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15.03.08 / Mittelalter ohne Suchtgefahr / Atmosphärisch dichter Roman über einen Bildschnitzer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Mittelalter ohne Suchtgefahr
Atmosphärisch dichter Roman über einen Bildschnitzer

Das 15. Jahrhundert neigt sich seinem Ende zu, die ersten Ausläufer der Reformation werden spürbar, die Bauern sind von aufwieglerischen Predigern aufgehetzt, als der junge Bildschnitzer Tilman Riemenschneider seinen ersten bedeutsamen Auftrag erhält. Für die Marienkapelle zu Würzburg soll er Skulpturen von Adam und Eva fertigen. Eine ehrenvolle Aufgabe, hätte nicht eine Bäuerin Modell gestanden – nackt!

Ein Skandal bricht los, doch es ist viel mehr, was ihn mit der jungen Bäuerin Magdalena verbindet. Jede weitere Entwicklung dieses zarten Bandes zwischen ihnen ist jedoch aufgrund des Standesunterschiedes von Beginn an zum Scheitern verurteilt.

Schließlich gelang es dem jungen Riemenschneider nur aufgrund der Heirat mit der Witwe Anna in den Bürgerstand zu gelangen.

„,Auf ewig wäre ich von einer Werkstatt zur anderen gezogen. Hätte Aufträge ausgeführt. Zu mehr bringt es nun mal ein Wandergeselle nicht. Dann begegnete ich Anna. Das war mein Glück.‘ Nachdenklich nickte er. ,Ja, ein Glückstag. Sie war zu Besuch bei der Frau meines Meisters.‘ Die Witwe des Goldschmiedes fand Gefallen an dem hochgewachsenen, kräftigen jungen Mann mit der kupferfarbenen Haarmähne und bat ihn für eine Ausbesserungsarbeit zu sich in die Franzis-kanergasse ... Sein Ehebündnis 1485 mit der Witwe des Goldschmiedes hob den einfachen Gesellen in den Bürgerstand, mehr noch, durch die Heirat erlangte er Meisterwürde und konnte Lehrbuben aufnehmen.“

So ziehen die Jahre ins Land, Tilmans erste Frau Anna verstirbt, er heiratet erneut. Stets steht ihm seine treue Magd Magdalena zur Seite. Als auch die zweite und die dritte Ehefrau Riemenschneiders versterben, muß sie tatenlos mit ansehen, wie immer wieder eine andere Frau die begehrte Stelle an seiner Seite einnimmt.

Tilman Röhrig erzählt in dem historischen Roman „Tilman Riemenschneider“ die Lebensgeschichte des Bildschnitzers. Unzählige Bilder des mittelalterlichen Würzburgs zaubert der Autor in die Köpfe der Leser, welche sich zu einer realistischen Bühne für seine Erzählungen über das Leben des Künstlers verdichten.

Zweifelsfrei ein großer historischer Roman, dem es jedoch leider nicht ganz gelingt, wie zum Beispiel Ken Follets „Säulen der Erde“ den Leser in seinen Bann zu ziehen.                 A. Ney

Tilman Röhrig: „Tilman Riemenschneider“, Piper Verlag, München 2007, geb., 621 Seiten, 19,90 Euro


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