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22.03.08 / Liebe kann wachsen / Von deutschen Soldaten schwangere Norwegerin heiratet Bauernsohn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-08 vom 22. März 2008

Liebe kann wachsen
Von deutschen Soldaten schwangere Norwegerin heiratet Bauernsohn

Welch eine Schande war es doch 1944 in Norwegen für ein Mädchen, von einem deutschen Soldaten geschwängert und dann sitzengelassen zu werden. Genau dies geschah der Mutter von Edvard Hoem.

Entgegen der konservativen Wertevorstellung der Menschen dieser Zeit verlobte sich die hübsche Kristine nicht mit einem norwegischen Bauern, um mit ihm viele Kinder in die Welt zu setzen, sondern verliebte sich in einen feindlichen, in Lillehammer stationierten, deutschen Soldaten.

„Der Abend, der Mutters Leben auf den Kopf stellte, kam im Frühjahr 1944, im Februar, März oder April. Sie war mit einer Freundin im Kino von Lillehammer gewesen und hatte einen Film mit dem Titel ,Für Dich hole ich sogar die Sterne vom Himmel’ gesehen. Als die Mädchen auf den Bürgersteig traten, wurden sie von zwei deutschen Soldaten angesprochen, die fragten, ob sie sie zu einer Tasse Schokolade oder einem Glas Wein einladen dürften. Die Mädchen hatten frei, es war Sonnabendabend, sie nahmen an. Sie überschritten eine Grenze, und das wußten sie.“

Wie das Schicksal es wollte, erfuhr der Laienprediger und Bauernsohn Knut von ihrem Unglück und entschied ohne viel Aufhebens, diese Frau zu seiner Gattin zu machen wollen.

In „Die Geschichte von Mutter und Vater“ erzählt Edvard Hoem die Geschichte seiner Eltern. Von seinem Vater, der als Laienprediger den Großteil des Jahres nicht auf dem heimischen Hof weilte, und seiner pflichtbewußten, stets etwas verschlossenen Mutter.

Anhand der Reisetagebücher des Vaters und Erzählungen seiner Mutter läßt Edvard Hoem die Jugend seiner Eltern noch einmal auferstehen. Er berichtet von den jungen Menschen, die sie einst waren, und wie sie trotz einer anfänglichen Vernunftehe letzten Endes doch noch die Liebe zueinander fanden.

„Es war nicht am ersten Abend und nicht am dritten, vielleicht war seit der Geburt des Kindes viel mehr als ein Jahr vergangen, als sie spürte, daß die Zeit reif war, und sie ihm ihre Hand gab, als er danach griff. Aber als er die Hand eine Zeit lang gehalten hatte, zog sie sie vorsichtig zurück, sie war immer noch nicht bereit, ihm entgegenzukommen, und er wußte, daß es so war. Bemerkenswert an ihm war, daß er überzeugt, völlig überzeugt wirkte, daß sie zusammenkommen würden.“

Eine berührende Geschichte, die 2005 in Norwegen zum Bestseller wurde und am Rande der Erzählung interessante Einblicke in das Leben der Menschen in Norwegen vor 60 Jahren liefert.            A. Ney

Edvard Hoem: „Die Geschichte von Mutter und Vater“, Insel Verlag, Frankfurt am Main 2007, geb., 220 Seiten, 19,80 Euro


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