19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.03.08 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Leserforum

Als ob dies Männer ändern würde
Betr.: „Frauen dürfen zurückschlagen“ (Nr. 5)

Da bin ich aber gespannt, was die Zukunft ergeben wird. Ich vermute, daß die Männer-Herrscher, die bisher ihre Frauen geschlagen haben, es auch weiter tun werden. Und wie viele Frauen werden sich überhaupt trauen, gegen ihre schlagenden Monster-Männer gerichtlich vorzugehen?

Margot Herzberger, Flensburg

 

 

Politiker handeln hier nicht anders als in der DDR
Betr.: „Potsdam wird nervös“ (Nr. 8)

Es fällt leider auf, daß in der demokratischen Bundesrepublik Deutschland Politiker nicht viel anders handeln, als es in der DDR üblich gewesen ist: Man lügt, wenn es angebracht scheint, man reißt sich unter den Nagel, was sich nur reißen läßt, und tut sich sehr schwer, eigene Sünden einzugestehen und sie wiedergutzumachen.

Daß selbst Helmut Kohl zu dieser Täter-Gattung gehört, schmerzt.

Nun darf man wohl gespannt sein, wie sich Platzeck und Genossen aus der Affäre ziehen werden.

Obwohl wir keineswegs schlecht leben, hat man hin und wieder den Eindruck, als wären wir unter die Räuber geraten, auch Steuern können einem Raub sehr nahe kommen.

Hans-Martin Ulrich, Lörrach

 

 

Genossen rechnen
Betr.: „Die SPD ist eingeknickt“ (Nr. 9)

Das würde ich nicht so sehen, und es kann nur der so sehen, der ein nicht zutreffendes Bild der SPD hat. Sie ist eine linke Partei mit einem linken Flügel, der schon zu DDR-Zeiten mit der DDR Händchen gehalten hat. Und der Berliner Bürgermeister kuschelt hemmungslos mit den SED-Nachfolgern und hat sein Berliner Modell auch Frau Ypsilanti empfohlen. Nur die Macht zählt. Gewissen ist doch auf dem Wege zum Fremdwort. Die Genossen können rechnen. Ist die Macht nur in den Armen von Gysi und Lafontaine zu gewinnen, dann werden alle Mauern eingerissen. Natürlich gibt es auch Sozialdemokraten, die wissen, was sie sich mit den extremen Linken einhandeln. Aber sie werden weniger.

Hans-Peter Steding, Neunkirchen

 

 

Linke: Vom Neid getrieben
Betr.: „Linke sind unglücklicher als Rechte“ (Nr. 7)

Das ist leicht einzusehen, sind doch Linke vorrangig unzufrieden, auch neidisch, und sammeln sich ob ihrer Unzufriedenheit in linken Parteien. Wenn uns gerade ein Zumwinkel vorgeführt wird, der seine Taschen nicht voll genug bekommen konnte, dann führen die Wut und der Ärger über ihn direkt in die Fangarme linker Parteien. Auch Rechte können sich sicherlich nicht für Zumwinkel begeistern, aber sie haben bei aller Empörung eine positivere Haltung zu unserer Lebenswirklichkeit. Vielleicht spielt dabei auch eine Rolle, welches Verhältnis der Bürger zu Heimat, Volk und Staat in sich trägt.

Gunther Knafel, Halle / Saale

 

 

Dann eher Polnisch als Türkisch
Betr.: „Integration auf Türkisch“ (Nr. 8)

