© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-08 vom 05. April 2008

Ein Virus breitet sich aus

Ab und an werden die Menschen von einer Epidemie heimgesucht, ja geradezu überfallen, so daß man es mit der Angst zu tun bekommen könnte, wenn es nicht – in den meisten Fällen jedenfalls – zu lächerlich wäre. Nein, nicht eine Schnupfen- oder gar Grippewelle ist hier gemeint, bei weitem nicht ...

Da besucht man nach langer Zeit wieder einmal ein Theater. Man hat sich entspannt im Sessel zurückgelehnt und möchte die Darbietungen aus vollem Herzen genießen. Doch Fehlanzeige! Da vorn, ein paar Reihen weiter, da krümmt sich doch einer, dem offenbar ein Krümel in die Tröt geraten ist. Vor Schmerzen? Ach was, er hustet aus Leibeskräften, versucht hin und wieder diesen unsagbar lästigen Reiz zu unterdrücken. Doch vergeblich. Er verschluckt sich dabei und hustet wieder, nur noch heftiger und natürlich lauter. Also wirklich!

Doch halt – da hinten ist einer hörbar angesteckt worden von diesen Hustenkunststücken, auch er kann kaum an sich halten. Und da rechts, eine Dame, sie hält sich ein zartes Spitzentüchlein an die gepuderte Nase. Als ob das was helfen würde! Na siehste, auch sie wird von einem nicht zu unterdrückenden Husten gepeinigt. Selbst mein Nachbar, ansonsten durch kaum etwas aus der Ruhe zu bringen, rutscht nervös auf seinem Stuhl hin und her. Na klar, auch er reiht sich in die unfreiwilligen Ruhestörer ein. Und wenn ich’s recht überlege, dann müßte auch ich mich einmal kräftig räuspern. Wer sagt’s denn? Gegen das „Theater-Konzert-Kino-Husten-Virus“ ist keiner gefeit. Dieses Virus ist partout nicht auszurotten. Ja, es hat sich sogar ausgeweitet und längst andere Bereiche des menschlichen Lebens erobert. An einer Ampel etwa. Wenn’s noch rot ist, dann findet sich alsbald ein Waghalsiger, der dennoch die Straße überquert. Nachahmer gibt’s genug. Das Virus hat aber auch seine guten Seiten. Menschen, die so herzhaft lachen,  daß sie andere anstecken, haben auf ihre Weise zu der Verbreitung des Virus mit beigetragen.   SiS