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05.04.08 / »Rezession nicht zu befürchten« / Wie das Ifo-Institut errechnet, daß die deutsche Wirtschaft positiv gestimmt ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-08 vom 05. April 2008

»Rezession nicht zu befürchten«
Wie das Ifo-Institut errechnet, daß die deutsche Wirtschaft positiv gestimmt ist
von Rebecca Bellano

Bankenkrise, Dollarschwäche, steigende Energiepreise – die Ausgangslage für die deutsche Wirtschaft scheint erschreckend. Wie aus einer anderen Welt scheint da der aktuelle Ifo-Geschäftsklimaindex zu stammen, der gegen den Trend auf 104,8 Punkte gestiegen ist. Dieser vom Institut für Wirtschaftsforschung in München erstellte Index basiert auf monatlichen Umfragen bei rund 7000 anonym befragten, per geschichteter Zufallsstichprobe ermittelten deutschen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes und des Groß- und Einzelhandels. Diese Umfrage hat nun ergeben, daß die Befragten aufgrund ihrer gegenwärtigen Geschäftslage und bezüglich ihrer Auftragslage für die nächsten sechs Monate positiv gestimmt sind. Dabei verkündete EADS-Boß

Louis Gallois doch erst kürzlich, daß der hohe Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar drauf und dran sei, „einen Großteil der europäischen Industrie zu ersticken, indem er ihre Exportmärkte erdrückt“. Auch Autohersteller wie VW, BMW und Porsche klagen darüber, daß ihre Produkte auf dem US-Markt bei einem derartig starken Euro, der inzwischen einen Wert von 1,55 Dollar (1,32 Dollar im Juli 2007) überstieg, nicht mehr konkurrenzfähig seien. Der Chemieriese BASF beziffert konkret seine Kosten: Jeder Cent Dollar-Abwertung koste BASF 40 Millionen Euro beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen.

Trotzdem hat vor allem das auf den Export ausgerichtete verarbeitende Gewerbe bei der Frage des Ifo-Institutes nach den Erwartungen für die nächsten sechs Monate überwiegend in der Rubrik „eher günstig“ sein Kreuz gemacht. Auch bei der Frage nach dem Auftragsbestand wurde häufig „verhältnismäßig groß“ angegeben.

Natürlich sind alle diese Geschäftsbeurteilungen relativ, denn die befragten Branchen spiegeln nur etwas über ein Drittel der im Bruttoinlandsprodukt erfaßten Unternehmen, doch da das Bruttoinlandsprodukt nicht monatlich, sondern nur quartalsweise und dann auch mit bis zu zwei Quartalen Verspätung veröffentlicht wird, ist dieser Ifo-Index als Frühindikator durchaus ein anerkanntes Hilfsmittel. Zudem hat die Erfahrung seit Ersterhebung im Jahr 1972 gezeigt, daß nach einem dreimaligen Ausschlagen des Geschäftsklimaindex in eine Richtung dessen Prognose später auch vom Bruttoinlandsprodukt belegt wird. Und der Ifo-Index ist zum dritten Mal in Folge gestiegen.

„Die deutsche Wirtschaft hat die höchsten Auftragsreserven aller Zeiten“, heißt es aus München. „Eine Rezession ist auf gar keinen Fall zu befürchten“, äußert sich der Ifo-Konjunkturexperte Hans Russ gegenüber der PAZ.

Anton Börner, der Präsident des Bundesverbandes des deutschen Groß- und Außenhandels, vermittelt ebenfalls Optimismus. 43 Prozent der deutschen Waren blieben in der Euro-Zone und 80 Prozent der Exporte außerhalb des europäischen Marktes würden inzwischen in Euro abgerechnet. Zudem sicherten sich 75 Prozent der Unternehmen, die in Fremdwährung abrechnen, gegen Kursverluste ab. Und da sich deutsche Mittelständler auf Nischenprodukte spezialisiert haben und Bauteile günstig importiert werden können, werden ihre individuellen Produkte gut nachgefragt, so daß Anton Börner mit einem Zuwachs der deutschen Exporte um die fünf Prozent rechnet.

 

Rechenbeispiel

Von 100 Unternehmen schätzen 40 Prozent ihre Lage als befriedigend ein, 35 Prozent als gut und 25 Prozent als schlecht. Jene, die die Lage befriedigend sehen, beeinflussen das Ergebnis nicht. Die verbleibenden Prozentwerte werden nun saldiert (35 - 25). Der sich ergebende Wert von zehn Prozentpunkten ist die Lageeinschätzung, die erste Teilkomponente. Auch die Berechnung der Erwartungen für die nächsten sechs Monate erfolgt so. Aus der Lage und den Erwartungen wird als Mittelwert der Ifo-Geschäftsklima-Saldo für den betreffenden Berichtsmonat gebildet, in dem man die Wurzel aus dem Ergebnis (Lage + 200) (Erwartungen + 200) - 200 zieht. Der ifo Geschäftsklima-Saldo kann zwischen den Extremwerten -100 und +100 schwanken.

Zur Berechnung der Indexwerte des Geschäftsklimas und der beiden Komponenten Geschäftslage und Erwartungen werden die Salden jeweils um 200 erhöht und auf den Durchschnitt eines Basisjahres (derzeit 2000) normiert: Index = Saldo im Berichtsmonat +200 / Saldo im Basisjahr +200 x 100.


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