Thomas Vitzthum erläuterte in der „Welt“ vom 16. Februar ausführlich die Initiative der SPD-Integrationsbeauftragten Ute Vogt für die Einführung von Türkisch-Unterricht als zweite Fremdsprache an deutschen Schulen. Wenn man bedenkt, daß nach Frankreich als bevölkerungsstärksten Nachbarn unser nächstgrößtes Nachbarland mit rund 35 Millionen Einwohnern und ständig wachsenden Wirtschaftsbeziehungen und menschlichen Kontakten Polen ist, läge es doch eigentlich näher, Polnisch als Zweitsprache neben Französisch in Betracht zu ziehen. Englisch wird als Welthandelssprache angesichts der rapide wachsenden Bedeutung unserer asiatischen Handelspartner mehr denn je Rang 1 im Sprachunterricht deutscher Schulen einnehmen. Für die Ergänzung der Skala der von unseren Schulen angebotenen Fremdsprachen als Wahlfach bieten sich, auch regional, Varianten an, die allerdings überzeugender Begründung (siehe oben) bedürfen und finanzierbar sein müssen. Ob Industrieverbände, die hier besondere Empfehlungen aussprechen, gegebenenfalls auch zur Subventionierung beitragen würden? Oder ist dann wieder der Steuerzahler dran?

Lienhard Schmidt, Hamburg

 

 

Auch ohne Marx
Betr.: „Eine linke Nummer“ (Nr. 9)

Herr Schönbohm hat übersehen, daß die „Linke“ zur Zeit nicht nur von unbelehrbaren Marxisten gewählt wird. Die Wahlanalyse in Hamburg hat ergeben, daß von der FDP 5000, von der CDU 19000, von der SPD gar 32000 Wähler zur Linken abgewandert sind (nach Illner).

Jedenfalls könnte ich mich für den Mindestlohn, eine andere Bildungspolitik und die Rücknahme unserer Soldaten aus dem mittleren und Fernen Osten auch erwärmen, ohne gleich Marxist zu werden.

Horst Redetzky, Delmenhorst

 

 

Übertreibungen
Betr.: „,Gustloff‘“ (Nr. 10)

Ich selber bin mit dem Handelsschiff „Samland“ von Königsberg nach Kolberg vom 23. bis 29. Januar 1945 geflüchtet. Am 31. Januar morgens erfuhren wir in Kolberg, daß die „Gustloff“ torpediert wurde. Wir waren also kurz davor dieselbe Strecke gefahren. Auch unser kleines Handelsschiff mußte oftmals die Maschinen abstellen, denn es sollen feindliche U-Boote in der Nähe gewesen sein. An Bord herrschte eine sehr angespannte Atmosphäre. Aber es war diszipliniert und gut organisiert. Wir lagen im Laderaum auf Stroh und wurden mit einer Gulaschkanone auch mit warmen Getränken und einer Suppe verpflegt. Auch eine Krankenstation war mit an Bord. Wir waren etwa 700 Flüchtlinge. Eine solche Hektik, wie sie im Film gezeigt wurde, habe ich nie erlebt. Auch habe ich das Gefühl, daß es den Regisseuren besonders daran lag, die Parteibonzen bloßzustellen. Vermißt habe ich eine Anerkennung gegenüber den Helfern, die bei der Flucht unter Einsatz ihres eigenen Lebens geholfen haben, wo es nur irgend möglich war.

Ein Film muß wohl als Unterhaltungsprogamm möglichst viele Übertreibungen bringen. Der Film wurde nicht von Zeitzeugen, sondern jungen Menschen gemacht, die sich nur ein Bild aus Erzählungen gemacht haben.

Großartig dagegen waren die anschließenden Berichte der Zeitzeugen. Dieses waren ehrliche und erschütternde Berichte.               

Roswitha Kulikowski, Hannover

 

 

Maskenspukfoto von Michael Meyer
Betr.: „Maskenspuk in den Alpen“ (Nr. 48)

In der Ausgabe 48/2007 der Preußischen Allgemeinen Zeitung vom 1. Dezember 2007 ist irrtümlicherweise eine falsche Copyright-Angabe gemacht worden. Das Bild zu dem Artikel

„Maskenspuk in den Alpen“ stammt nicht von der Autorin, also mir, Helga Schnehagen, sondern von dem Fotografen Michael Meyer.

