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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-08 vom 19. April 2008
Chinesische Lösung Na, wenn das keine Luxusprobleme sind: Im Prenzlauer Berg, wo sich Deutschland selbst neu erfindet, gibt es zu viele Kinder! Ja, Sie haben richtig gelesen. Von Nachwuchssorgen ist dieser Berliner Szenebezirk weit entfernt. Im Schuljahr 2010/11 wird es 400 Schulanfänger mehr geben als jetzt schon. Die Schulen platzen aus allen Nähten. Im ganzen Land wird über den „demographischen Wandel“ gestöhnt, also darüber, daß es immer mehr Alte und immer wenige Junge gibt. Zur Zeit trifft es vor allem die neuen Länder, deren jugendliche Bevölkerung dramatisch schwindet. Die Alten bleiben zurück, die Jungen gehen dahin, wo es Arbeit gibt (also vorzugsweise nach Westen und Süden). Und wenn sie dann überhaupt Kinder kriegen, dann bringen sie sie nicht in ihrer alten Heimat zu Welt, sondern eben in den westdeutschen Ländern. So veröden ganze Landstriche zwischen Rügen und Vogtland. Brandenburg zählt die bereits geschlossenen Schulen im Dutzend, Sachsen rechnet schon in Hunderter-Schritten. Im Prenzlauer Berg wissen die Stadträte hingegen gar nicht, wo sie die vielen neuen Schüler unterbringen sollen. Darunter sind viele, die aus christlichen Familien oder von Eltern aus höheren Einkommensschichten stammen. Solche Eltern machen sich eher zu viel als zu wenig Sorgen um ihren Nachwuchs. Eigentlich sollten wir annehmen, daß sich eine zuständige Bezirksstadträtin darüber freut, für einen so außergewöhnlichen Schulbezirk verantwortlich sein zu können! Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) hingegen beschwert sich über die vielen Schüler, für die sie drei neue Grundschulen einrichten soll. In diesem Zusammenhang kritisiert sie sogar die Neubauprojekte für junge Familien. „Am liebsten wäre ihr ein Baustopp, um den Zuzug zu stoppen“, zitiert eine Lokalzeitung die Kommunalpolitikerin. Ob sie auch bald die Ein-Kind-Familie per Gesetz nach chinesischem Vorbild fordert? Mein Gott, werden einige Dorfbürgermeister und Landräte im restlichen Deutschland seufzen, hätten wir doch nur ein paar von diesen Schülern, dann müßten wir unsere Grundschule und später unsere weiterführende Schule nicht schließen. Das Signal vom Prenzlauer Berg ist bedrückend: Mitten in einem Land, dem der Nachwuchs ausgeht, beschweren sich Stadtbezirkspolitiker über die Last, die ihnen durch zu viele Kinder aufgebürdet würde. Es erinnert an einen jüngsten Skandal in Hamburg. Dort erzwangen Anwohner die Schließung einer Kita vor Gericht, weil sie sich in ihrer Ruhe gestört fühlten. Ruhe? Ja, die Grabesruhe eines sterbenden Landes. |
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