16.04.2024

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Suchen und finden
29.03.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-08 vom 29. März 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

die österliche Sucherei ist vorbei, aber das große Suchen in unserer Ostpreußischen Familie geht weiter und wie! Schon lange war mein „Wunsch-Krepsch“ nicht so voll wie in diesen Wochen. Das mag an den Spielfilmen und Dokumentationen liegen, die endlich einmal unser Schicksal zur Dis­kussion stellten und viele Menschen wachgerüttelt haben, die sich mit dem Thema bisher nicht beschäftigt hatten. Bei anderen flammte es erneut auf und zwang sie zu einer bisher nicht erfolgten oder erneuten Suche nach Menschen, Orten und Vorgängen. Wie vielseitig, wie unterschiedlich diese Suchwünsche sind, wird nun zu lesen sein.

Da ist zuerst einmal das Anliegen von Herrn Alfred Görlitz aus Hamburg, der seine Jugendfreundin aus Schloßberg (Pillkallen) sucht. Sie hieß Ingrid Arndt und wohnte in der Krefelder Siedlung. Zusammen saßen sie auf der Schulbank, die 1931 geborene Ingrid und der ein Jahr ältere Alfred, und waren bis zum letzten Schuljahr 1944 fast unzertrennlich. Herr Görlitz besitzt noch einen Brief seiner Jugendfreundin, den sie kurz vor den Sommerferien schrieb – aber bevor diese zu Ende gingen, wurde Alfreds Familie nach Friedland evakuiert. Dort wohnten sie bei einem Fischer, bis sie Anfang November mit dem letzten Transport ausreisten und in Annaberg im Erzgebirge eine Bleibe fanden. Nie hat Herr Görlitz etwas von seiner Freundin Ingrid gehört. „Und jetzt suche ich sie in der Ostpreußischen Familie“, schreibt er und hofft, daß jemand aus unserm Leserkreis einen Hinweis geben kann, was aus Ingrid Arndt und ihrer Familie geworden ist. Sie wollte seine „ewige Freundin“ bleiben, vielleicht ist die Zeit gnädig und hält die Spanne zur Ewigkeit noch etwas offen – und sie meldet sich selber! Und dann ist da noch ein anderes Mädchen, an das sich Herr Görlitz erinnert. Keine Marjell aus der Heimat, sondern eine Schülerin aus Berlin, die 1943 in das damals so sicher erscheinende Ostpreußen verschickt wurde. Die 13jährige Gisela Wiegel wohnte beim Fleischer Krapp in der Hermann-Göring-Straße und besuchte die Schloßberger Oberschule. Sie soll zusammen mit anderen Berliner Kindern 1944 zurück in die Hauptstadt gebracht worden sein. Hier ist die Suche natürlich schwieriger, wie auch Alfred Görlitz vermutet, aber da viele Berliner Kinder zu Verwandten kamen, ist es möglich, daß dies auch der Fall war. So könnten also Angehörige der Familie Krapp oder ehemalige Schloßberger Mitschülerinnen noch später mit Gisela Wiegel in Verbindung gestanden haben – ein dünner Hoffnungsfaden, aber vielleicht trägt er. Herr Görlitz hat selber schon einmal bei einer Familien-Frage helfen können, wir wünschen ihm das auch. (Alfred Görlitz, Kroogblöcke 10, 22119 Hamburg, Telefon 0 40 / 6 51 31 10.)

An ihre „Kinderlandverschickung“ denkt auch Frau Erika Batschwarow zurück, und das gerne, denn sie hatte eine gute Freundin gefunden, aber dann nie etwas von ihr gehört. Jetzt sprach die in Greifswald Lebende mit einer Mitgefährtin ihrer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe, und diese, Leserin unserer Zeitung, gab ihr den Rat, sich an unsere Ostpreußische Familie zu wenden, und ich bin fast sicher, daß ihr geholfen werden kann. Denn die damals elfjährige Erika Werner aus Koschütz, Kreis Deutsch-Krone, kam Anfang August 1939 zu der Familie Petri in Kubbeln, Kreis Gumbinnen. Der Aufenthalt auf dem Bauernhof war für vier Wochen gedacht, aber dann brach der Polenfeldzug aus, und so konnte