Helga Schnehagen, Hamburg

Anmerkung der Redaktion: Die PAZ-Redaktion entschuldigt sich für diesen Irrtum.

 

 

Deutscher Friedhof Ostsee: ein Unrecht, das niemals verjährt
Betr.: „Gustloff“ (Nr. 10)

Mit großem Interesse habe ich das Mediengeschehen um die größte Schiffskatastrophe der Menschheit, die Versenkung der „Wilhelm Gustloff“, zur Kenntnis genommen.

Das sehr rudimentär ausgeprägte Geschichts- und Selbstverständnis deutscher Medien-, Politik- und Historikerschickeria und ihr Verantwortungsverständnis sind erschütternd, auch und gerade im Zusammenhang mit den einmaligen und singulären Kriegsverbrechen, die die vorsätzliche Versenkung der Flüchlingsschiffe „Wilhelm Gustloff“, „General von Steuben“, „Goya“ unter anderem darstellt. Mit über 10000 Flüchtlingen, Frauen, Kindern und Schwerverletzten an Bord war die „Gustloff“ faktisch ein Zivilschiff, ein schwimmendes Lazarett, gleich einem Schiff des Roten Kreuzes. Die einmalige Tragödie, die mit ihrer Versenkung verbunden ist, wäre Anlaß genug, ein Zeichen nationalen Andenkens zu setzen. Fehlanzeige!

Zu auch nur ansatzweise klarer Benennung dessen, was die vorsätzliche Versenkung der „Gustloff“ war, ein Kriegsverbrechen schlimmsten Ranges, fehlt deutschen Medien und Politik der Mut, da es sich um eine nationale Tragödie handelt. Stattdessen ergehen sich Medien, Politik, Film und Fernsehen in Allgemeinflos-keln.

Statt den auf dem Grund des Massengrabes Ostsee liegenden unschuldigen Deutschen ein Denkmal zu setzen, sei es durch Film, Fernsehen, Denkmälern aus Stein oder Wort und Schrift, wird ein Film gedreht und mit viel Aufwand beworben, der „als Film gegen den Krieg“ nicht den Mut hat (oder haben darf), als „ehrendes Andenken an die Deutschen auf der Flucht“, vertrieben von Haus und Hof, vertrieben von Heimaterde, Vaterland und Muttererde, zu dienen.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble fragte anläßlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Königsberg, wozu Geschichte dienen soll und stellte sodann fest, daß erst ein historisch geschärftes Bewußtsein zukunftsweisende Politik ermöglicht.

Doch gerade jetzt, als ich nach Geradlinigkeit in den Beiträgen um die „Gustloff“ warte und deutliche Worte auch von der deutschen Politik erhoffe, verpufft meine Hoffnung ebenso wie die vermessene Annahme, daß sich wenigstens einige wenige Persönlichkeiten zur „Gustloff“-Katastrophe angemessen räuspern würden. Wieder Fehlanzeige!

Das geltende Völkerrecht hat Vertreibung eine klare Zuordnung zuteil werden lassen: Es ist Unrecht, das niemals verjährt. So verjährt auch die „Gustloff“-Tragödie niemals.

Die Ostsee ist ein Massengrab deutscher Frauen, Kinder, Schwerverletzter, verdienter Soldaten. Die Ostsee ist ihr Mahnmal wider Willen. Doch Gott sei Dank kann dieses Mahnmal niemand schänden, abreißen, in seinem Sinne verkehren oder zur Opernbühne machen. So mögen wir Deutschen dem Friedhof Ostsee Achtung und Ehre erweisen, ganz für uns, ganz für die Opfer dieser Kriegsverbrechen.

