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19.04.08 / Letztes Geschenk an die Heimat / Gebürtige Ostpreußin Sabine Krupp vermacht der Stadt Königsberg ihr Privatvermögen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-08 vom 19. April 2008

Letztes Geschenk an die Heimat
Gebürtige Ostpreußin Sabine Krupp vermacht der Stadt Königsberg ihr Privatvermögen
von Jurij Tschernyschew

Vor anderthalb Jahren trug sich ein Ereignis zu, über das der Gouverneur des Königsberger Gebiets, Georgij Boos, sagte: „Die Hauptsache daran ist nicht das Geld, sondern die Tat, die für viele Vorbild sein könnte.“ Was war geschehen? Eine Deutsche mit dem in Deutschland sehr bekannten Familiennamen Krupp, die in Ostpreußen geboren wurde, hatte ihre gesamten Ersparnisse ihrer Heimatstadt Königsberg vermacht. So etwas war zum ersten Mal passiert und zog deshalb das öffentliche Interesse der Menschen im Gebiet auf sich.

Sabine Krupp wurde am 5. Juli 1927 in Tilsit geboren. Bald darauf zog ihre Familie nach Königsberg um. Während der Flucht in den letzten Kriegsmonaten starben fast alle ihre Verwandten, nur ihr Vater überlebte. Nach der Flucht ließen die beiden sich in Wiesbaden nieder, wo Sabine Krupp bis zu ihrem Tod im Sommer 2006 lebte. Ihre gesamten Ersparnisse in Höhe von 116000 Euro vererbte sie der geliebten Stadt ihrer Jugend – Königsberg.

Die Nachricht darüber, daß die Stadt Königsberg Erbin geworden war, erreichte die Stadtverwaltung erst im Juli vergangenen Jahres. Der deutsche Generalkonsul Guido Herz überreichte dem Königsberger Bürgermeister feierlich ein Dokument, mit dem das Recht auf das Erbe belegt wurde. Im Testament hieß es, daß das Geld für soziale und wohltätige Zwecke verwendet werden solle.

Die Stadtverwaltung überlegte lange, wie das Geldgeschenk sinnvoll genutzt werden könnte.

Die Beamten spielten verschiedene Varianten in Gedanken durch, wie etwa die Gründung einer Bibliothek, in der Frau Krupp eine Gedenktafel gewidmet sein würde.

Erst vor kurzem ist die endgültige Entscheidung über die Verwendung des ungewöhnlichen Erbes gefallen. Gouverneur Boos lud den neuen Bürgermeister Alexander Jaroschuk, den deutschen Generalkonsul Guido Herz sowie Pressevertreter ins Duma-Gebäude in die Straße Dmitrij-Donskoj Nr. 1 ein, um der feierlichen Unterzeichnung des Protokolls über die Gründung einer medizinisch-sozialen Einrichtung als Zweig des städtischen Krankenhauses Nr. 5 auf der Dserschinskij-Straße 147, beizuwohnen. In der Einrichtung wird es zwei Abteilungen geben – ein Hospiz sowie ein Schwesternpflegeheim. Jede Abteilung wird 30 Patienten aufnehmen können. Vor allem Krebspatienten und alten Menschen soll hier geholfen werden.

Gouverneur Georgij Boos erklärte das Projekt zu einem öffentlichen, für dessen Finanzierung das Gebiet und die Stadt aufkommen werden. Boos sagte: „Von Beginn an, als wir von dem Erbe erfahren haben, schlug ich der Stadtverwaltung und Herrn Herz die Teilnahme des Gebiets vor, um ein schönes, großes Projekt unter dem Namen von Frau Krupp zu verwirklichen. Wir haben ein Hospiz gewählt, weil es am ehesten dem Geiste des Testaments entspricht und in hohem Maß die humanitäre Tat von Frau Krupp würdigt.“

Für die Renovierung des zukünftigen Hospiz-Gebäudes, für den Kauf der Einrichtung und der Möbel werden zirka 300000 Euro benötigt. Deshalb wurde aufgrund der Initiative des Gouverneurs neben dem Geld von Frau Krupp die fehlende Summe in fast gleicher Höhe aus dem Gebiets- und dem Stadtbudget aufgefüllt. Um das Krankenhaus ist ein kleiner Park erhalten geblieben, um den sich zur Zeit jedoch nicht gekümmert wird, deshalb wäre es wünschenswert, wenn er neu angelegt werden und so den Patienten des Hospiz’ ein Ort der Erholung sein könnte. Die Restaurierung soll planmäßig Ende dieses Jahres beendet sein. Stadtoberhaupt Alexander Jaroschuk erklärte: „Wir werden das Projekt menschlich umsetzen und das Andenken der Frau Krupp unbedingt mit einer Gedenktafel ehren.“

Foto: Gebäude in Königsberg: Mithilfe der Spende von Sabine Krupp entsteht hier ein Hospiz.


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