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29.03.08 / »Kormoran« entdeckt / Der legendäre Hilfskreuzer versenkte 1941 den Kreuzer »Sydney«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-08 vom 29. März 2008

»Kormoran« entdeckt
Der legendäre Hilfskreuzer versenkte 1941 den Kreuzer »Sydney«
von Peter Westphal

Um Geschichte zu schreiben, ist es auch notwendig, sie zu heben. Zumindest drängt sich diese Analogie auf beim Blick nach Australien. Vor dessen Westküste hat jetzt in 2560 Meter Tiefe ein Expeditionsteam das Wrack des legendären deutschen Hilfskreuzers „Kormoran“ entdeckt. Dabei ist es eher ein „Kollateral“-Fund. War die Suche doch dem australischen Kriegsschiff „Sydney“ gewidmet, das von dem deutschen Hilfskreuzer „Kormoran“ im November 1941 versenkt worden war. Allerdings mußte in Folge des Gefechts auch das deutsche Schiff aufgegeben werden. Es ist der einzige überlieferte Erfolg eines Hilfskreuzers gegen ein reguläres Kriegsschiff.

Während von der 645 Mann starken Besatzung der „Sydney“ niemand überlebte, wurden von den 397 Mann der „Kormoran“ insgesamt 317 gerettet. Unter den Überlebenden sollen drei Chinesen gewesen sein, die als deutsche Kriegsgefangene an Bord waren. Bis 1947 verblieben die deutschen Soldaten in australischer Kriegsgefangenschaft. Theodor Detmers, der ehemalige Kapitän der „Kormoran“, starb am 4. November 1976 im Alter von 74 Jahren in Hamburg. Auf dem Fünften Kontinent gilt der Untergang der „Sydney“ bis heute als der schwerste Verlust in der Geschichte der australischen Marine.

Die als Frachtschiff getarnte „Kormoran“, gebaut 1938/1939 bei der Germaniawerft in Kiel, war ursprünglich als großes Dieselelektroschiff mit 8736 Bruttoregistertonnen (BRT) unter der Flagge der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actiengesellschaft (Hapag) unter dem Namen „Steiermark“ auf große Fahrt gegangen. Anfang 1940 wurde das Schiff allerdings bei der Deutschen Werft AG in Hamburg-Finkenwerder zu einem Hilfskreuzer umgebaut, um anschließend als „Handelsstörkreuzer“ im Atlantik zum Einsatz zu kommen.

Die schicksalhafte Begegnung mit dem an Kampfkraft weit überlegenen Kreuzer „Sydney“ ereignete sich am 19. November 1941. Zunächst hatte die „Kormoran“ versucht, der „Sydney“ mit Höchstgeschwindigkeit auszuweichen. Als sie von dem schnelleren Schiff eingeholt wurde, antwortete die „Kormoran“ auf die Anfragen der „Sydney“ nach Identität und Fahrtziel nur langsam und umständlich, um die Entfernung zu dem sich schnell nähernden Kreuzer möglichst klein werden zu lassen. Hierdurch sollte eine günstige Ausgangssituation geschaffen werden für den Fall, daß die Tarnung aufflog und ein Gefecht unvermeidlich würde. Dies trat ein, als die „Kormoran“, die sich als das „Straat Malakka“ mit Zielhafen Jakarta ausgegeben hatte, die Frage nach dem geheimen Erkennungscode nicht beantworten konnte.

Daraufhin hatte Kapitän Detmers gegen 17.30 Ortszeit befohlen, das Feuer zu eröffnen. Zu diesem Zeitpunkt war die „Sydney“ auf eine Distanz von 1,5 Kilometern herangekommen. Innerhalb von fünf Minuten erhielt der australische Kreuzer schwerste Treffer, zum einen durch 15-Zentimeter-Geschütze, zum anderen durch die Zwei- und Drei-Zentimeter-Flak. Gleich die ersten Salven trafen Brücke und Feuerleitstand der „Sydney“, das Bordflugzeug wurde außer Gefecht gesetzt. Nachdem mitschiffs ein großer Brand ausgebrochen war, die beiden vorderen Sechs-Zoll-Geschütztürme getroffen worden waren und schließlich auch der hinterste Geschützturm ausgefallen war, drehte die „Sydney“ ab, nicht jedoch ohne noch von der „Kormoran“ einen Torpedo vor den Bug zu kriegen.

Der letzte noch einsatzbereite Geschützturm der „Sydney“ traf allerdings Schornstein und Maschinenraum der „Kormoran“, was dort zu verheerenden Bränden führte. Dennoch schossen die hinteren Geschütze des Hilfskreuzers auf die sich zurückziehende „Sydney“ bis 18.25 Uhr. Schließlich mußte die „Kormoran“ wegen der ausufernden Brände, die sich dem Minenlager näherten, aufgegeben werden.

Aus der Ferne konnten die Überlebenden der „Kormoran“ die wie eine Fackel brennende „Sydney“ noch bis 22 Uhr im Süden sehen. Weitere zwei Stunden, so wird berichtet, seien noch ab und zu Flammen am Horizont aufgetaucht. Dann ging es in die tödliche Tiefe – wo genau, fanden die Forscher nun ebenfalls heraus. Einen Tag nach der Ortung der „Kormoran“ spürten die Suchmannschaften etwa zwölf Seemeilen entfernt vom Fundort der „Kormoran“ die Reste des australischen Kreuzers auf. Der weitgehend unversehrte Schiffsrumpf liegt rund 150 Kilometer vor der Küste in einer Tiefe von 2470 Metern.


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