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15.03.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

für eine Forschungsarbeit über den Schriftsteller William von Simpson, der vor allem durch seine Roman-Trilogie „Die Barrings“ bekannt wurde, benötigt Frau Hildegard Kostka noch einige Angaben und wendet sich deshalb an unsere Ostpreußische Familie. Die Nachforschungen sind schwierig, da es keine Angehörigen mehr gibt, das haben wir schon bei einer früheren Anfrage feststellen müssen, die leider auch in unserm Leserkreis keine befriedigende Resonanz fand. Hoffen wir nun für Frau Kostka, das es diesmal anders ist. Es geht um weiße Stellen in der Vita des Schriftstellers. So gibt es Unklarheiten über einen Schulbesuch des jungen William in einer Königsberger Privatschule. In diesem Zusammenhang werden Informationen über seinen Lehrer Dr. Richard Dühring gesucht, der den nicht sehr lernwilligen Schüler zum Einjährigen „getrimmt“ haben soll. Nach dem Schulabschluß folgten die Militärzeit und eine landwirtschaftliche Ausbildung, die – wo? – absolviert wurde. Auch über seinen Aufenthalt in Deutsch-Südwestafrika weiß man nichts. Irgendwelche Angaben sind in den Unterlagen der ehemaligen Schutztruppe nicht zu finden. In seinem Buch „Im Sattel vom Ostseestrand bis zum Bosporus“ beschreibt er einen Ritt im Schutzgebiet von Kelmanshop nach Omaruru, der noch vor dem Ersten Weltkrieg erfolgte. Jeder kleinste Hinweis ist für die Arbeit von Bedeutung. (Hildegard Kostka, Vogteiweg 9 in 24119 Kronshagen, Telefon 04 31 / 58 18 46.)

Frau Heide Gerdey aus Celle interessiert sich für die Herkunft ihres Ehenamens. Leider kann sie ihren Mann Ernst Gerdey nicht mehr fragen, er ist verstorben, da er aber aus Lyck stammte, wendet sich Frau Gerdey an uns. Sie kann nur wenige Angaben machen – so, daß ihre Schwiegermutter eine geborene Kobrin war und daß die Familie 1944 nach Celle kam. Herr Gerdey soll einmal seiner Frau gegenüber erwähnt haben, daß sein Name aus dem Ungarischen käme, aber ich glaube, daß es sich um einen alten ostpreußischen Namen prussischer Herkunft handelt. Und siehe da, ich habe mit dieser Vermutung recht, denn ich bin in dem Buch „Deutsche Familiennamen Prussischer Herkunft“ (Herausgeber: Tolkemita, Prußendeutsche Gesellschaft) von Max Mechow fündig geworden, in dem er verzeichnet ist. Soviel könnte ich also Frau Gerdey schon mitteilen, ohne ihre Frage in unserer Kolumne zu veröffentlichen, aber vielleicht wissen Familienforscher aus unserem Leserkreis noch mehr darüber zu sagen, speziell auch über die Lycker Linie. (Heide Gerdey, Zum Sportheim 6 in 29277 Celle.)

Im Mai möchte Herr Thore Krietemeyer aus Berlin die Heimat seiner Vorfahren besuchen, und die liegt im südlichen Ostpreußen. Es handelt sich um die Familie Doering, die in Seeburg eine kleine Brauerei besaß, die „Vereinbrauerei Kniffki & Döring“. Dort wurde auch seine Großmutter Walburga Doering am 28. Februar 1915 geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die alleinstehende Mutter Anna geborene Roessler mit ihren Kindern nach Allenstein. Dort soll sie als Kirchensängerin bekannt gewesen sein, sie hat bei Kammerkonzerten in der St. Jacobi und Herz-Jesu-Kirche mitgewirkt. Leider sind alle Angehörigen im Zweiten Weltkrieg verstorben, allein Großmutter Walburga, die damals als Diätköchin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Allenstein tätig war, kam mit dem letzten Lazarettzug des DRK im Januar 1945 aus Ostpreußen heraus. Herr Krietemeyer und sein Vater wollen nicht nur Eindrücke von der Gegend mit den „wundervollen Seen“ nach Hause nehmen, sondern auch den Spuren ihrer Familiengeschichte nachgehen. Und so hofft der Berliner Galerist, daß sich alte Freunde, Bekannte oder Nachbarn der Familie Doering aus Seeburg und Allenstein bei ihm melden, um ihm Hinweise für die Spurensuche zu geben. (Thore Krietemeyer, Buchmann Galerie Berlin, Charlottenstraße 13 in 10969 Berlin, E-Mail: thore@ buchmanngalerie.com.)

