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05.04.08 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-08 vom 05. April 2008

April! April? / Wieso Scherze heutzutage so schwer zu entlarven sind, warum Heil keine Mitglieder mehr will, und wann’s ins Schwarze Loch geht
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Dienstag war ein harter Tag, der 1. April. Da hieß es wieder: Aufgepaßt, überall Scherzmeldungen!

Früher war das nicht so arg. Da waren die lustigen Medien-Enten  relativ leicht zu entlarven. Sie lauteten „Pinguine am Nordpol gesichtet!“ oder begannen mit „Niemand hat die Absicht ...“. Wer sollte auf sowas hereinfallen. Guter Witz, ja, ja, herzlich gelacht, Aprilapril.

Aber heute? Versuchen Sie es mal – Witz oder Wahrheit: In Hamburg haben Schwarz und Grün beschlossen, kein neues Kohlekraftwerk zu bauen und stattdessen ganz auf Wind und Sonne zu setzen. Hausbesitzer sollen gezwungen werden, Solaranlagen auf ihre Dächer zu pflanzen und Warmwasserspeicher anzulegen, in denen die Sommerwärme für den Winter gespeichert wird. Den Rest würden riesige Wasserspeicher in Hamburgs Umland und gigantische Windparks in der Nordsee erledigen. Damit will Hamburg, die selbsternannte „Klimaschutz-Hauptstadt Deutschlands“, seinen Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent verringern.

Haha!

Haha? Das mit den Speichern und so ist natürlich Quatsch (glauben wir zumindest,  ein bißchen zittrig). Und daß eine Hafen-, Industrie- und Logistik-Metropole mit knapp 1,8 Millionen Einwohnern mal eben ihre CO2-Emissionen in nur zwölf Jahren nahezu halbieren will, kitzelt ebenso das Zwerchfell. Nicht? Jetzt kommt’s: Ihr fröhliches Lachen krepiert, wenn Sie mal in die verständnislos finsteren Gesichter der schwarz-grünen Koalitionsverhandler an der Alster blicken. Nur stockend verarbeiten wir die bizarre Wahrheit. Tatsächlich: Das mit den 40 Prozent meinen die ernst!

Ein Energiefachmann verglich die Hamburger CDU mit einem alternden Schwerenöter. Eben noch mit beiden Beinen fest auf dem Boden von Soll und Haben, verliert er, der jungen Angebeteten angesichtig, jeden Halt und schlägt der Länge nach vor ihren Füßen auf.

Daß die Hanseaten zu spröder Ernsthaftigkeit neigen, können selbst eingefleischte Fischkopp-Verächter nun nicht länger behaupten. Die Hamburger selbst, zumal die, die CDU gewählt haben, fühlen sich in der Rolle des Harlekins allerdings nicht sonderlich wohl. Sie können sich aber  trösten: In vier Jahren sind ja wieder Wahlen, da dürfen sie der CDU eins überziehen.

Wenn die dann überhaupt noch antritt. Inhaltlich könnten die Grünen ihre Politik auch gut ohne schwarzen Beistand fortführen. Eine Wahlempfehlung der CDU zugunsten der Ökopartei würde die Sache nicht nur vereinfachen, sie erspart den armen Christdemokraten auch möglichen Unbill. Uneinsichtige Unionsanhänger könnten die Stadt beim Wahlkampf nach CDU-Ständen durchkämmen und ihre Null-Energie-Bonzen mit den Schau­feln ihrer blöden Wind­räder verdreschen.

Wie gefährlich so eine Parteibasis werden kann, das können die Elb-Schwarzen bei ihren roten Koalitionsfreunden auf Bundesebene erfragen. Kurt Beck läßt gerade die Tore des Berliner Willy-Brandt-Hauses verbarrikadieren, um seine Hauptstadtfestung gegen heranbrandende SPD-Genossen zu verteidigen, die den Kanzlerkandidaten per Urwahl bestimmen wollen.

Mit dem sicheren Instinkt eines durchtriebenen Duodezfürsten schwant dem SPD-Chef: Freie Abstimmung? Innerparteiliche Demokratie? Das geht immer gegen den, der gerade oben ist, also gegen mich. So erinnerte er sich der alten Weisheit „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten“ und schickte seinen General Heil ins Feld, um den anmaßenden Parteipöbel Mores zu lehren: Das Thema Urwahl sei „sofort zu beenden“, brüllte der im Korporals-Ton den aufmüpfigen Basisgenossen ins Gesicht. Mit Erfolg, vorerst wird wieder gekuscht.

