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15.03.08 / Pressestimmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Pressestimmen

Chargen und simple Strickmuster, wohin man blickt … Vilsmaiers Zweiteiler ist nicht nur historisch flach, er ist auch als Spielfilm mißlungen. Nur ganz selten werden die Verzweiflung, das Elend und die Panik der Flüchtlinge faßbar, die auf die „Gustloff“ drängen. Handwerkliche Schlampigkeiten sorgen dafür, daß die Kulisse als Kulisse spürbar bleibt. Trotz einer (historischen) Außentemperatur von minus 18 Grad laufen Besatzung und Passagiere mit bloßen Hälsen über Deck, und die blonden Locken der Heldin Erika sind, als ihr Rettungsboot aufgefischt wird, so trocken und gut in Form, als käme sie direkt aus dem Frisiersalon.

„Neue Zürcher Zeitung“

 

Ebenso naiv, dazu voller Unwahrscheinlichkeiten das Drehbuch. Der historische Hintergrund interessiert nicht. Es geht um gute und böse Deutsche.

„Die Presse“ (Wien)

 

Doch wird das historische Geschehen im Film dann zur Kulisse degradiert, die Realität auf dem Altar des vermuteten Massengeschmacks geopfert, denn zunächst müssen die Produktionen Quote machen … Man muß sich das vergegenwärtigen: Der Tod von Tausenden dient vor allem als Hintergrund für eine gewöhnliche Liebesschmonzette, der mit einer Räuberpistole noch Spannung injiziert werden muß.

„Frankfurter Rundschau“

 

Ständig betont das ZDF, der Untergang der „Gustloff“ sei eine Schiffskatastrophe, größer als die der Titanic. Der Film ist es nicht … Früh muß die gute Krankenschwester für die politische Korrektheit sorgen und klarstellen, daß „wir“ ja die Welt in Blut ertränkt haben und nun der Krieg zurückkommt.

„Stern“

 

Beim ZDF jedenfalls, das die deutsche „Titanic“ nun auf jenem Programmplatz versenkt, wo sonst „Das Traumschiff“ mit dramatisch gedrosselter Fahrt dem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag nachkommt, hat wenig unternommen, um zweifelhafte Ausdeutungsversuche des Stoffes abzuwehren: „Die Gustloff“ ist das schlichteste, schludrigste und scheußlichste Eventmovie seiner Art seit langer Zeit.

„Spiegel online“

 

Zur echten Havarie aber wird die Schieflage des Skripts durch Vilsmaiers verworrene Inszenierung. Bei einem Katastrophenfilm kommt fast alles darauf an, daß der Schauplatz, sei er ein Schiff, Hochhaus oder Tunnel, für uns durchsichtig bleibt. Wir wollen ja nicht nur wissen, daß das Schiff sinkt; wir wollen sehen, wie es passiert. Auf Vilsmaiers „Gustloff“ aber ist nie ganz klar, wo Vorn und Hinten, Oben und Unten ist; die Gänge führen in alle Richtungen, die Regie in keine … Es ist eine Frage des Handwerks. Auf eine ganz elementare Weise ist „Die Gustloff“ mißlungen, als Erzählung und als Film.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

 

Schon am 22. Januar kamen übrigens auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und einige Bundestagsabgeordnete in den Genuß einer Sondervorführung von „Die Gustloff“. Dafür führte der Regisseur extra den „Chancellor’s Cut“ ein. Angela hatte nämlich nur zwei Stunden Zeit, darum hat Vilsmaier seinen Film eben mal von 200 auf 120 Minuten gekürzt. Ob das für Qualität spricht?

„Europolitan“

 

Mehr Sendezeit hat nicht zu mehr Qualität geführt. Am Ende haben sich die Liebenden gefunden: Der Kapitän und seine Verlobte. Das ist so beim Fernsehen. Ein tiefer Eindruck bleibt deshalb nicht, genauso wenig von dem Ort, um den es ging, die „Wilhelm Gustloff“.

„Süddeutsche Zeitung“

 

Man kann Joseph Vilsmaiers „Gustloff“ auch ein Fernsehwunder nennen. Denn hier wird vom Kriegsende in einem ganz anderen, unheroischen Stil erzählt, als ihn deutsche Filmemacher in den letzten Jahren pflegten. Endlich einmal kein pompöser Revanchismus! Kein tränenseliger Patriotismus! Im Rückblick summieren sich Blockbuster wie „Der Untergang“, „Dresden“, „Die Flucht“ nebst zahllosen Dokudramen ja zu einem Exzeß des Selbstmitleids ... Der Krieg erscheint hier nicht als Hochglanzapokalypse, sondern als jenes chaotische Ausgeliefertsein, das er wahrscheinlich wirklich war.

„Die Zeit“ (Hamburg)

 

Niemand sagt hier genau, wer der Täter ist, obwohl das Geschehen keinen Zweifel läßt, daß die Deutschen ihr tragisches Schicksal den Nationalsozialisten verdanken.

„Gazeta Wyborcza“

 

Nicht nur das Drehbuch, auch die überkünstliche Ausleuchtung der Szenen erinnert mehr an ein Kammerspiel denn einen Film. Schließlich haben die Kinder so rote Bäckchen, sind die Verwundeten so perfekt in allen Abstufungen blutig geschminkt, daß man beinahe jedes Bild für eine neue Provokationskampagne des Benetton-Fotografen Oliviero Toskani hält.

„Die Welt“ (Berlin)


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