Daniel Jung, Berlin

 

 

Kriegsverbrechen, denn Marinesko hatte keine Röntgenaugen
Betr.: „,Gustloff‘“ (Nr. 10)

Nach „Dresden“ und „Die Flucht“ kommt nun ein weiterer Zweiteiler zur besten Sendezeit. Zwar schön, daß dem ansonsten als willig folgenden, im öffentlich

betriebenen Schuldkult gehaltenen fernsehenden Bundesbürger auch einmal die Leiden der eigenen, unschuldigen Zivilbevölkerung vor Augen geführt werden.

Realitätsnahes hat man trotz zahlreicher vorliegender – anderslautenden – Augenzeugenberichte aber nicht erwartet.

Allerdings ist es mehr als Greulich (so übrigens der Name der Mitverantwortlichen für den zweiten Teil der „Gustloff“-„Dokumentation“ – nomen est omen), wenn ständig darauf hingewiesen wird, daß das Greuliche ja nur zurückschlägt und Deutsche ja alles Greuliche angefangen haben. Also: selbst Schuld. Oder wie der Vater der Tilsiter Flüchtlings- und Marinehelferin Erika Galetschki (natürlich das Liebchen des Kapitäns „Kehding“) sagt: „Wir lassen die ganze Welt bluten ... und dann bezahlen wir für alles.“ Oder die verdienstvolle Hildegard Rauschenbach im historisch sehr zweifelhaften Originalton: „Leider vergessen das ja so viele, daß wir dies unserem Führer zu verdanken hatten.“

Es ist mehr als unverständlich, daß der überlebende damals 18jährige Zahlmeister-Assistent und „Gustloff“-Bücherschreiber Heinz Schön den Tod von mehr als 10000 Menschen am 30. Januar 1945 mehrfach und unermüdlich als „kein Kriegsverbrechen“ und „legale Kriegshandlung“ darstellt. Als ob der die drei tödlichen Torpedos auslösende Kommandant des sowjetischen U-Bootes „S-13“, Kapitänleutnant Marinesko, Röntgenaugen gehabt hätte und er die 1000 verschifften Marine-Soldaten auf der „Gustloff“ hätte erahnen können.

Perfide werden wieder einmal deutsche Soldaten und Marinehelferinnen dargestellt, insbesondere deren Führung. Saufend, kalt, unbarmherzig, rauschsüchtig, niederträchtig und feige.

Wie realistisch war hingegen der bislang einzige Film über das größte Schiffsunglück der Weltgeschichte (!) – der im deutschen Fernsehen ungern gezeigte Schwarzweiß-Film aus den 1950ern „Nacht fiel über Gotenhafen“!

Da verwundert es erst gar nicht, daß Heiner Lauterbach im Vilsmaierschen Zeitgeist-Machwerk als Kapitänleutnant Kehding nur im ersten Teil des lauen Tendenz-Filmes sein Ritterkreuz trägt (übrigens ohne EK I., sondern nur mit KVK I. mit Schwertern!) – so als ob man seine höchste Tapferkeitsauszeichnung wie ein Hemd wechselt und einmal an und ein anderes Mal nicht angelegt hat. Und daß der Befehlshaber der angehenden U-Boot-Soldaten an Bord, Korvettenkapitän Petri, sein Deutsches Kreuz in Gold nur im zweiten Teil des Filmes trägt.

Petri auf der „Gustloff“ 2008 über seinen Schäferhund: „Hasso beißt nicht, er ist nur ein deutsches Großmaul!“ Im realen Leben heißt sein Hund wohl „Guido“.

Peter Hild, Potsdam

 

 

Totenschändung
Betr.: „,Gustloff‘“ (Nr. 10)

Da ich mich nicht aufregen will, werde ich mir diesen Film nicht ansehen. Ich sehe in der Verfilmung dieses Verbrechens einen Akt der Totenschändung und halte es für ausgeschlossen, dem Grauen des Mordens an 9000 Menschen auch nur annähernd angemessen gerecht zu werden.