Frau Lotte Heidenreich, über deren Flüchtlingsschicksal eine Hamburger Tageszeitung vor einigen Monaten berichtete, durfte ihre Identität behalten, aber was die als Lotte Rohmann 1934 in Burdungen, Kreis Neidenburg, geborene Tochter eines Bauern als Zehnjährige erleiden mußte, ist erschütternd. Sie erlebte den Russeneinfall von seiner furchtbarsten Seite auf dem Hof ihrer Großmutter Wilhelmina Kuczewski in Michelsdorf, wohin die zweimal verwitwete Mutter mit ihren vier Kindern geflüchtet war. Die Großmutter wurde erschossen, Mutter Olga und ihre 14 und 16 Jahre alten Töchter ständig vergewaltigt, bis die Familie zusammengetrieben und nach Charkow verschleppt wurde. Dort starben die völlig geschwächte Mutter und die 14jährige Irmgard, wahrscheinlich auch das jüngste Kind und der einzige Sohn der Familie, der damals neunjährige Wilhelm. Der Junge wurde bereits Ende 1945 von Mutter und Schwestern getrennt, die Russen behaupteten, er sei krank und müßte in das Lazarett. Angeblich soll er dort an Typhus erkrankt und verstorben sein. Dieser Tod ist für Frau Heidenreich ein Mysterium, denn Willi sah überhaupt nicht krank aus und hatte auch in seinem langen, warmen Mantel die Kälte gut überstanden. Die Angehörigen bekamen weder den Mantel noch andere Sachen ausgehändigt, schon gar keine Papiere oder konkrete Beweise für seinen Tod. Wilhelm Rohmann, * 16. September 1935 in Burdungen, war und blieb verschwunden. Seine Schwester Lotte wurde als Elendsgeschöpf – „ich war ganz hohl, mein Inneres schien nicht mehr zu sein, ich spürte kein Herz, kein Blut, ich war nur noch eine wesenlose Hülle“ – im August 1945 entlassen, ihre ältere Schwester Ursula zwei Jahre später. Lotte hat ihr Leben lang versucht, das Schicksal ihres Bruders aufzuklären, ob er tatsächlich in Charkow verstarb oder ob er an einen anderen Ort verschleppt wurde, sie bekam nie eine authentische Auskunft. Die Hoffnung, daß jemand von den damals nach Charkow Verschleppten etwas über den Bruder sagen kann, ist zwar nur ein winziger Hoffnungsfunke, aber die heute 73jährige hält ihn am Glimmen. Sie hofft auf Zuschriften von ehemaligen Leidensgenossen. (Lotte Heidenreich, Lütjenmoor 17 in 22 850 Norderstedt.)

