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19.04.08 / Schreckwort »Hamburger Verhältnisse«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-08 vom 19. April 2008

Schreckwort »Hamburger Verhältnisse«

Die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft am 6. Juni 1982 geriet für die seit 1957 regierende SPD zum Desaster. Zugleich betrat erstmals die „Grün-Alternative Liste“ (GAL) die politische Bühne der Hansestadt.

Die GAL war kurz zuvor aus dem Hamburger Landesverband der Grünen und der von ehemaligen Mitgliedern des Kommunistischen Bundes und Angehörigen der „Bunten Liste“ gegründeten „Alternativen Liste“ hervorgegangen.

Der Sommer 1982 war geprägt von der Agonie der SPD/FDP-Koalition in Bonn. Hamburgs Sozialdemokraten verloren gegenüber 1978 8,8 Prozentpunkte und fielen auf 42,7 Prozent, die CDU unter Spitzenkandidat Walther Leisler Kiep stieg auf 43,2 Prozent und wurde damit erstmals stärkste Partei.

Während die FDP den Einzug in die Bürgerschaft knapp verpaßte, errang die GAL auf Anhieb 7,7 Prozent. Da eine Große Koalition für den SPD-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi ebenso wenig infrage kam wie Rot-Grün, regierte das seit nur einem Jahr amtierende Stadtoberhaupt mit einem Minderheitssenat unter „Duldung“ der GAL.

Die folgenden Monate gerieten zum endlosen Hickhack zwischen der GAL und dem „tolerierten“ SPD-Senat. Die Stimmung war aufgeladen, die kurz zuvor besetzten Häuser an der Hafenstraße erhitzten die Gemüter. Bundesweit machte das Schlagwort von den „Hamburger Verhältnissen“ als Vokabel für Unregierbarkeit Karriere in den Medien.

Dohnanyi zog schließlich die Notbremse und führte einen Beschluß über Neuwahlen noch im selben Jahr herbei.

Am 19. Dezember 1982, in Bonn war mittlerweile Helmut Kohl auf dem Wege des Konstruktiven Mißtrauensvotums Kanzler geworden, errang die SPD ihre absolute Mehrheit mit 51,3 Prozent zurück, die CDU fiel auf 38,6 und die GAL leicht auf 6,8 Prozent. Die Elb-FDP fuhr mit 2,6 Prozent das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein. 1988 sollte Dohnanyi übrigens doch noch über die Hafenstraße stürzen, die GAL zog 1997 erstmals in den Senat ein.    H.H.


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