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15.03.08 / »Nichts als Arbeit!« / In Bremen werden Kleinplastiken von Gerhard Marcks, Gerhart Schreiter und Waldemar Grzimek ausgestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

»Nichts als Arbeit!«
In Bremen werden Kleinplastiken von Gerhard Marcks, Gerhart Schreiter und Waldemar Grzimek ausgestellt
von Silke Osman

Neben dem plastischen Werk des Namenspatrons Gerhard Marcks (1889–1981) ist in der Sammlung des Bremer Gerhard-Marcks-Hauses seit einigen Jahren auch eine stattliche Reihe von Werken der eine Generation jüngeren Bildhauer Gerhart Schreiter (1909–1974) und Waldemar Grzimek (1918–1984) zu finden. Man kennt von ihnen viele großformatige Arbeiten im öffentlichen Raum, und doch haben sie sich auch mit der kleinen Form beschäftigt – ebenso erfolgreich. Kleinplastiken der drei Bildhauer sind nun derzeit unter dem Titel „Nichts als Arbeit! Der tätige Mensch in der Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts“ im Haus Am Wall zu sehen.

Alle drei Künstler bemühten sich um die Rehabilitierung der bis dahin wenig geschätzten „Genre“-Plastik.

„Dieses Zubrot des Bildhauers pflegte Grzimek aus kunstpolitischen Gründen, Schreiter aus persönlicher Neigung, und Marcks hatte bereits in den 1930er Jahren (in denen ihm stets Arbeitsverbot drohte) begonnen, den kleinen ,Geschichten‘ Aufmerksamkeit zu schenken“, so die Veranstalter.

„Als Genre bezeichnet man denjenigen Darstellungsbereich der bildenden Künste, der im weitesten Sinne das alltägliche Leben zum Gegenstand hat“, erläutert Jürgen Fitschen vom Gerhard-Marcks-Haus. „Das Genre ist seit dem späten Mittelalter durch alle Jahrhunderte hindurch zu finden. Um 1850 sind die Wiederentdeckung der Alltagswelt in der Malerei und die Entstehung einer realistischen Kunst als Bewegung gegen Klassizismus und Romantik mit ihm verbunden. Der Aufbruch der modernen Kunst am Beginn des 20. Jahrhunderts hat es dann als verklärende, verharmlosende Schilderung von Realität und ganz unkünstlerische Aufgabe abgetan, so daß es mehr und mehr aus der Kunst verschwunden ist. Nichtsdestotrotz haben sich Bildhauer diese Gattung als Spielwiese erhalten und durchaus künstlerische Leistungen dabei erbracht.“

„Einerseits ist das Genre heute bereits historisch interessant, zeigt es doch Verrichtungen, die kaum mehr anzutreffen oder gar nicht mehr geläufig sind“, so Fitschen weiter. „Andererseits ist es stets liebevolle Aneignung etwas schräger Charaktere und typischer Wesenszüge des Alltags und der Beweis dafür, daß Bildhauer gute und nachsichtige Beobachter ihrer Umgebung sind.“

Entstanden ist die Ausstellung durch die systematische fotografische Erfassung dieses Teils der Sammlung. Der Besucher trifft in der Schau nun auf überwiegend niemals gezeigte Werke rund um den tätigen Menschen – witzig, traurig, heiter, düster, anzüglich, kokett, arbeitsreich und künstlerisch! Und mit Staunen erkennt er, daß die Künstler eine ebenso formale Sorgfalt bei den Kleinplastiken verwandten wie bei den Großplastiken. Die kleinen Kunstwerke fanden immer ein geneigtes Publikum. Sie waren in den eigenen vier Wänden gut unterzubringen, die Themen sprachen breitere Schichten an, und sie waren auch mit einem kleineren Geldbeutel zu finanzieren.

Die Ausstellung „Nichts als Arbeit! Der tätige Mensch in der Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts“ im Gerhard-Marcks-Haus, Am Wall 208, 28195 Bremen, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr (auch Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag) zu sehen, Eintritt 3,50 / 2,50 Euro, bis 1. Juni.

Foto : Tägliches Leben von Künstlerhand dargestellt: Die Bildhauer Gerhard Marcks (Kleine Säende), Gerhart Schreiter (Feierabend) und Waldemar Grzimek (Sitzender Alter) haben mit ihren Kleinplastiken Motive aus dem Alltag festgehalten.


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