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15.03.08 / Elisabeth und Peter in Ostpreußen / Wie Moskau mit Herrscherdenkmälern seinen Machtanspruch zu legitimieren sucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Elisabeth und Peter in Ostpreußen
Wie Moskau mit Herrscherdenkmälern seinen Machtanspruch zu legitimieren sucht
von Wolfgang Stribrny

Häufig hat man im Königsberger Gebiet den Eindruck, in einem Freilichtmuseum der untergegangenen Sowjetunion zu sein. Wenn man an Ortsnamen wie „Kaliningrad“ und „Sowjetsk“ denkt, graust es einem. Lenin, der überall vom Denkmalsockel grüßt, war ja nun wahrhaft kein Vorbild für Humanismus, Recht und Frieden.

Immerhin führt die Russische Föderation exakt das Wappen des Russischen Kaiserreiches, wie es bis zur Februarrevolution 1917 bestand. 2006 hat sich der Königsberger Bezirk eine monarchische Fahne, ein monarchisches Wappen von Moskau geben lassen. Neben einem Tor (zur Welt?) und goldenen Kugeln, die den Bernstein symbolisieren, findet sich ein schwebendes E mit einer Krone. Gemeint ist die Kaiserin Elisabeth, Tochter Peters des Großen. Die erbitterte Gegnerin Fried­­richs des Großen ließ im Siebenjährigen Krieg Ostpreußen 1758 bis 1762 von ihren Truppen besetzen und hat es gleich annektiert.

Hier wird also eine historische Bestätigung für Stalins brutale Annexion gesucht. So findet man denn auch seit kurzem ein gewaltiges Reiterdenkmal der Zarin Elisabeth in Pillau. An der Hafeneinfahrt der als Vorhafen von Königsberg entstandenen Seestadt reitet sie auf einem knochigen, zu groß geratenen Pferd und blickt auf die Ostsee. Weitaus besser gelungen ist das benachbarte etwas ältere Denkmal für Peter den Großen. Er war 1697 und 1716 in Pillau und Köngisberg. Der begeisterte Seemann hat den Pillauer Hafen angefahren, während seine Tochter Elisabeth Ostpreußen nie gesehen hat. Auf einer Seite des Denkmals ist das offizielle Bild der Begegnung des Zaren mit seinem Freund Friedrich Wilhelm I. zu sehen. Beide sind im Herrscherornat mit der Krone auf dem Kopf dargestellt (die der Bürger- und Soldatenkönig niemals getragen hat). Bei diesem in Berlin stattfindenden offiziellen Staatsbesuch, bei dem es mehr als ungezwungen zuging, schenkte der König seinem Freund das berühmte Bernsteinzimmer.

Fotos: In Pillau: Denkmal für Zarin Elisabeth I. (1709–1762); In Pillau (links) und in Königsberg (rechts): Denkmäler für Zar Peter den Großen (1672–1725)


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