Erika erst nach den Kampfhandlungen heimkehren. So dauerte der Verbleib auf dem Hof der Familie Petri länger als geplant, die kleine Erika hatte hier eine Familie gefunden, die ihr Liebe und Geborgenheit bot und eine wundervolle Kinderfreundschaft mit der etwa gleichaltrigen Tochter Lieselotte, mit der sie auch das Zimmer teilte. Das Ehepaar Petri hatte noch einen etwa 15jährigen Sohn. Frau Batschwarow erinnert sich auch an die Großeltern, die am 30. August 1939 Goldene Hochzeit feierten – so kurz vor Kriegsausbruch! Immer hat sie an die Familie Petri denken müssen, vor allem an ihre Freundin Lieselotte, und sie hofft, daß sie durch uns etwas über deren Schick­sal erfahren kann. Wir auch. (Erika Batschwarow, Karl-Liebknecht-Ring 9, 17491 Greifswald, Telefon 0 38 34 / 81 44 99.)

Die berühmte Nadel im Heuhaufen sucht Frau Irmgard Koelman-Maschkowski – so sieht sie jedenfalls die Frage nach den Geschwistern ihres Vaters, und ich kann ihr nicht nur beipflichten, sondern noch einen Packen Heu drauflegen. Denn der Wagen müßte in Westpreußen, genauer gesagt in Landeck, Kreis Schlochau, beladen worden sein, und ich glaube, da werden wir nicht viele Leser erreichen. Aber versuchen wir es mal. In Schlochau ist auch Frau Koelman geboren, als Kind hat die heute 81jährige in Preußisch Holland gewohnt, und die Wurzeln ihrer Mutter liegen im Kreis Stallupönen (Ebenrode). Damit wären wir auch schon bei der Familienforschung, die ihr Bruder betreibt. Dabei ist er auf zwei Lücken gestoßen. Es handelt sich um zwei Geschwister ihres Vaters, beide zwischen 1890 und 1900 geboren, beide wohl sehr ausgeprägte Persönlichkeiten, besonders die Schwester Dorothea Maschkowski. Die Klavierlehrerin lebte in Landeck, unterrichtete in der Stadt und Umgebung und fuhr Motorrad – mit einem Dackel als Begleiter! Der Bruder Otto Maschkowski war Uhrmachermeister in Landeck und pflegte mit Liebe seine bemerkenswerte Uhrensammlung, die er auch gerne seinen Kunden zeigte. Vielleicht erinnern sich deshalb ältere Leser aus dieser Gegend an ihn, vor allem aber an die Klavierlehrerin, wenn sie bei ihr Unterricht hatten. Ob und wie beide das Kriegsende überlebt haben, wohin sie das Schicksal vertrieben hat – wer könnte darüber Auskunft geben? Jeder kleinste Hinweis wäre wichtig. (Irmgard Koelman, Kleestraße 12, 52396 Heimbach, Telefon 0 24 46 / 80 99 89.)

Weiter in Sachen Familienforschung, die immer mehr Gewicht erhält. Frau Karen Baum aus Allensbach schreibt: „In den Urkunden, die meine Mutter Christel Pfeiffenberger durch Krieg und Flucht bewahren konnte, befindet sich auch die Abschrift eines Auszugs aus dem Taufregister der Evangelischen Kirchengemeinde Legitten, Kreis Labiau. Dort wird die Geburt einer Carolina Wilhelmina Rosa, unehelich, * 14. Juli 1836 in Groß Scharlack, angezeigt. Getauft in der Kirche Legitten am 24. Juli 1836, Vater nicht angegeben. Mutter Wilhelmine Neppertin (also Neppert). Diese Namen können wir nicht in unsern Stammbaum einordnen, wir wissen nicht, ob sie zur Linie des Vaters oder der Mutter von Christel Pfeiffenberger gehören. Vielleicht kann uns jemand mit Angaben – welcher Art auch immer – weiterhelfen.“ Wird schwierig sein, dafür ist der zweite Wunsch erfüllbarer: Karen Baum sucht Fotos von Groß Scharlack – ein Bild der Schule wurde ja bereits veröffentlicht – und Angaben über den damals knapp 300 Einwohner zählenden Ort. (Karen Baum, Radolfzeller Straße 75, 78476 Allensbach, Telefon 0 75 33 / 33 06.)