Ja, vorerst! Wer weiß denn, ob sich die widerspenstigen Sozialdemokraten nicht heimlich in dunklen Demokratenzirkeln zusammenrotten, um am Ende doch noch gegen König Kurt zu rebellieren?

Daran hat Heil natürlich gedacht. Er spielt auf Zeit, die arbeitet nämlich für ihn und seinen Herrn. Seit den späten 70ern hat sich die Zahl der SPD-Mitglieder glatt halbiert, und es geht weiter steil abwärts. Vielleicht sind, so Heils mutmaßliche Überlegung, im Frühjahr 2009, wenn der Kanzlerkandidat gekürt wird, ja gar keine Mitglieder mehr da – kein Volk, kein Aufstand!

Wozu auch Mitglieder, zumal, wenn die so lästig fallen! Das Geld kommt sowieso aus der staatlichen Parteienfinanzierung, dafür blechen alle Steuerzahler, ob Sozi oder nicht.  Es ist wie beim staatlich finanzierten Kulturbetrieb. Freiwillig zahlende Zuschauer, noch dazu welche mit eigener Meinung, stören nur die freie Entfaltung auf der Bühne.

Nur ein paar Wähler, die brauchen die Parteien noch. Deshalb gilt es, rechtzeitig den Gabentisch zu decken. Im Öffentlichen Dienst bekommen sie acht Prozent mehr, gut verteilt auf zwei Jahre, genau bis zur nächsten Bundestagswahl. Der „demographische Faktor“ bei den Renten wurde – zunächst, wie es heißt – für ebenfalls zwei Jahre ausgesetzt. Alles wird gut bis zu dem Tag, an dem wir alle laut Danke sagen sollen.

Danach kommen dann die Rechnungen, aber das weiß ja jetzt noch keiner.

Wenn dann zu den Rechnungen  ein Wirtschaftsabschwung kommt, kann es so gegen Ende 2009, Anfang 2010 richtig interessant werden in Deutschland. Zumal wir ja in der Zwischenzeit auch noch unsere Banken retten müssen, die sich am Spieltisch ein wenig verzockt haben.

Populisten fordern, daß man  diese windigen Investmentbanker und ihre sogenannten Aufsichtsgremien zur Kasse bitten sollte für den Müll, den sie verzapft haben. Wie naiv. Die waren längst zur Hintertür raus, als das Licht anging – freilich nicht, ohne vorher  schnell ihre Millionen-Boni und   -Gehälter abzustauben. Wir müssen also dringend Geld auftreiben.

Eine sichere Bank sind die kommenden Generationen, die man per Neuverschuldung grenzenlos beleihen kann. Bis die merken, wie wir sie rasiert haben, sind wir längst über den Regenbogen davongehuscht. Also kann man ruhig Schulden machen, als wenn der Weltuntergang bevorstünde.

Weltuntergänge haben indes auch ihre Schattenseiten. Peinlich wird es, wenn man alles auf den Tag des großen Knalls hingeplant hat und die Katastrophe ausbleibt. In Rußland haben sich diesen Winter Mitglieder einer etwas hysterischen Sekte in eine Erdhöhle verkrümelt, um dort den zuverlässig prophezeiten Untergang zu überstehen.

Statt des Weltendes kam der Frühling, mit ihm Tauwetter und Regen, woraufhin das Höhlensystem matschig wurde und ins Rutschen geriet. Fast wäre es umgekehrt gekommen als erwartet: Während draußen alle überlebt haben, sind die Endzeit-Übersteher beinahe in ihrer schlammigen Zuflucht begraben worden.

So kann es gehen. Auf eine falsche Endzeiterwartung hereinzufallen ist fast so peinlich, wie einem Aprilscherz aufzusitzen.   Hoffentlich haben das auch die beiden US-Amerikaner bedacht, die eine Klage gegen den sogenannten Teilchenbeschleuniger LHC eingereicht haben. Die physikalische Großversuchsanlage soll diesen Sommer in Genf den Betrieb aufnehmen.

Das Gerät erzeuge womöglich ein Schwarzes Loch, das die Erde zerstören könne, behaupten die Kläger. Schwarze Löcher sind ga­laktische Allesfresser, die jedes Objekt zermalmen und hinunterschlucken, das in ihre Nähe kommt. Sie heißen so, weil in ihnen sogar das Licht verschwindet.

Na ja. In Hamburg läuft seit Jahren eine ähnliche Anlage, und vorm Weltuntergang im Schwarzen Loch fürchtet sich an der Elbe niemand. Allerdings: Liegt das nun am Loch oder an seinen Anwohnern? Hamburgs schwarz-grüne Energiepolitik lehrt uns schließlich: Die Hanseaten scheuen die Dunkelheit nicht.


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