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12.04.08 / Finstere Gestalten / Apotheker bedroht Schwangere

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Finstere Gestalten
Apotheker bedroht Schwangere

Nach ihrem Bestseller „Der Vermesser“ präsentiert Clare Clark mit „Der Apotheker“ ihren zweiten großen Roman.

Wir befinden uns im London des 18. Jahrhunderts. Auf den düsteren Straßen sind neben Unrat und Schmutz auch so manch finstere Gestalten zu entdecken.

Und eben zu jener Zeit geschieht es, daß die schwangere Eliza als Dienstmädchen in den Haushalt des geheimnisvollen Apothekers Mr. Black aufgenommen wird. Von einem Feuermal gezeichnet, trägt Mr. Black einen verschleierten Hut, wenn er sich in die gefährlichen Gassen Londons aufmacht, um sich Material und Bücher für seine Eliza nicht ganz geheuren Forschungen zu beschaffen.

„Am 1. März, als die Kälte den Verputz von den Wänden schälte und es so aussah, als käme niemals der Frühling, peitschten heftige Stürme über die Stadt. Der Wind heulte in den Kaminen, rüttelte an den Fenstern und ließ die Ladenschilder in den Angeln schaukeln und ächzen. In seinem Zimmer unter der Dachkammer tobte und wütete hingegen der Herr mit einem Getöse, das die Wände erbeben ließ. Auf den Straßen hielten die Männer ihre Hüte krampfhaft fest, und die Pferde wieherten ängstlich, erschrocken über plötzlich aufwirbelnde Staubwolken und umherflatternde Kohlblätter.“

Die Düsternis ihrer Umgebung legt sich auch bald wie ein festes Band um Elizas Herz, und die Hoffnung, ihr ungewolltes Kind im Hause des Apothekers abtreiben zu können, weicht bald einer düsteren Vorahnung.

Nur gut, daß sie die Aufzeichnungen des fanatischen, opiumsüchtigen Apothekers nicht kennt, der ganz andere Pläne bezüglich des in ihr heranwachsenden Lebens schmiedet.

„Um ein Haar, nur um ein Haar. Mein Herz schlägt noch wie rasend, denn ich dachte, es sei verloren, wir hätten es verloren. Wie meine Hand zittert. Die Angst steckt mir noch in den Knochen, der Gestank von Blut in der Nase ... Es muß alle erdenkliche Vorsorge getroffen werden, den Fötus zu beruhigen ...“         

Clark gelingt es, in ihrem Roman eine düstere unheimliche Stimmung heraufzubeschwören. Schon bald glaubt der Leser, die schleppenden Schritte des Apothekers auf dem knarrenden Dielenboden auch zu vernehmen, er durchlebt Elizas Ängste und Hoffnungen, als sie glaubt, durch den kauzigen Buchhändler Mr. Honfleur ihrem Gefängnis entrinnen zu können.

Sehr überzeichnet, abstoßend und faszinierend zugleich und vielleicht gerade deshalb so interessant wirkt die Figur des Apothkers auf den Leser.

Der Roman „Der Apotheker“ ist weder in die Kategorie Thriller noch Horror einzustufen, sondern hat seinen ganz eigenen Charme. Spannend, unheimlich und unvorhersehbar. A. Ney

Clare Clark: „Der Apotheker“, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2007, geb., 448 Seiten, 19,95 Euro


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