aller Buchten: die Mini-Bucht Cala Macarellata. Wer hier nicht im Siebten Karibik-Himmel schwebt, ist selbst schuld – vor allem, wenn plötzlich eine Herde menorquischer Pferde, den Cavalls, die nur auf Menorca heimisch sind, über den Rosé-Strand galoppieren. Wer Proviant vergessen haben sollte: hier ist’s kein Problem, denn in der Cala Macarella gibt es ein das sympathische kleine Terrassen-Café Susy.

Wanderwege gibt es zur Genüge auch im Norden der Insel, der windumtost kaum nennenswerte Baumbestände aufweist. Dennoch lohnt es sich, die Gegensätzlichkeit menorquinischer Landschaften zu erkunden. In dem reizenden, an einer lieblichen Lagune gelegenen Fischerdorf Fornells, der sich bis heute seinen Charme bewahrt hat, kann man Richtung Westen starten. Immer an der rauhen Küste entlang erreicht man von der Cala Tirant die rotsandige Bucht Cala Pregonda mit bizarren Felsformationen. Drückt die Hitze im Süden allzu sehr, kann man hier stets auf eine erfrischende Brise hoffen.

Apropos prähistorische Überreste: Menorca hat hiervon Unglaubliches zu bieten. Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit, um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten „abzugrasen“. Faszinierendstes Zeugnis ist etwa die Naveta d’es Tudons, „Schiff“ genannt seiner Form wegen, die an einen kieloben liegenden Schiffrumpf erinnert. Die Grabstätte, aus Steinblöcken meisterhaft und ohne Mörtel zusammengesetzt, stammt aus der Bronzezeit ca. 1500 v. Chr. und zählt zu den ältesten Bauwerken Europas. Überall auf der Insel begegnet man hingegen den Talaiots, prähistorischen Siedlungen und Heiligtümern, mit Taules, zwei, drei Meter hohe Felsstelen mit riesenhaftem horizontalem Schlußstein, die wohl als Opferstätten dienten. Die spektakulärsten davon findet man nahe Mahon, in Talati del Dalt, nahe Ciutadella in Torre Llafuda, des Weiteren bei Alaior in Torralba d’en Salort und Torre d’en Galmés. Zu letzteren Sehenswürdigkeiten kann man, ausgehend vom längsten, sanft abfallenden goldgelben Sandstrand Son Bou auch ins Landesinnere wandern. Da bietet sich vielleicht der Monte Toro an, mit 357 Metern Menorcas höchstem Punkt. Der Blick auf die gesamte Insel ist einzigartig.

Doch was wäre ein Urlaub auf Menorca, ohne die beiden größten Städte gesehen zu haben: Maó, auch Mahón genannt, die Heimat der Mayonnaise, hat einiges aufzubieten. Das schlichte Äußere der Kirche Santa Maria beispielsweise verbirgt ein Wunderwerk der Orgelbaukunst. Die 3006 Pfeifen des Instruments von 1809 werden noch heute in sommerlichen Konzerten bespielt – ein wahrer Ohrenschmaus. Den besten Panora-mablick auf den größten Naturhafen des Mittelmeeres beim Bummel durch die spanisch, französisch und britisch geprägte Stadt bietet sich am Ende der kleinen Stichstraße Pont d’es Castell. Nicht versäumen sollte man auch den Wochenmarkt, der überaus originell im Kreuzgang eines ehemaligen Klosters stattfindet. Hier kann man am besten die Spezialitäten der Insel erstehen: den Queso Mahón, ein würziger menorquinischer Käse, perfekt als Mitbringsel, vielleicht auch den inseltypischen Gin, ein Erbe der Briten, oder dem aromatischen Likör aus echter Menorca-Kamille. Zum Abschluß des Besuchs sollte man eine Rundfahrt mit dem Katamaran durch die Cala Coves nicht versäumen, mit phantastischem Blick auf die Felsen mit mehr als 150 Höhlen. Wir versüßen uns die Fahrt mit schmackhaften Ensaimadas, einem schneckenförmigen Hefegebäck, gefüllt mit Kürbiskonfitüre, Pudding oder Sahne, das überall auf Menorca angeboten wird.

Ganz anders als das korrekte, pflichteifrige Maó zeigt sich Ciutadella, die ewige Rivalin der Hauptstadt: Weiche Sand- und Ockertöne und Pastellfarben herrschen in dieser Stadt mit mediterranem laissez-faire Charakter vor und ist damit sicher der romantischere Ort der beiden Metropolen.

Der Mirador auf der Bastió des Governador, der hinter dem schmucken Rathaus mit Sandsteinfassade aufragt, gewährt einen wundervollen Blick auf den quirligen Hafen, während es sich im Schatten der Palmen auf verschiedenen Stadtplätzen gut ruhen läßt.

Nach soviel Stadttrubel genießen wir wieder die Zurückgezogenheit unserer Cala Santa Galdana. Mal sehen, wohin uns morgen die Wanderung führt. Sicher wieder an eine der vielen kleinen Traumbuchten Menorcas. Denn auch wenn es hier nicht die Kokospalmen der Karibik gibt: Die ausladenden Kronen der Pinien und ihr harziger Duft, der die ganze Insel erfüllt, sind ein mehr als nur Ersatz – vor allem, wenn man bedenkt, wie nah dieses Paradies doch liegt.

Foto: Türkisblaues Meer: Wunderschöne Buchten laden zum Verweilen ein.


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