Herbert Kampfer, Bochum

 

 

Politisch korrekt, und der Ablauf der Liebesgeschichte war historisch so unmöglich
Betr.: „,Gustloff‘“ (Nr. 10)

„Wollt Ihr den totalen Krieg“, tönt Goebbels am Anfang des Film und schon weiß man, was einen erwartet: Eine politisch korrekte Geschichte. Natürlich mußte auch darauf hingewiesen werden, daß die „Gustloff“ kein Flüchtlingsschiff, sondern ein Truppentransporter und ihre Torpedierung kein Kriegsverbrechen war. Der saufende und Naziparolen gröhlende NS-Ortsgruppenleiter fehlte ebensowenig wie die Wehrmachtsleute, die ein paar Zivilisten erschossen. Darüber hat man dann vergessen, daß bei der Wehrmacht der militärische Gruß seit dem 20. Juli 1944 abgeschafft und durch den Hitlergruß ersetzt wurde.

Die Liebesgeschichte zwischen dem Kapitän und der Marinehelferin war in ihrem Ablauf historisch einfach unmöglich. Der Film hatte keine Atmosphäre, berührte kaum, die Schauspieler waren reine Darsteller. Es war eine Art Katastrophenkino, das niemals als das historische Schicksal der „Wilhelm Gustloff“ apostrophiert werden durfte. Die anschließenden Dokumentationen von Guido Knopp waren in ihrer Tendenz von vornherein bekannt: Hitler war der Verursacher von Flucht, Vertreibung, Verbrechen an den Menschen und ihrem Tod. In diesen Chor stimmte auch der sonst so sachliche Buchautor Heinz Schön ein. Obwohl ein Sowjetpilot schilderte, wie er im Tiefflug auf die Flüchtlingskolonnen schoß. Kein Wort der Kritik. Vielmehr wurde seine Rechtfertigung unwidersprochen akzeptiert. Wir haben es wohl so verdient.

Siegfried Klein, Halstenbek

 

 

Machwerk!
Betr.: „,Gustloff‘“ (Nr. 10)

Das war vielleicht ein Machwerk!

So wie „Klein-Hänschen“ sich den Krieg vorstellen soll? Man wußte nicht, soll man lachen oder reinschlagen?!

Aber wenigstens wissen wir jetzt, wie enorm stabil die Marine-Offiziers-Uniformen waren: tadellos durch Not, Gewalt und Tod, die Mützen (goldbetreßt) hielten durch Schnee, Eis und Untergang tadellos auf den Köpfen, auch die Kapitäns-Streifen an den Ärmeln waren bis zur „Errettung“ unbeschädigt.

Und auch der Ortsgruppenleiter tauchte in den Schlußbildern mit unversehrter Uniform und Hakenkreuzbinde auf.

Und natürlich mußte auch Sex beigemischt werden – und das in all diesem Elend bei 20 Grad Kälte.

Dieser Vilsmeier trägt ungeheuer viel zur Information unserer „Gesellschaft“ und unserer Jugend bei! Sicher verleiht ihm irgend jemand irgendwann ein „Kreuz“.

O. & E. Dill, Nürnberg

 

 

Gebügelte Uniform
Betr.: „,Gustloff‘“ (Nr. 10)

Wir haben uns die beiden Folgen zum Untergang der „Gustloff“ im ZDF angetan. Alles wie erwartet. Die Bösen sind besonders böse, die Guten überleben, die Statisten (eigentlich ja diejenigen Flüchtlinge, um die es gehen sollte) verhalten sich zum großen Teil, als wäre alles eine Teeparty.

Viele Details waren nicht professionell genug gemacht, die Trick-aufnahmen schludrig, die Uniformen zu neu und frisch gebügelt, wie das eben so ist im sechsten Kriegsjahr. Wir glauben auch nicht, daß mit so einem Machwerk dem Andenken der armen Opfer Gerechtigkeit widerfährt.

