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15.03.08 / Halbvoll oder halbleer? / Optimismus kann man erlernen – Pessimisten machen sich das Leben unnötig schwer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Halbvoll oder halbleer?
Optimismus kann man erlernen – Pessimisten machen sich das Leben unnötig schwer
von Anja Schäfers

Mit einem lauten Knall schlägt die Kaffeetasse auf dem Küchenboden auf. In der Hektik des morgendlichen Aufbruchs ist sie Martin aus den Händen geglitten. „Der Tag fängt ja gut an“, stöhnt er und ihm kommt in den Sinn, was heute sonst noch alles schiefgehen könnte. „Gerade bei alltäglichen Mißgeschicken sollte man üben, nicht in eine negative Denkweise zu verfallen“, sagt Tania Konnerth, Autorin des Buches „Zum Glück Optimist“. Dadurch wird eine kaputte Tasse nicht wieder heil, aber Martin hätte sich seine gute Laune bewahren können. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber nicht unmöglich: Optimismus kann man erlernen.

„Optimismus und Pessimismus sind eine Frage der Perspektive“, sagt Konnerth. Sie vergleicht es mit dem veränderten Fokus, den viele Frauen während der Schwangerschaft bekommen. Sie nehmen dann andere Schwangere und kleine Kinder in ihrer Umgebung wahr, die ihnen vorher nicht aufgefallen sind. „Insofern sollte man sich bewußtmachen, wie man die Welt betrachtet, und üben, das Positive zu sehen“, empfiehlt die Autorin. Damit sei keine rosarote Brille gemeint, durch die alles schön aussehe. Letztlich bleibe die Welt dieselbe: Es gebe Gutes und Schlechtes und ganz viel dazwischen.

Denn natürlich ist es möglich, daß Martin wegen seines Scherbenhaufens den Bus zur Arbeit verpaßt. Er könnte sich dann erneut ärgern und sich ausmalen, daß er zu spät zur Arbeit kommt, deswegen mit dem Chef aneinander gerät, den Job verliert und noch viel mehr. „Damit macht er sich aber zusätzlichen Streß und beraubt sich wichtiger Energien“, sagt Konnerth. Ein kurzes Hadern über ein solches Mißgeschick sei menschlich. Dann sollte er die Lage aber möglichst nüchtern analysieren.

Vielleicht entscheidet Martin dann, daß er in der Firma anrufen und seine Verspätung ankündigen muß. Unter Umständen kann er die Zwangspause beim Warten auf den nächsten Bus auch zur Entspannung nutzen. Während er sich umsieht, fallen ihm zum ersten Mal die Blumen neben der Haltestelle auf. „Wenn sein Chef ihn in der Firma auf die Verspätung anspricht, kann er gelassener reagieren, als wenn er sich die ganze Zeit geärgert und negative Zukunftsszenarios entworfen hätte“, sagt die Autorin. Aufpassen sollte man auch, wie man eine Situation bewertet. Es ist zum Beispiel ein großer Unterschied, ob man nach der fallengelassenen Tasse „Das ist blöd gelaufen“ denkt oder „So was passiert mir dauernd“. „Das ist das berühmte halbvolle oder halbleere Glas“, sagt Horst Conen, Lebens- und Berufscoach in Köln.

Pessimisten würden dazu neigen, negative Einzelfälle zu verallgemeinern und daraus pauschale Urteile über sich, die Welt und ihre Zukunftsaussichten abzuleiten. Eine solche Einstellung werde leicht zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. „Wenn ich zum Beispiel anderen Leuten mißtrauisch und abwartend gegenübertrete, werde ich nicht so nett behandelt, als wenn ich offen und freundlich bin“, berichtet Conen.

Eine grundsätzlich positive Haltung hebe die eigene Stimmung und stecke oft andere Menschen an. In einer Situation, in der man sich wehren müsse, könne man sein Verhalten immer noch ändern.

Durch eine optimistische Grundhaltung werde auch das eigene Selbstvertrauen gestärkt. „Dies hilft einem, nicht alle negativen Dinge persönlich zu nehmen“, sagt Conen. Denn die Unfreundlichkeit eines Kollegen zum Beispiel muß man nicht automatisch auf sich beziehen. Wer sich in einer solchen Situation fragen kann, ob der andere vielleicht nur schlecht geschlafen habe oder gestreßt sei, brauche nicht zurück-zumuffeln. Im Laufe eines Lebens müsse man sich seine Zuversicht und Hoffnung immer wieder zurückerobern oder neu erarbeiten. Denn so falle es einem leichter, bei Schwierigkeiten weiterzumachen oder nach einer Niederlage neu anzufangen.

Tania Konnerth schlägt vor, sich im Alltag mit kurzen Protokollen seine Einstellung bewußt zu machen. Darin könne man negative Gedanken aufschreiben und nach alternativen Sichtweisen oder Lösungsmöglichkeiten suchen.

Pessimistische Einstellungen wie „Das schaffe ich ohnehin nicht“ lassen sich nicht über Nacht verändern. Dies führe zum Beispiel dazu, daß Menschen lieber im ungeliebten Job verharren, als sich um ihren Traumberuf zu bemühen. „Als Optimist schätzt man die Lage nicht immer realistisch ein“, sagt Horst Conen. Es mache einen aber zufriedener, etwas auszuprobieren und möglicherweise zu scheitern, als von vornherein zu resignieren. 

Foto: Heidi Klum: Eine Frau, die puren Optimismus ausstrahlt


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