Nicht aus unserem ständigen Leserkreis kommt eine Frage, die aber diesen berührt. Sie wird von Frau Annett Oschatz im Rahmen einer ungeklärten Nachlaßregelung gestellt und betrifft drei Geschwister aus Zinten. Es handelt sich um die Brüder Max Tolksdorff, * 17. August 1889, Otto Tolksdorff, * 11. August 1886 und deren Schwester Ilse Renner, * 29. Januar 1896. Ihre Mutter war Käthe Renner, geborene Tolksdorff. Ilse Renner verstarb am 10. August 1947 in Pörschken, Kreis Heiligenbeil. Wer kann Angaben zu den Genannten oder deren Angehörigen machen? Das trifft auch auf den am 8. Januar 1884 in Mühle Kattlak, Kreis Preußisch Eylau, geborenen Fritz Langhans zu, dessen Mutter Martha Langhans eine geborene Armgarth war. (Annett Oschatz, Telefon 03 45 / 2 91 54 17, Telefax 03 45 / 2 91 54 50, E-Mail: annett.oschatz@ hoellger.de. Postanschrift: Klaus-Peter Höllger, Genealogische Nachforschungen & Erbenermittlungen, Schillerstraße 54, 06114 Halle.)

Seit längerer Zeit sucht Frau Karin Ballstaedt aus Altenbeken nach Informationen über Herkunft und Jugend ihres Vaters Fritz Lukatis, * 29. Januar 1923 auf dem Vorwerk Karlsfelde, Kreis Bartenstein. Ich habe meinen guten alten „Niekammer“ bemüht, um noch Näheres herauszufinden, bin aber nicht fündig geworden. Dafür fand ich im immer verläßlichen „Lange“ (dem für meine Arbeit unverzichtbaren „Geographischen Ortsregister Ostpreußen“ von Friedrich Lange) das Vorwerk verzeichnet, es lag 15 Kilometer von Bartenstein entfernt östlich der Alle. Die genaue Ortsbezeichnung ist wichtig, denn es gibt noch mehrere „Karlsfelde“ in Ostpreußen. In den 20er Jahren soll das zu Schippenbeil gehörende Vorwerk in den Händen der Familie Schwichtenberger gewesen sein, für spätere Jahre wird der Name Drunk genannt. Fritz Lukatis besuchte die Schule in Wöterkeim und begann dort auch seine Lehre bei der Bahn. Mehr ist nicht bekannt, aber vielleicht genügt es doch, um Frau Ballstaedt Näheres über die Heimat ihres Vaters mitzuteilen. Vielleicht erinnern sich noch ältere Schippenbeiler an Fritz Lukatis? Besonders erfreut wäre die Tochter über Fotos von Karlsfelde und Wöterkeim. (Karin Ballstaedt, Am Stapelsberg 17, 33184 Altenbeken, Telefon 0 52 55 / 93 31 45, Fax 0 52 55 / 93 15 76)

Hier schalte ich gleich die kurze Frage von Herrn Kurt Arndt aus Bad Bevensen zwischen, denn sie betrifft ebenfalls ein Foto: Wer besitzt eine Aufnahme des „Gendarmenhauses“ in Gedwangen, Kreis Neidenburg. Es handelt sich um ein Doppelhaus an der Hartigswalder Straße, also Richtung Hohenstein. Da es sich um das Geburtshaus von Herrn Arndt handelt, ist eine alte Aufnahme für ihn sehr wichtig, zumal das Haus während oder nach dem Krieg zerstört wurde. (Kurt Arndt, Im Ilmenautal 1, 29549 Bad Bevensen, Telefon 0 58 21 / 4 38 52, Fax 0 58 21 / 96 78 54.)

