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05.04.08 / Weiteres Juwel kehrt zurück / Berlin: Unternehmer Hans Wall sponsert Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-08 vom 05. April 2008

Weiteres Juwel kehrt zurück
Berlin: Unternehmer Hans Wall sponsert Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie
von Markus Schleusener

Carl Friedrich Schinkel (1781–1841) war nicht nur dafür verantwortlich, Berlin in eine richtige preußische Hauptstadt umzugestalten. Er verwirklichte Projekte vom Rheinland bis nach Königsberg. Er war es, der den Klassizismus in Preußen entscheidend prägte.

Die Nachwelt ist indes nicht immer behutsam mit seinem Erbe. Vor einem Jahr noch hieß es in der PAZ (02/07) in begründetermaßen traurigem Ton, es gebe nur eine Gebäudeecke der Schinkelschen Bauakademie, die „aus Spendenmitteln neu errichtet worden ist – als in Stein gemeißelter Seufzer der Stadt, die einen Sponsoren sucht, der den restlichen Wiederaufbau auch noch bezahlt“.

Nun endlich gibt es Hoffnung, daß die Bauakademie, in der der Meisterarchitekt eine Dienstwohnung hatte und die daher als ein Kernstück seines architektonischen Schaffens gilt, wirklich wieder aufgebaut werden kann, weil sich ein solventer Sponsor gefunden hat. Kein „deus ex machina“, kein Maschinengott, der aus dem Nichts auftaucht – sondern Hans Wall will das fehlende Geld dazuschießen.

Wall ist Inhaber der Wall AG, die sogenannte Stadtmöbel herstellt. Das sind in erster Linie beleuchtete Werbeflächen, moderne Litfaßsäulen also, und Wartehäuschen für die Verkehrsbetriebe. Mit diesen Produkten ist die kleine, ursprünglich aus Ettlingen stammende Firma in Berlin groß herausgekommen, macht heute 150 Millionen Euro Umsatz. Vor allem in der Hauptstadt selbst.

Deswegen übt sich der 66jährige gern als Mäzen und unterstützt Projekte in Berlin wie kaum ein anderer Unternehmer in der Stadt. Daß er jetzt 20 Millionen zum Bau der Schinkelschen Bauakademie beisteuern will, hätte dennoch niemand zu hoffen gewagt. Die Summe ist gewaltig. Eher wäre es einer Bank oder einem Großkonzern wie Siemens zugetraut worden, daß er so viel Geld auf einmal spendet.

Hans Wall tritt damit gewissermaßen in die Fußstapfen von Hasso Plattner, dessen Name vielleicht Börsenspekulanten etwas sagt, aber Architekturfans eher weniger. Plattner war einer der Gründer von SAP, einer der erfolgreichsten deutschen Softwarefirmen (Herstellung von Computerprogrammen).

Plattner ist mit seinem Unternehmen so reich geworden, daß er eine Stiftung gegründet hat. Ende 2007 gab er bekannt, 20 Millionen Euro in den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses investieren zu wollen.

„Potsdam ist es wert, dort zu investieren. Die Kulturlandschaft ist eine der sensationellsten in Deutschland“, schwärmte Plattner damals über Berlins Nachbarstadt. Er war nicht der erste, der einen sichtbaren Beitrag zum Wiederaufbau der von Krieg und Sozialismus zerstörten Bausubstanz zu leisten bereit war. Vor ihm hatte bereits TV-Moderator Günther Jauch – öffentlichkeitswirksam, versteht sich – aus eigener Tasche den Wiederaufbau des Fortunaportals (des Stadtschlosses) finanziert.

Und jetzt also Hans Wall, der die gleiche Summe spendet wie Plattner in Potsdam. Ab April beginnen Gespräche zwischen ihm, dem Senat und der Bauakademie über die weitere Vorgehensweise.

„Man ist sich einig, nun lotet man aus, wie man die private Geldspende praktisch und juristisch umsetzen kann“, heißt es aus dem Senat. Deswegen gibt es auch noch keinen Termin für den Baubeginn.

Die Bauakademie wurde in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet, im Krieg aber beschädigt und 1962 abgerissen. Die DDR-Führung wollte Platz schaffen für ihr Außenministerium und gleichzeitig den preußischen Ziegelbau aus dem Stadtbild entfernen. Ulbricht ließ ja auch das Stadtschloß abreißen, für dessen Wiederaufbau alle Vorbereitungen laufen.

2004 weihte Klaus Wowereit eine kleine Gebäudeecke der Bauakademie ein, die, finanziert aus Spendengeldern des Daimler-Konzerns und anderer, von Lehrlingen originalgetreu wiederaufgebaut worden war.

Drumherum wurde die Ecke durch eine Attrappe aus Kunststoffolien  (wie seinerzeit beim Stadtschloß) ergänzt, die das Bauwerk „lebendig halten soll“, so der Stararchitekt Hans Kollhoff, der den Verein „Internationale Bauakademie Berlin“ gegründet hat. Kollhoff schätzt, daß 20 Millionen ausreichen für den Wiederaufbau, „wenn ohne Keller gebaut wird“. Der einzige kleine Wermutstropfen.

Foto: Ein Meisterwerk des preußischen Klassizismus soll neu erstehen: Bislang wurde nur eine Ecke der Bau­akademie rekonstruiert (rechts im Bild). Den Rest  simuliert derzeit eine Attrappe aus Plastikplanen.


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