Die Suchfrage von Frau Mildred Lösche aus Querstedt betrifft ihre Großeltern, nach denen sie bisher vergeblich geforscht hat. Sie hatte deshalb auch zu Frau Ilse Bannick Verbindung aufgenommen, diese hat auch schon Versuche gestartet, aber nun wendet sie sich an uns, um unsern großen Familienkreis anzusprechen. Bei den Großeltern von Frau Lösche handelt es sich um Fritz und Martha Buchsteiner aus Lönkendorf, Kirchspiel Klein Gnie, Kreis Gerdauen. Fritz Buchsteiner wurde am 24. Februar 1911 in Könkendorf / Kl. Gnie geboren, Martha geborene Krebs, * 21. November 1911, stammt aus Adolfswalde, Kreis Gerdauen. Die Buchsteiners waren schon seit Generationen hier ansässig, arbeiteten in der Landwirtschaft – niemand dachte, daß sie die Heimat auf solch furchtbare Weise verlassen mußten. Die Flucht des Ehepaares begann im Januar 1945, führte über Zinten und Heiligenbeil nach Gotenhafen und weiter über See nach Kopenhagen. Bis 1947 interniert in Dänemark, dann Entlassung im Sommer 1947 nach Westdeutschland. Nun fragt die Enkelin, ob sich jemand aus der Heimat an ihre Großeltern erinnert, vielleicht noch in jungen Jahren mit Fritz Buchsteiner und Martha Krebs zusammen war, als Nachbarn oder Freunde das Ehepaar kannte oder mit ihm auf der Flucht und im dänischen Lager zusammen war. Die Enkelin möchte alles, was noch mitteilsam ist, über ihre Großeltern erfahren. (Mildred Lösche, Dorfstraße 16 A in 39579 Querstedt.)

Frau Bannick hat als Kind die Vertreibung erlebt, sie blieb mit ihrer Mutter in der Heimat und kam erst 1947 von Königsberg aus in den Westen, nachdem sie in Tilsit von den Russen in mit Stacheldraht bewehrte Viehwaggons gepfercht worden waren. Sie besitzt noch die komplette Namensliste eines Transportes, der am 9. September 1948 vom Bahnhof Gerdauern abging. Umsiedlungspunkt war Pirna, von wo aus die Vertriebenen verteilt wurden. Dies zur Information für eventuelle Interessenten. Aber einen Wunsch ganz anderer Art hat die Gerdauerin noch, und vielleicht kann unsere Familie ihn erfüllen, obgleich er auf den ersten Blick nichts mit unserer Heimat zu tun hat. Frau Bannick sucht den Text des Liedes „Im Pferdeschlitten durch den Winterwald“. Seit sie das Lied im Jahr 1998 im Radio gehört hat, läßt sie es nicht mehr los. Gesungen wurde es von Ekki Göpel, von dem eine Kassette „Ich wünsch mir nicht viel von dir (nur einen Weihnachtskuß)“ erschien, die auch dieses Lied (Musik: Apitz, Text: Gertz) enthält. Leider existiert der Verlag nicht mehr, aber vielleicht besitzt sie noch jemand aus unserm Leserkreis und kann Frau Bannick den vollständigen Text übermitteln. Und nun kommt der zweite Blick: Das Lied erinnert sie an die Schlittenfahrten mit dem Vater durch den verschneiten ostpreußischen Winterwald, als die kleine Ilse auch die Tiere füttern durfte. „Diese Erinnerungen lassen einen nicht mehr los“, schreibt Ilse Bannick. (Marienhofweg 29 in 25813 Husum, Telefon 0 48 41 / 9 30 63.)

Und damit wären wir bei den kleinen Wünschen, denen auch Platz eingeräumt werden muß.

Ein Leser fragt kurz per E-Mail nach einem Lied, das mit „Mein Heimatland“ betitelt ist, und so beginnt: „Ostpreußen, mein Heimatland! Du Land, wo meine Wiege stand. Hier klingt mein Lied, hier tönt mein Sang, ich hab´ dich lieb ein Leben lang!“ Es dürfte nur in einem kleinen Kreis gesungen sein, denn es ist mir und anderen Befragten unbekannt.

Herr Wolfgang Nedebock aus Hamburg sucht das Buch „Kunstgeschichte Ostpreußens“ von Anton Ulbrich, erschienen 1932 im Weidlich-Verlag, Königsberg / Pr. Aber seinem Wunsch fügt er auch ein Angebot an: Das Buch von Walter von Sanden-Guja „Wo mir die Welt am schönsten schien“, erschienen 1957 im Landbuch-Verlag, Hannover, möchte er einem interessierten Leser kostenlos zukommen lassen. Dafür sage ich zuerst schon einmal Dank, lieber Herr Nedebock. Ein neuer glücklicher Besitzer wird das auch tun. (Wolfgang Nedebock, Rauschener Ring 12 a in 2 20 47 Hamburg.)

Eure Ruth Geede


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