19.04.2024

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05.04.08 / Bummelzug

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-08 vom 05. April 2008

Klaus D. Voss:
Bummelzug

Überraschen konnte das barsche Ende für den Münchner Transrapid nur Menschen, die noch mit Puppen spielen. Denn so wird Industriepolitik in Deutschland gemacht: Ohne Blick für das ganz Große.

Natürlich ist eine Tempo-500-Magnetbahn als Vorortzug falsch plaziert. Und viel zu teuer. Aber es hätte wenigstens eine Modellbahn für das moderne Deutschland gegeben. Doch darum ging es zum Schluß nicht mehr. Die Wetten standen nur noch darauf, wann das Projekt aufgeben wird. Vermutlich bei „Stoiber plus sechs” – richtig.

Sechs Monate nach dem Auszug von Edmund Stoiber aus der Staatskanzlei hebt niemand mehr die Hand für das Projekt.

So wird Industriepolitik in Deutschland gemacht, leider nicht zum ersten Mal. Bis auf die Kulissen stimmte alles mit dem schnellen Ende des Metrorapid überein. Damals wollte Wolfgang Clement die Magnetbahn durch sein Ruhrgebiet bummeln lassen … Mitte 2003, gut ein halbes Jahr nach seinem Abschied als Ministerpräsident, war die Sache entschieden.

Industriepolitik „Made in Germany” geht bestenfalls noch als persönliches Hobby von Ministerpräsidenten. Wieder einmal hatten deutsche Unternehmen ein Hochtechnologie-Produkt bis zur Marktreife entwickelt – und wurden dann von zwei Generationen Wirtschaftsministern im Stich gelassen.

Wirklich Sinn gemacht hätte ein Vorführbetrieb des Transrapid auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg – doch dann fehlte auf jeder Etage in der Politik der Mut, etwas Neues zu wagen. Man blieb beim Konventionellen und setzte auf die ICE-Technik.

Aber Strafe muß sein: Alte Technik, alte Fehler. Der ICE Hamburg–Berlin rumpelt nun über Betonschwellen, die täglich maroder werden. Bald ist es ganz vorbei mit dem Städteblitz zwischen den Metropolen.


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