© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-08 vom 22. März 2008

Ein kleiner Hoffnungsstrahl am Horizont

Ostern ist früh in diesem Jahr. Der März ist noch nicht einmal vorüber, da gilt es, die Osterkerzen zu entzünden. Zu früh? Für viele ist Ostern auch das Fest des Frühlings. Und in der Tat: Die ersten Frühlingsblumen in den Gärten haben ihre Blütenpracht bereits entfaltet. Fachleute klagen, es sei viel zu früh, und geben dem Klimawandel die Schuld. Andere wiederum freuen sich, daß der Frühling nicht nur kalendarisch seinen Einzug gehalten hat.

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche / Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, / Im Tale grünet Hoffnungsglück; / Der alte Winter, in seiner Schwäche, / Zog sich in rauhe Berge zurück.“ Diese Worte, die Johann Wolfgang v. Goethe seinem Doktor Faust in den Mund legte, bringen die Menschen auch heute noch in Frühlingsstimmung, auch wenn es bei uns schon seit Jahren keine wirklich harten Winter mehr gibt. Man will die Stürme und heftigen Regenschauer vergessen, die langen dunklen Abende. Eine milde Brise hat den schneidenden Nordostwind verdrängt. Man kann es sogar wagen, ein paar Minütchen auf der Parkbank in der Sonne zu sitzen.

Die Menschen scheinen wie von einer schweren Last befreit. Hast und Eile sind für diesen Augenblick vergessen. Ein Lächeln hat sich über manches mürrische Gesicht gelegt. In den letzten Pfützen spiegelt sich der blaue Himmel, über den nur vereinzelt weiße Wolkenschiffe segeln. Man muß nur genau hinsehen, um diese kleinen Wunder des Alltags zu entdecken.

Jedes Jahr ein neuer Frühling – auch das ist ein Wunder, das den Menschen neue Lebenskraft und  Hoffnung gibt. Ostern und Hoffnung gehören auch zusammen. Und so ist das diesjährige Osterfest keineswegs zu früh in unseren Alltag getreten.            SiS