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15.03.08 / »Und wie finden Sie die Messe?« / Auch 2008 hat die Leipziger Buchmesse wieder ein vielseitiges Programm im Angebot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

»Und wie finden Sie die Messe?«
Auch 2008 hat die Leipziger Buchmesse wieder ein vielseitiges Programm im Angebot
von Rebecca Bellano

Wohin zuerst? Diese Frage muß sich auch in diesem Jahr jeder Besucher der Leipziger Buchmesse selbst beantworten, zumal das Angebot 2008 erneut größer geworden ist. 2300 Aussteller aus 36 Ländern buhlen auf 63000 Quadratmetern um die Aufmerksamkeit der Gäste.

Wer gern im Buchladen stöbert, wird in Leipzig sein wahres Schlaraffenland finden, denn alle Verlage versuchen trotz großer Hallen ihre Präsentationsflächen so zu gestalten, daß sie zum Stöbern einladen. Während einige Verlage auf Design und Farbe setzen, stellen andere ihr Verlagsprogramm in den Vordergrund, während wieder andere gemütliche Leseecken schaffen. Stunde um Stunde kann da vergehen, wenn man gedankenverloren in den Büchern blättert, sich Titel notiert, welche einen selbst interessieren und welche man verschenken könnte. Und so manches Mal erlebt man auch Unerwartetes. Leipzig 2007, das Auge sucht die Regale nach spannend klingenden Titeln oder bekannten Autorennamen ab, da fällt der Blick auf ein bekanntes Gesicht. Erschöpft, leicht zusammengesunken sitzt der Mann auf einem roten Sitzwürfel, neben ihm liegen zahlreiche Bücher und Stifte. Er sieht alt aus, der Schauspieler, und wäre sein Gesicht nicht so bekannt, würde er in der Menschenmenge, die um ihn herumwuselt, nicht auffallen. Sky Dumont hat gerade eine Autogrammstunde hinter sich und nutzt den Moment zur Entspannung, bevor es weitergeht. Zwei Stände weiter sitzt Michael Degen. Der beliebte Schauspieler wirkt spritziger als sein jüngerer Berufskollege Sky Dumont. Ihm scheint das Signieren seines Buches sichtlich mehr Freude zu bereiten. Gern plaudert er kurz mit den Käufern seines Buches, lächelt und unterschreibt mit Widmung.

Auch 2008 hat das Messepublikum wieder die Möglichkeit, auf zahlreiche Prominente zu treffen. Direkt unter ihnen werden sich Martin Walser, Elke Heidenreich, Ken Follet, Jan Philipp Reemtsma, Matthieu Carriere, Hellmuth Karasek, Michel Friedman und Claudia Roth befinden, um nur jene zu nennen, die sich schon lange angemeldet haben. Spannend wird es für den Fall, daß sich Eva Hermann und Alice Schwarzer begegnen. Beide haben ihr Kommen zugesagt und ein Zusammentreffen der Emanze der Nation Schwarzer und der die Freuden der Mutterschaft und Hausfräulichkeit preisenden Hermann dürfte durchaus einen gewissen Reiz für jene haben, die auf offene Konfrontationen, bei denen die Protagonisten wie zwei Hochgeschwindigkeitszüge aufeinanderprallen, stehen.

Aber nicht nur jenen, die sich für das geschriebene Wort und Prominente interessieren, wird etwas geboten. Das gesprochene Wort hat in Leipzig zahlreiche Möglichkeiten, um an das Ohr der Menschen zu dringen. Ob als Hörbuch oder in Form von Lesungen, beides ist wieder reichlich in der sächsischen Stadt zu bewundern.

1900 Veranstaltungen mit 1500 mitwirkenden Autoren laden zum Hören ein. Wer Messeräumen nicht so viel abgewinnen kann und Atmosphäre braucht, um sich ganz in ein Thema zu vertiefen, der kann in den mittelalterlichen Gewölben der Moritzbastei Lesungen lauschen. 44 deutschsprachige Autoren kommen hier zu Wort und lesen aus ihren Werken. Die Lesungen in der Bastei locken vor allem entdeckungsfreudige Literaturliebhaber, denn hier lesen keineswegs nur bekannte Autoren, auch Debütanten bekommen hier ihre Chance, ihre bisher unbekannten Arbeiten einem größeren Publikum zu präsentieren. Auch das Gastland Kroatien hat Autoren nach Deutschland entsandt, um von den Fähigkeiten kroatischer Gegenwartsliteraten zu überzeugen.

„Wie finden sie die Messe?“, „Waren Sie schon mal hier?“, neugierig blicken sechs Kinderaugenpaare den Messebesucher an. Sie strecken ihm ihr Mikrofon fast in die Nase, er tritt einen Schritt zurück und schaut sich die fünf Mädchen und den Jungen genauer an. Sie sind zwischen sechs und neun Jahre alt und als Kinderreporter unterwegs. Sie sollen die Leute auf der Messe befragen, und es bringt ihnen offensichtlich viel Spaß. Natürlich haben sie selber schon alle Stände angeschaut, doch das hier bringt ihnen mehr Freude. Der zwei Meter große, braune Plüschbär, der seine Abenteuer aus einem entsprechenden Kinderbuch vorliest, ist eher was für die Kleineren, und die vielen Comics mit Schwerpunkt auf japanische Manga sprechen ein älteres Lesepublikum an. Schon an den Ständen sieht man Jugendliche die vielen bunten Hefte durchschauen. Für die interviewenden Grundschüler gibt es natürlich altersentsprechende Abenteuergeschichten, aber lesen tun sie dann doch lieber zu Hause. Leute zu befragen ist doch viel aktiver, auch hat man die Möglichkeit dazu viel seltener.

Selten sind auch viele Titel auf der der Buchmesse angeschlossenen Antiquariatsmesse. So mancher alter Bücherschatz kann hier gehoben werden und das Wissen erweitern. Pädagogisch wertvoll hingegen sind jene Bücher, die sich vor allem an Lehrer richten. Im „Zentrum Bildung“ erwartet die Besucher das „Forum Kinder-Jugend-Bildung“, in dem zahlreiche Diskussionen und Lesungen stattfinden, und der „Fachtreff Bildung“.

Auch 2008 hat der Messebesucher also die Qual der Wahl.

Foto: Stundenlang Stöbern: So mancher Bücherschatz wartet auf seinen Entdecker.


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