© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Ein geheimnisvolles Päckchen

Ein wenig aufgregt ist sie schon, als sie das geheimnisvolle Päckchen vor sich liegen sieht. Die bunten Blumen auf dem Geschenkpapier bringen einen Frühlingsgruß ins Grau des Alltags. In allen Farben, die in der Natur zu finden sind, leuchten sie ihr entgegen. Fast meint sie, den Duft zu riechen, den ihre natürlichen Schwestern ausströmen. Eine zart-rosa Schleife kringelt sich über diesem Blütentraum.

Behutsam nimmt sie das Päck-chen in die Hand, wiegt es abschätzend, dreht es hin und her. Was wohl darin sein mag? Ihre Finger streichen über das Papier, dann aber, ja dann kann sie nicht mehr an sich halten ... Sie muß es endlich wissen – was nur verbirgt sich hinter der reizenden Verpackung?

Vorsichtig löst sie den Klebestreifen, der die rosarote Schleife in Form hält. Auch das Papier ist an einigen Ecken mit einem Klebestreifen befestigt – doch kein Problem! Mit wenigen Griffen ist der Streifen abgezogen. Dann endlich liegt es vor ihr, das Geschenk, das sie sich – bei dem Gedanken muß sie ein wenig schmunzeln – selbst gekauft hat. Eine Keramikschale, die perfekt in ihre Sammlung paßt und an der sie nicht hat vorbeigehen können. Aber warum ist sie als Geschenk verpackt? Nun, als sie die Schale an der Kasse des kleinen Kunstgewerbeladen bezahlte, griff die Verkäuferin zu eben dem leuchtend bunten Geschenkpapier und zu der rosaroten Schleife. Als sie abwehrte: „Ach, das brauchen Sie nicht so schön einzupacken, das ist sowieso nur für mich“, da erwiderte die junge Frau lächelnd: „Und warum nicht? Warum schenken Sie sich nicht selbst einmal was Schönes? Wann bekommt man denn schon mal was geschenkt – zu Weihnachten, Ostern oder zum Geburtstag vielleicht. Sie werden sehen, das Geschenk wird Ihnen große Freude bereiten!“ Recht hatte die Frau, und sie wird sich noch oft selbst etwas schenken, weil auch das Freude macht.              SiS