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22.03.08 / Blutige Spiele / Tibet-Krise: Schwerer Makel fällt auf Olympia 2008 in Peking

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-08 vom 22. März 2008

Blutige Spiele
Tibet-Krise: Schwerer Makel fällt auf Olympia 2008 in Peking
von Klaus D. Voss

Die Welt muß jetzt Farbe bekennen, denn es kommt wie befürchtet: Peking wird im August nicht nur die umstrittendsten Olympischen Spiele der Neuzeit veranstalten, sondern allen schrecklichen Prognosen nach auch die blutigsten. Was darf sich China noch erlauben?

Der Westen muß sich jetzt auf die Frage konzentrieren, wie Olympia 2008 als Druckmittel eingesetzt werden kann. China will ja mit diesem Renommierprojekt in die Liga der angesehenen Staaten aufschließen. Doch was in Peking an Sportstätten und moderner Architektur aufgebaut wurde, soll die Welt täuschen. Die Wahrheit liegt im Land versteckt.

Demokratische Regierungen und Menschenrechtsorganisationen hatten erwartet, daß die Minderheiten in China im Vorfeld der Olympischen Spiele ihre Rechte einfordern würden und die große internationale Bühne der olympischen Gemeinschaft dazu nutzen wollen. Für viele Menschen im Westen war das auch die einzig legitime Begründung, Olympia 2008 nach Peking zu vergeben. Wie falsch es war, zeigt sich schneller als erwartet.

Die Wirklichkeit ist enttäuschend brutal – und belegt, daß man sich immer verrechnet, wenn man glaubt, China lasse sich zu einem  Entgegenkommen zwingen. Die Antwort auf die erste kleine Revolte in Tibet war unerwartet hart. Die chinesischen Sicherheitskräfte gingen mit der gleichen Rücksichtslosigkeit vor, mit der die Armee 1989 auch die Kundgebungen für mehr Freiheit auf dem Platz des Himmlischen Friedens niedergewalzt hatten; damals starben 3000 Menschen.

In Lhasa gehen die Einheiten der Zentralregierung gegen die demonstrierenden Tibeter nicht minder hart vor: Willkürliche Festnahmen, Verschleppungen, Liquidationen. Ausländer und Hilfsorganisation wurden aus dem Land vertrieben. Die Meldungen über hohe Opferzahlen sind noch nicht gesichert zu belegen, aber die Umstände geben zu größten Sorgen Anlaß.

Ganz abgesehen von einigen Hundert Millionen Menschen als Minderheiten in religiösen Gemeinschaften – zu denen 40, vielleicht sogar 130 Millionen Christen zählen –, die unterdrückt werden: Nur acht Prozent der Bevölkerung sind keine Han-Chinesen, aber sie besiedeln rund 60 Prozent des gesamten Territoriums. Dazu gehören neben den Tibetern auch Mandschu, Mongolen, Ewenken und die unruhigen Uiguren. In China gelten Bodenschätze oder Siedlungsräume mehr als die Menschen, denen diese Regionen eigentlich gehören. Genauso unerbittlich wird die Umwelt ausgebeutet oder werden strategische Positionen gehalten. Die eben erst auf dem Volkskongreß bestätigten Parteiherrscher lassen nicht erkennen, daß sie mit ihrer Politik einschwenken wollen.

So gesehen wäre ein Boykott der Olympischen Spiele moralisch gerechtfertigt, politisch aber nicht klug. Die Menschenrechts-organisationen bekommen mit Olympia 2008 noch eine große Chance. Wenn man Wort hält: Der Olympische Gedanke verlangt, daß alle Sportler und ihr gesamter Troß freien Zugang zu den Sportstätten und zum ganzen Land haben. Sie können Beweise sammeln, wie Peking mit seinen Bürgern umspringt. Und wichtiger noch: Sie können jenseits aller Beschönigungen über diesen wichtigen Handelspartner vorführen, auf wessen Kosten das Wirtschaftswunder in China wirklich funktioniert. Der Westen wird Farbe bekennen müssen, wie er künftig mit diesem Land umgehen will.


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