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22.03.08 / Heiliges Hymen / Alles über Jungfräulichkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-08 vom 22. März 2008

Heiliges Hymen
Alles über Jungfräulichkeit

Schon der Buchtitel beschreibt einen Umstand: „Mythos Jungfrau“. Wieso wird eigentlich so ein Brimbourium um die Jungfräulichkeit gemacht, warum legen manche Kulturen so viel wert darauf, während sie woanders als ein lästiges Übel gesehen wird? Anke Bernau, Dozentin für Mittelalterliche Literatur an der University of Manchester, hat sich der Kulturgeschichte der weiblichen Unschuld angenommen und interessante Aspekte einer langen Geschichte der Interpretationen und Deutungen entdeckt.

Doch wann ist eine Jungfrau überhaupt eine Jungfrau? Natürlich, wenn das Jungfernhäutchen noch da ist, lautet die aufgeklärte Antwort. Doch falsch? Die bloße Existenz des sogenannten Hymen sagt nicht wirklich viel aus. Anke Bernau hinterfragt auch die Seriosität jener Ärzte, die besagtes Häutchen rekonstruieren. Zu anderen Zeiten war zudem die geistige Jungfräulichkeit genauso wichtig wie die physische. Und wie wurde derartiges überhaupt in Klöstern überprüft? Und wieso waren Klöster für manche Frauen sogar die begehrte Alternative zur Ehe? Inwieweit hängen bedecktes Haar und Jungfräulichkeit zusammen? Anke Bernau beantwortet viele Fragen zum Thema Jungfräulichkeit und deckt so manche Absonderlichkeit auf.

Doch auch wenn es bizarr erscheint, daß die Menschen im Mittelalter Jungfrauen für giftig hielten, da die Säfte nicht gut ablaufen konnten und ihnen somit zu Kopfe stiegen, so erscheint die Schrift des Pastors Joshua Harris aus Maryland doch mindestens genauso überspannt. Hier warnt er vor Sex vor der Ehe.

Während im Mittelalter Frauen als sexuell lüstern galten, Männer die armen Opfer waren, sich dann im 19. Jahrhundert die Theorie drehte und Frauen als reine Wesen, die nichts anderes als die Mutterschaft durch Sex zu erzielen trachten, dastanden, kursieren in der Gegenwart die verschiedensten Varianten.            Bel

Anke Bernau: „Mythos Jungfrau – Die Kulturgeschichte weiblicher Unschuld“, parthas, Berlin 2007, kartoniert, 202 Seiten, 19,80 Euro


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