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05.04.08 / Schön wie gedruckt / Deutschlands letzte Fraktur-Druckerei arbeitet im sächsischen Dohna

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-08 vom 05. April 2008

Schön wie gedruckt
Deutschlands letzte Fraktur-Druckerei arbeitet im sächsischen Dohna

Auf ein Bier mit Friedrich II., dem König von Preußen. Auf ein Viertel Wein mit Blücher. Geht schon, meinte Joachim Liebers und legte eine Druckserie von Bierdeckeln mit den Motivköpfen berühmter Preußen auf. Der Druckermeister aus Dohna läßt seinen Kunden die Wahl: Blücher, Scharnhorst, Gneisenau, Lützow … insgesamt 15 Motive hat ein Set. Ein dekorativer Tischschmuck für moderate fünf Euro (zuzüglich Porto).

Und Liebers hat noch eine Überraschung für  historisch Interessierte, denn er unterhält die letzte Frakturdruckerei in Deutschland.

Druckermeister Liebers hat seine Werkstatt in 01809 Burgstadt Dohna, Am Markt 14, Telefon (0 35 29) 51 27 60, Fax (0 35 29) 51 30 49, aufgebaut – dort, wo Sachsen am sächsischsten klingt, in der Sächsischen Schweiz. Werkstatt, nicht Studio oder Druck-shop, denn bei Liebers geht es im Grunde noch so zu wie zu Gutenbergs Zeiten, als das Papier in die Presse kam. „Modern“ sind allenfalls die Tiegelautomaten, Generation 100plus, aus dem Hause Heidelberg.

Und wenn man einen Blick in die kleine Druckerei werfen kann, dann entdeckt man auch die anderen, schon fast vergessenen Werkzeuge der schwarzen Jünger, Lettern in den Setzkästen, Schiffe und Winkelhaken, Bleischmelzen, Handpressen. Neben Bierfilzen und schmucken, historisch verzierten Briefumschlägen („Königreich Preußen“, Zehnersatz für 2,50 Euro zuzüglich Porto) widmet sich der Druckermeister ganz dem Umgang mit den Frakturschriften. An den gebrochenen Schriften, deren Ursprung bis ins frühe 16. Jahrhundert reicht, zeigt sich die wirkliche Fertigkeit des Druckers. Der Umgang mit Ligaturen, Wortfugen und Spatien will gekonnt sein. Heute hat sich die Fraktur weitgehend auf die Zeitungstitelköpfe zurückgezogen – allerdings gibt es zum Glück immer noch Liebhaber dieser alten Druckkunst.

Bei guter Laune oder für Stadtfeste druckt Liebers auch schon einmal Ablaßbriefe nach, an denen Johann Tetzel seine Freude gehabt hätte. Tetzel stammte übrigens aus Pirna, aus dem gleichen sächsischen Winkel. Nur der katholische Pfarrer von Pirna soll gegen die Neuauflage der Kirchensünde aus Luthers Zeiten gewettert haben: „Völlig daneben.“

Theologisch vielleicht, aber auf keinen Fall nach den Regeln der schwarzen Kunst. Was aus einer Druckerpresse kommt, kann auch ein Laie sofort vom heutigen Computerdruck unterscheiden: Die scharf konturierten Buchstaben, die leichte Prägung durch die hoch stehenden Lettern. Man spürt es sofort, wenn man ein in alter Technik gedrucktes Blatt aufnimmt.

Wenn schon Briefpapier, warum dann nicht gleich … Druckermeister Liebers hat sich auf kleine Serien spezialisiert, Briefbögen, Umschläge, Visitenkarten, natürlich in Fraktur … vielleicht hat er gerade Zeit?        Vs

Foto: Joachim Liebers bei der Arbeit: Es entstehen dekorative Bierfilze (siehe rechts) und Briefpapier.


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