Diese Frage gehört zu jenen Suchbitten, die ich mit wenig Hoffnung weitergeben muß, denn sie betrifft die furchtbare Zeit nach dem Russeneinmarsch in Königsberg. Es wäre schon ein Wunder, wenn aus unserem Leserkreis eine Auskunft käme, denn die meisten der damals Erwachsenen, die diese grausame Zeit überstanden haben, leben nicht mehr oder können sich nicht erinnern. So kann ich nur bestätigen, was die Schreiberin Frau Elli de Jong vermutet: Vielleicht ist es schon zu spät. Trotzdem, versuchen wir es mal, vielleicht erinnert sich doch noch jemand an die Königsbergerin Rosine Caroline Hinz, geborene Salomon, * 3. Januar 1899. Sie wohnte Krönchenstraße 4, dann auf den Hufen. Die Mittvierzigerin muß die ersten Monate noch in Königsberg überlebt haben, denn die letzte Karte stammte von 1945/46. Was dann aus ihr geworden ist, wohin das Schicksal sie verschlug, wo und wie sie gestorben ist – niemand weiß es. Ihre Tochter Ursula Kirchner, in deren Namen Frau de Jong an uns geschrieben hat, wäre erleichtert, wenn sie wenigstens etwas über den Verbleib ihrer Mutter erfahren würde (Zuschriften an Frau Elli de Jong, Pingsdorfer Straße 9, 50389 Wesseling, Telefon 0 22 36 / 4 56 90.)

Die „Gustloff“! Auf dem Schiff soll auch die Tante von Herrn Ronald Kiel gewesen sein, aber es ist eine Vermutung. Denkbar ist es schon, daß Eva Graap von Gotenhafen aus die Flucht über See versuchte, denn die gelernte Auslandskorrespondentin arbeitete für eine Königsberger Firma in Polen. Eva Graap, * 23. April 1924, stammte auch aus der Pregelstadt, wohnte dort Alter Graben 31. Die damals 20jährige war nach Herrn Kiels Angaben mit einem polnischen Offizier verlobt. Wer kannte Eva Graap, war irgendwann in jenen Tagen mit ihr zusammen? (Ronald Kiel, Goerdlerstraße 27, 47178 Duisburg, Telefon 02 03 / 47 54 96, E-Mail: ronaldkiel@ gmx.de.)

Ein großartiges Angebot macht uns Herr Lars Kraegeloh aus Köln: Der Enkel eines Königsbergers besitzt den kompletten, fest gebundenen Ostpreußenblatt- Jahrgang 1955 und ist bereit, ihn gegen Porto und Verpackungskosten abzugeben. Auch hier schon einmal meinen herzlichen Dank! (Lars Kraegeloh, Mauenheimer Straße 32 in 50733 Köln.)

Herr Hans-Ulrich Karalus von der Landsmannschaft der Ostseedeutschen, Kreisgruppe Bergstraße, in Heppenheim, übermittelt uns einen ganz speziellen Wunsch, den die dortige Gemeinde Auerbach hat. Da es in Ostpreußen einen gleichnamigen Ort im Kreis Wehlau gibt, möchte man zu den ehemaligen Bewohnern Verbindung aufnehmen. Das ostpreußische Auerbach erhielt erst 1938 diesen Namen nach dem Bach Auer, der das kleine Dorf durchzieht. Der frühere Name des am Pregel gelegenen, im 17. Jahrhundert gegründeten Ortes war Kekorischken. In Auerbach an der Bergstraße ist man an Aufnahmen vom ostpreußischen Auerbach interessiert, vor allem an einem Foto vom Ortsschild. Zuschriften sind zu richten an Herrn Manfred Zander, Philipshöhe 8 in 64625 Bensheim-Auerbach.

Eure Ruth Geede

Foto: Gisela Wiegel: Wer sie kennt, wende sich an Alfred Görlitz, Kroogblöcke 10, 22119 Hamburg, Telefon (0 40) 6 51 31 10.


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