Hilmar Schimkus, Berlin

 

 

Realität war viel tragischer: Steifgefrorene Hände meiner Tante konnten ihre Söhne nicht mehr halten
Betr.: „,Gustloff‘“ (Nr. 9)

Der Film beginnt mit einem Schlag in die Magengrube des Zuschauers: „Das Dritte Reich hat der Welt den Krieg erklärt.“ Das behaupteten nicht mal die Ankläger im Nürnberger Gericht. Es folgt Kamerafahrt mit Nahaufnahme der Gesichter erschöpfter Flüchtlinge, im Hintergrund Originalton Goebbels vom 18. Februar 1943: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Man hört das brüllende „Ja“. Was vorher geschah, wie viele ehrliche Friedensangebote durch das Reich gemacht und abgelehnt wurden, blieb ausgeblendet. Eigentlich hätte hier schon der Film enden können. „Ihr seid selbst Schuld, ihr habt es so gewollt“, heißt die Botschaft, Das erinnert mich an den 60. Gedenktag des Terrorangriffs auf Dresden. Ein Bild ging damals um die Welt. Es zeigte an der Treppe zur Brühlschen Terrasse eine Anarchistenclique mit dem Spruchband „Harris mach’s noch mal!“ Der Name ist austauschbar wie man sieht. Die Saat der Verfechter der „politischen Korrektheit“ trägt mit Blick auf den inneren Frieden vergiftete Früchte. Interessant ist die Frage: War diese erste Filmsequenz vom Anfang an Teil des Drehbuchs, oder mußte dieser Dreh dem Film erzwungenermaßen nachträglich vorangestellt werden? Wie dem auch sei, von der Erhabenheit bis zur Lächerlichkeit ist nur ein kleiner Schritt, und der wurde mehrmals gewagt – bis zur Peinlichkeit, wo die Logik des gesunden Menschenverstandes rebellisch wird. Die Rolle des „Goldfasans“ in Nazi-Uniform hätte Charlie Chaplin viel Freude bereitet. Der wäre mit der Uniform auch ins Bett und in die Badewanne gestiegen und hätte sich das Hitler-Bild um den Hals gehängt. Ein deutscher Marinesoldat als Verräter, er wollte das überfrachtete Flüchtlingsschiff in das Fangnetz sowjetischer U-Boote treiben – Respekt – aber auf solche hirnrissige Handlung muß man erst kommen.

Von der „Gustloff“-Katastrophe erzählte mir Charlotte Obenauf geborene Frank. Meine Tante verlor nicht nur ihren Mann, er war Obermaat an der U-Bootschule in Gotenhafen, sondern auch ihre beiden Söhne im Alter von drei und vier Jahren. Bei der Verabschiedung auf dem sinkenden Schiff übergab der Matrose seiner Frau noch eine zusätzliche Schwimmweste und half ihr mit den beiden Kindern im Arm über Bord zu springen. Er selbst blieb auf dem Schiff zurück. Das Grausamste konnte der Film objektiv nicht zeigen: Die in der Kälte wimmernd und stöhnend dahin treibenden Menschen. Die meisten erstarrten kraftlos im eiskalten Wasser, ohne zu schreien. Schon nach wenigen Minuten konnten die gefühllosen steifen Hände der Frau ihre Kinder nicht mehr festhalten. Sie sah die Jungen leblos wegtreiben. Wie lange sie an ein Floß geklammert im eisigen Wasser bis zur Rettung trieb, wußte sie nicht mehr. Die schweren Bein- und Unterleibserfrierungen machten Operationen erforderlich. monatelang war sie auf Gehhilfen angewiesen. Die körperlichen Schmerzen ließen nach, nicht aber das unerträgliche seelische Leid. An einem Heiligen Abend nahm sie sich das Leben. Die dem Zeitgeist angepaßte Filmhandlung weist einen beachtlichen Qualitätssprung gegenüber dem Dresden-Spektakel auf. Mehr konnte nicht drin sein. Man sollte den Film in dieser Weise lobend zur Kenntnis nehmen.

Dieter Bock, Burgstall


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren